Merrill Lynch hat ein großes Problem: Die US-Bank findet einfach nicht schnell genug gut qualifizierte Mitarbeiter. Darum hat sich das erst vor wenigen Monaten von der Bank of America übernommene Institut etwas Besonderes einfallen lassen: Potentiellen neuen Mitarbeitern werden einem Bericht der Financial Times zufolge 140 Prozent des ersten Jahresgehalts allein als Einstiegsbonus offeriert - als Entscheidungshilfe sozusagen.

Das britische Finanzblatt zitiert verschiedene Personaler. Die Prämie sei höher als in den Boom-Jahren 2006 und 2007, heißt es. Merrill muss leere Reihen in der Vermögensverwaltung füllen, nachdem viele Finanzberater der übernommenen Bank im vergangenen Jahr den Rücken gekehrt haben.
Ein früherer Merrill-Manager bezeichnete die Aktion als Akt der Verzweiflung. Merrill Lynch wies diese Darstellung zurück und wollte Details zum Rekrutierungsprogramm nicht kommentieren.
Seit der Übernahme durch die Bank of America im Januar hatte die Finanzberatung dem Bericht zufolge 3000 Mitarbeiter verloren. Auch der Konkurrent Morgan Stanley Smith Barney habe inzwischen Probleme, neue Berater zu finden und locke mit ähnlich hohen Einstiegsgeschenken.
Allerdings hat Morgan Stanley im Gegensatz zur Merrill-Mutter Bank of America die Staatshilfen bereits zurückgezahlt. Die Bank of America war von der US-Regierung mit 45 Milliarden Dollar gestützt worden und zahlte die Hilfen bisher anders als andere Großbanken nicht zurück.
Und noch ein Problem
Die Merrill-Mutter stand zuletzt ohnehin schon wegen der Affäre um Milliarden-Boni für Manager in der Kritik. Eigentlich sollte ein millionenschwerer Vergleich mit der US-Börsenaufsicht SEC für Ruhe sorgen. Der zuständige Richter verweigert aber vorerst seinen Segen und fordert bis Ende August mehr Auskünfte. Der Finanzkonzern hatte nach Ansicht der SEC seine Aktionäre im Zuge der 5,8 Milliarden Dollar schweren Bonuszahlungen in die Irre geführt. Der Konzern hatte seinen Aktionären versichert, Merrill dürfe ohne grünes Licht der neuen Mutter keine Boni auszahlen. In Wirklichkeit hatte die Bank of America dies aber laut SEC dem Merrill-Management schon zugesagt.
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