Messebranche:"Wir spielen in der Champions League"

Messebranche: Der Auma-Vorsitzende Walter Mennekes wünscht sich angesichts von Handelskonflikten mehr Unterstützung von der Politik auf Messen im Ausland.

Der Auma-Vorsitzende Walter Mennekes wünscht sich angesichts von Handelskonflikten mehr Unterstützung von der Politik auf Messen im Ausland.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Nirgends sind die Messegelände so gut wie in Deutschland, sagt der Auma-Vorsitzende Walter Mennekes. Doch für Unternehmen werden die Veranstaltungen im Ausland immer wichtiger.

Interview von Peter Fahrenholz

Walter Mennekes steht seit 2013 an der Spitze des Ausstellungs- und Messeausschusses der deutschen Wirtschaft (Auma). Diesem gehören insgesamt 74 Verbände und Messegesellschaften an. Weil die Amtsdauer des Vorsitzenden auf sechs Jahre begrenzt ist, gibt der 71-jährige Elektrotechnikunternehmer sein Amt in der nächsten Woche ab. Seine Firma aus Kirchhundem im Sauerland zählt zu den Weltmarktführern für Industriestecker und gehört zu den Pionieren beim Thema Elektromobilität.

SZ: Die Digitalisierung verändert die Wirtschaft enorm. Vieles kann heute digital erledigt werden, Treffen mit Geschäftspartnern aus Übersee genauso wie Produktpräsentationen. Werden Messen möglicherweise irgendwann überflüssig? Oder ist der persönliche Kontakt durch nichts zu ersetzen?

Walter Mennekes: Die Digitalisierung ist ja nicht erst gestern erfunden worden, das ist ein Prozess, mit dem sich die Wirtschaft seit Langem Schritt für Schritt befassen muss. Im Mittelstand baut die Digitalisierung aber ganz wesentlich auf persönlichen Kontakten auf. Und diese persönlichen Kontakte sind sicherlich das Teuerste, was wir haben, weil sie mit Reisen verbunden sind und mit weltweiter Präsenz. Aber sie sind auch das Beste. Einem Partner in die Augen zu blicken, ist für die Vertiefung eines geschäftlichen Kontaktes ganz wichtig. Ich glaube deshalb: Messen bleiben unverzichtbar.

Egal über welche Messe man geht, man trifft dort immer viele Aussteller kleiner und mittlerer Unternehmen. Sind Messen vor allem für den Mittelstand ein unverzichtbares Instrument, weil die großen Industrieunternehmen ihre eigenen Kanäle haben?

Das ist so. Die großen Unternehmen haben mittlerweile überall auf der Welt einen Nagel, an dem sie ihren Hut aufhängen können. Das ist im Mittelstand oft nicht gegeben, ist auch von Branche zu Branche unterschiedlich. Aber wenn man exportfähige Produkte hat, dann muss man die auch zeigen und bekannt machen.

Messen dienen immer öfter dazu, Fachkräfte zu gewinnen. Aktuell nennen 23 Prozent aller Aussteller dies als wichtiges Messeziel. Schlendert man da durch die Hallen und wirbt der Konkurrenz Personal ab?

Nein, so ist das nicht. Wir zum Beispiel sprechen nicht direkt Leute an. Aber wir halten Ausschau nach guten Leuten. Deshalb legen wir großen Wert auf unsere Außendarstellung. Denn die zielt natürlich auch auf Besucher ab, die uns noch nicht so gut kennen. Und die dann nach dem ersten Eindruck sagen: Das ist eine interessante Firma, das könnte was für meine berufliche Weiterentwicklung sein. Und die bewerben sich dann bei uns.

Das heißt, Sie haben auf Messen auch schon neues Personal rekrutiert?

Ja, wir gucken auf Messen immer, mit was für Gesprächspartnern haben wir es zu tun. Wollen die Stecker kaufen oder haben die andere Interessen, sind die vielleicht an einem beruflichen Wechsel interessiert.

Überall auf der Welt entstehen neue Messegelände oder sie werden erneuert. In Deutschland sind viele Messehallen dagegen deutlich in die Jahre gekommen. Droht Deutschland hier ins Hintertreffen zu geraten?

Nein, das befürchte ich überhaupt nicht. Die Messehallen und die dazugehörende Infrastruktur sind nirgendwo so dicht und qualitativ so hochwertig wie in Deutschland. Alle Messen in Deutschland haben in den letzten Jahren stark investiert. Die deutschen Messegesellschaften können sich mit Messegesellschaften aus anderen Ländern nicht nur messen. Sondern da spielen wir in der Champions League. Wir haben gute Flugverbindungen in alle Welt, wir haben eine funktionierende Infrastruktur mit Hotels und Gastronomie, die Verkehrsanbindungen ermöglichen es, morgens schnell zur Messe hinzukommen und abends schnell wieder weg. Ich kenne 80 Länder mit ihren Messegeländen. Nirgends ist es so gut wie in Deutschland.

Viele deutsche Messegesellschaften engagieren sich seit Jahren im Ausland. Wie wichtig sind diese Auslandsmessen, gerade für einen Mittelständler?

Die Auslandsmessen sind sehr wichtig. Als Mittelständler darfst du nicht in deiner Provinz bleiben, du musst in die Welt hinausgehen und zeigen, was du machst. Die Großen waren immer schon da, aber die Kleinen müssen mehr denn je tun.

Wie wichtig ist es für Ihr Unternehmen, auf Messen vertreten zu sein?

Wenn Sie Siemens heißen oder BASF, brauchen Sie niemandem auf der Welt was zu erklären. Aber wenn Sie Mennekes, Maier oder Schmitz heißen, dann weiß kaum jemand, was dahintersteht. Deswegen ist der Auftritt im Ausland so wichtig. Unsere ersten Kontakte in neue Länder, wie zum Beispiel nach Vietnam oder Myanmar, sind immer auf Messen zustande gekommen. Das ist sehr wichtig, denn 60 Prozent unserer Produkte gehen in den Export.

Sie haben immer großen Wert darauf gelegt, dass das Wirtschaftsministerium deutsche Aussteller im Ausland unterstützt. Wie wichtig ist die politische Unterstützung vor dem Hintergrund, dass die von US-Präsident Donald Trump entfachten Handelskonflikte immer weiter zu eskalieren drohen?

Wir tun hier zu wenig. Ich halte die Unterstützung des Wirtschaftsministeriums und die politische Begleitung für nicht ausreichend. Wenn irgendwo auf der Welt wichtige Messen sind, sollte ein Minister oder Staatssekretär dabei sein, etwa auf deutschen Gemeinschaftsständen. Das hat eine ganz andere Öffentlichkeitswirkung. Das ist hilfreich. Die lokalen Medien berichten darüber, das Land merkt, wie wichtig wir das nehmen. Denn Deutschland muss aufpassen. Lange Zeit wurden unsere Leistungen bewundert und anerkannt. Mittlerweile gibt es zum einen viele Neider, die den Deutschen etwa ihre Exporterfolge vorwerfen. Zum anderen rüsten andere Länder gewaltig auf. Dem müssen wir uns stellen. Und da müsste die Politik viel mehr tun.

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