Restaurants, Hotels und Kantinen sind in Deutschland und Europa wieder geöffnet. Und die börsennotierte Metro AG, die Gastronomiebetriebe mit Lebensmitteln und Dienstleistungen versorgt, blickt wieder zuversichtlicher in die Zukunft. Den ehemaligen Würth-Manager Steffen Greubel, der seit gut 90 Tagen Vorstandsvorsitzender des Großhändlers ist, veranlasste das dazu, die zuvor abgesenkte Prognose wieder anzuheben. Metro erwartet nun zwar noch einen Umsatzrückgang. Der könnte aber mit einem Minus von 0,5 bis 3,5 Prozent weniger stark als befürchtet ausfallen.
Je nach dem, wie es weitergeht, könnte sich sogar der Vorsteuergewinn (Ebitda) im Vergleich zum Vorjahr positiv entwickeln. Nach der Bekanntgabe zog die Metro-Aktie am Donnerstag um 0,8 Prozent an. Ihr Kursniveau liegt allerdings weiter deutlich unter den 16 Euro je Stammaktie, die der tschechische Großaktionär Daniel Křetínský vor zwei Jahren für die Komplettübernahme der Metro geboten hatte.
Greubel sprach in einer Telefonkonferenz am Donnerstag von einem "Nachfrage-Boom". Bei Hotels, Restaurants und Caterern verzeichnete Metro ein Plus von 57 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Im Juni hätten die Erlöse in den Bereich sogar das Vorkrisen-Niveau übertroffen. Auch der Juli habe sich gut angelassen. Wie das Tourismus-Geschäft im Sommer läuft, wird für Metro von großer Bedeutung sein.
Ähnlich wie der Händler kalkulieren auch die Marktforscher der npdgroup mit unterschiedlichen Szenarien in der Gastronomie. Für den Fall, dass die Pandemie unter Kontrolle bleibt, könnten die Verbraucher dieses Jahr zehn Prozent mehr in dem Bereich ausgeben als 2020. Aber selbst dann lägen die Ausgaben 2021 fast 30 Prozent unter dem Niveau von 2019. Wie schwer der Lockdown die Gastronomie getroffen hat, zeigt der Vergleich der Zeiträume April 2019 bis März 2020 und April 2020 bis März 2021. Hier gingen die Ausgaben laut dem Konsumentenpanel Crest um 44 Prozent zurück.
Greubel sagte, Metro habe die Zeit des Lockdowns genutzt, um Gastronomen etwa mit digitalen Dienstleistungen auszustatten. Mehr als drei Millionen Reservierungen seien über eine Metro-App gelaufen. Der neue Metro-Chef zeigte sich optimistisch, zu den Unternehmen zu gehören, die nach der Krise stärker sein werden, als sie es vorher waren. Derzeit erarbeitet er eine neue Konzernstrategie. Dabei überprüft Greubel auch das "Länder-Portfolio". Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich Metro aus weiteren Ländern zurückzieht. Zuletzt hatte sich Metro aus China verabschiedet. Wann die neue Strategie vorgestellt wird, sagte Greubel nicht. Voraussichtlich wird es im Januar 2022 soweit sein.