Metro: Cordes und sein Plan:Karstadt will sich nicht einpacken lassen

Gehen Karstadt und Kaufhof zusammen? Arcandor-Chef Eick spricht von einem Störfeuer und setzt weiter auf staatliche Bürgschaft.

C. Busse und S. Weber

Der Arcandor-Konzern wehrt sich gegen eine Fusion seiner Warenhaustochter Karstadt mit Kaufhof. Vorstandschef Karl-Gerhard Eick sieht den Vorstoß des Mitbewerbers als ein taktisches Manöver und Störfeuer auf politischer Bühne, um die Gespräche von Arcandor über Staatshilfe zu torpedieren.

Karstadt, dpa

Arcandor fürchtet den Verlust von Einfluss bei Karstadt.

(Foto: Foto: dpa)

Überraschend hatte Metro-Chef Eckhard Cordes am Wochenende den Vorstoß gemacht, die 126 Kaufhof-Filialen mit den 90 Warenhäusern von Karstadt zusammenzuführen. Der Plan hat den um sein Überleben kämpfenden Arcandor-Konzern und dessen Chef Eick unvorbereitet getroffen. "Bisher hat sich bei mir niemand gemeldet. Geschweige denn, dass uns ein Konzept vorliegt", sagte er in einem Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.

Auf längere Sicht könnte Zusammengehen sinnvoll sein

Das von Cordes favorisierte Modell eines Zusammenschlusses sieht vor, dass die Kaufhof-Muttergesellschaft Metro sowie Banken und Vermieter der Karstadt-Häuser nahezu sämtliche Anteile übernehmen. Eick wehrt sich dagegen, dass Arcandor damit seinen Einfluss verliert, was er für ungerechtfertigt hält. "Nach den von uns angestellten Bewertungen lautet das Kräfteverhältnis allenfalls ein Drittel zu zwei Drittel, wenn nicht sogar 50 zu 50", betonte der Vorstandschef, der den Essener Handels- und Touristikkonzern seit März führt.

Auf lange Sicht hält es der frühere Telekom-Finanzchef allerdings durchaus für sinnvoll, dass Kaufhof und Karstadt ein Zusammengehen prüfen. In der gegenwärtigen Situation, in der Arcandor um seine Existenz ringt, sei dies jedoch keine Option. Am 12. Juni werden Kredite in Höhe von 650 Millionen Euro fällig, im September müssen weitere 300 Millionen nachfinanziert werden. Zudem benötigt Arcandor nach eigenen Angaben in den nächsten fünf Jahren weitere 900 Millionen Euro.

Ohne Staatsgarantien hat das Unternehmen derzeit keine Chancen, neue Bankkredite zu erhalten. Eick sagte, ein entsprechender Antrag werde bis Mitte der Woche in Berlin gestellt. Er betrachtet den von Metro ins Spiel gebrachten Fusionsvorschlag als "Störfeuer", um die Gespräche über eine Bürgschaft zu torpedieren. "Eine privatwirtschaftliche Lösung zu präsentieren und damit die Bürgschaft zu verhindern - das kann es nicht sein", sagte Eick.

Gespräche mit Aktionären

Um Arcandor vor der Insolvenz zu bewahren, müssen nach seiner Darstellung alle Beteiligten einen Beitrag leisten. Ein entsprechendes Konzept hatte Eick am Sonntag dem Arcandor-Aufsichtsrat vorgelegt. Danach müssen alle Beteiligten einen Beitrag zu Sanierung lesiten: Die Banken, indem sie bestehende Kreditlinien verlängern, Vermieter und Lieferanten, indem sie in den nächsten fünf Jahren Nachlässe im Umfang von 250 Millionen Euro gewähren und die Aktionäre, in dem sie über eine Kapitalerhöhung kurzfristig 100 Millionen Euro bereitstellten. Das Bankhaus Sal. Oppenheim als größter Aktionär hat Eick zufolge dazu seine Zusage bereits gegeben. Mit anderen Aktionären gebe es Gespräche.

Beim Bundeskartellamt hieß es, ein etwaiges Vorhaben eines Zusammenschlusses würde eingehend geprüft, es gebe aber noch keinen Antrag, sagte ein Sprecher. Offenbar hat es bisher auch noch keine Voranfragen oder informelle Kontakte gegeben. Offen ist, wie die Wettbewerbsbehörde die Märkte abgrenzen würde. Wenn beispielsweise nur der Markt für Kaufhäuser betrachtet würde, könnten Karstadt und Kaufhof gemeinsam eine marktbeherrschende Stellung erlangen.

Vorstellbar ist aber auch, dass der Einzelhandel insgesamt als relevanter Markt herangezogen wird. Hier herrscht teilweise starker Wettbewerb, beispielsweise bei Discountern und bei Selbstbedienungs-Warenhäusern. Ungeklärt ist auch, ob angesichts der Größe der beiden Konzern nicht möglicherweise zunächst die EU-Wettbewerbsbehörde für den Fall zuständig sein könnte. Diese könnte die Prüfung dann aber wieder an das Kartellamt zurückverweisen.

Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) machte am Montag deutlich, dass er keinen schnellen Beschluss über die beantragten Staatsbürgschaften fällen will. "Das ist keine Aktion, die mit leichter Hand innerhalb von zwei Tagen zu bewältigen wäre", sagte Guttenberg am Montag in München. Sein Ministerium machte deutlich, dass die Hilfen den Wettbewerb nicht verzerren dürften. Die Aktien von Arcandor legten am Montag zu.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: