Metro:Ende einer Schrumpfkur

Metro-Chef Olaf Koch will zum Jahresende gehen

Olaf Koch ist seit 2012 Metro-Chef. Unter ihm trennte sich der Konzern von Galeria Kaufhof, Mediamarkt-Saturn – und kürzlich auch von Real.

(Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Olaf Koch hat den Handelskonzern deutlich verkleinert, viel Kritik geerntet. Nun geht der Chef vorzeitig, eine Abfindung will er nicht.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Eines muss man Olaf Koch lassen: Der Metro-Chef sagte schon vor Jahren klar, in welchen Geschäften er die Zukunft des Handelskonzerns sieht - und in welchen nicht. Doch kaum ist Metro wirklich zu jenem reinen Großhändler geworden, für den Koch stets warb, kündigt der 50-Jährige seinen Abgang an. Ende dieses Jahres wird Koch das Unternehmen verlassen, wie Metro nun bekannt gab.

Der Betriebswirt und frühere Daimler-Manager hat den einst hoch verschuldeten Konzern auseinandergenommen: Unter Kochs Führung verkaufte Metro vor fünf Jahren Galeria Kaufhof; 2017 spaltete sich der Großhändler von den Elektronikketten Mediamarkt und Saturn ab. In diesem Frühjahr hat Metro schließlich die lange Zeit kriselnde Supermarktkette Real verkauft, nach einigem Hin und Her.

Mithin habe man "ein wesentliches Ziel erreicht", sagt Koch: Metro "von einem Konglomerat" zu einem spezialisierten Großhändler auszurichten. Der Konzern betreibt heute in 34 Staaten Märkte, in denen vor allem Einzelhändler und Hotels, Restaurants und Caterer einkaufen. Zudem liefert Metro immer mehr Waren aus - oder lässt Kunden im Internet vorbestellte Produkte in den Filialen abholen.

Koch habe den Chefposten bei Metro 2012 "in einer durchaus prekären Situation" übernommen, rekapituliert der Manager am Telefon: "Wir haben das Unternehmen seitdem um mehr als sieben Milliarden Euro entschuldet. Unser Kerngeschäft ist heute sehr profitabel."

Für Aktionäre freilich ist die Rechnung bislang kaum aufgegangen. Vorigen Sommer wollte der tschechische Milliardär Daniel Křetínský Metro noch zusammen mit seinem slowakischen Geschäftspartner Patrik Tkáč übernehmen. Ihre Firma EPGC bot damals 16 Euro je Aktie. Doch Vorstand und Aufsichtsrat wiesen die Offerte als zu niedrig zurück. Křetínský sagte damals, dass er Koch nun am Zug sehe, den Börsenwert von Metro zu verbessern: "Jetzt müssen sie liefern." EPGC hält bis heute knapp 30 Prozent der Anteilsscheine und ist mit Marco Arcelli im Aufsichtsrat von Metro vertreten.

Doch zuletzt notierte der Metro-Kurs unter neun Euro. Anlegervertreter hatten die Kursentwicklung schon in der Hauptversammlung Mitte Februar als "Trauerspiel" kritisiert. Anschließend ließ die Corona-Krise das Geschäft mit Gastronomen und Hoteliers zeitweise einbrechen. Immerhin meldet Metro seit Juli wieder Umsätze auf oder leicht über Vorjahresniveau.

Bereits zuvor monierten Kritiker, dass Koch zwar ein guter Finanzmanager sei, sich mit Firmenverkäufen und Zusammenschlüsse auskenne. Er sei aber kein originärer Handelsfachmann, hieß es von verschiedener Seite. Auch unter Arbeitnehmervertretern hat sich Koch kaum Freunde gemacht. Nach dem Verkauf von Real droht mehreren Filialen das Aus; Gewerkschafter sehen Tausende Arbeitsplätze in Gefahr.

Koch selbst sagt, dass sein angekündigter Abgang nichts mit Druck von EPGC zu tun habe: "Ich habe sowohl zu Herrn Křetínský als auch zu Herrn Arcelli ein professionelles und konstruktives Verhältnis." EPGC wollte Kochs Rückzug am Wochenende nicht kommentieren.

Nach dem Verkauf von Real und der bislang akutesten Phase der Corona-Krise beginne für Metro nun eine neue Zeitrechnung, sagt Koch. "Ich denke, dass mit dem Beginn dieses neuen Abschnitts ein guter Zeitpunkt gekommen ist." Der Aufsichtsrat hat am Sonntag "ein geordnetes Verfahren" angekündigt, um einen oder eine neue Vorstandsvorsitzende zu finden.

Eigentlich läuft Kochs Vertrag noch bis März 2022. Er wolle den Übergang bis Jahresende "tatkräftig" unterstützen und danach keine Abfindung fordern, sagt Koch: "Ich erhebe keinerlei Ansprüche, mir meinen Vertrag über Dezember 2020 hinaus auszahlen zu lassen. Das fände ich absolut unanständig." Was seine berufliche Zukunft betrifft, habe er "bislang keine andere Vertragskonstellation aufgegriffen", so Koch, "und auch noch keine Gespräche geführt."

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