Merckle: Ungewisse Zukunft:"Wir wollten nichts unversucht lassen"

Jetzt redet Merckle: Der Unternehmer gibt sein Imperium nicht verloren. Mit einem neuen Vorstoß will er in letzter Minute doch noch den rettenden Kredit bekommen.

Lange redeten alle über ihn - jetzt redet der Milliardär Adolf Merckle selbst. Der Unternehmer glaubt weiter an die Zukunft seiner ins Schlingern geratenen Firmengruppe und setzt noch immer auf eine Einigung mit den Banken. Am Montag habe man den Instituten ein neues Angebot unterbreitet. Man arbeite weiter daran, eine Lösung zu finden, sagte Merckle der Frankfurter Allgemeinen Zeitung . (www.faz.net)

Merckle: Ungewisse Zukunft: Milliardär und Unternehmer Adolf Merckle will sein Firmenimperium unbedingt retten.

Milliardär und Unternehmer Adolf Merckle will sein Firmenimperium unbedingt retten.

(Foto: Foto: dpa)

Wie diese Lösung aussehen soll, verriet Merckle auch: In den aktuellen Verhandlungen fordern die Banken seinen Angaben zufolge, die Anteile der Familie an Ratiopharm, Heidelberg-Cement und Phoenix als Sicherheit zu geben: "Dazu sind wir auch bereit, wenn wir den notwendigen Kredit bekommen", wurde er zitiert.

Insgesamt zeigte der 74-Jährige Verständnis für die vorsichtige Haltung der Institute, die sich in der Finanzmarktkrise anderen Herausforderungen ausgesetzt sähen als bisher und sich daher anders verhielten: "Das ist nachvollziehbar. Aber vorauszusehen war das für niemanden. Es ist eine neue Situation, dass man trotz Sicherheiten keine neuen Kredite mehr bekommt", sagte Merckle. Die Unternehmen seiner Firmengruppe hätten im operativen Geschäft keine Probleme. "Es ist ein reines Liquiditätsproblem", sagte der Milliardär.

"Ein reines Liquiditätsproblem"

Auch zur Aufregung um eine mögliche Bürgschaft des Landes Baden-Württemberg äußerte sich der Unternehmer. "Wir wollten nichts unversucht lassen, um eine Lösung zu finden. Auch wenn wir dafür kritisiert wurden. Es ging ja nicht darum, ein Geschenk des Landes Baden-Württemberg zu erhalten, sondern Unternehmen, die in Baden-Württemberg Arbeitsplätze schaffen, zu stabilisieren." Dass er persönlich angegriffen und als Zocker dargestellt werde, wäre noch nicht so schlimm, betonte Merckle. "Wirklich zum Problem wird es, wenn es daraufhin zu Rückwirkungen auf die Handlungsmöglichkeiten des Unternehmens kommt, weil die Erwartung der Marktteilnehmer durch eine aktuelle, vielleicht nicht einmal langanhaltende Stimmung beeinflusst wird."

"Solide kalkulierte" Aktiengeschäfte

Die umstrittenen Wertpapiergeschäfte, die das Merckle-Imperium erst in die derzeitige Schieflage brachten, verteidigte der Unternehmer. "Sie waren solide kalkuliert, so dass immer alle beteiligten Parteien - unsere Beteiligungsunternehmen und auch die Banken - davon profitiert haben." Als Unternehmer gehe man immer gewisse Risiken ein: "Ich habe schon viele sogenannte Börsencrashs überstanden. Mit einer Banken- und Finanzkrise in diesem Ausmaß konnte ich jedoch nicht rechnen."

Ausdrücklich in Schutz nahm Merckle seinen Sohn Philipp Daniel, der sich noch vor wenigen Tagen zu Wort gemeldet und vom Firmenimperium des Vaters distanziert hatte. Unter Philipps Führung hätte der Generika-Hersteller Ratiopharm das beste Ergebnis seit Jahren erwirtschaftet. Dann aber wollte sich der Sohn "wirtschaftlich trennen und selbstständige Wege gehen, was ich auch unterstütze."

Die drei wichtigsten Unternehmen der Merckle-Gruppe haben nach Angaben einer Sprecherin etwa 100.000 Mitarbeiter und machen jährlich insgesamt 30 Milliarden Euro Umsatz. Der 74-Jährige steht unter anderem bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) in der Kreide. In mit der Sache vertrauten Kreisen wird der Finanzbedarf von Merckle auf ein Volumen von 700 Millionen bis zu einer Milliarde Euro geschätzt.

Merckles Sohn Ludwig hatte unlängst einen Liquiditätsengpass bei der von ihm geleiteten VEM Vermögensverwaltung infolge der Finanzkrise eingeräumt, der nur mit Hilfe der Banken ausgeglichen werden könne. Allein durch Spekulationen mit VW-Aktien sei ein niedriger dreistelliger Millionenverlust entstanden. Dazu kommt, dass der Baustoffkonzern Heidelberg-Cement, an dem VEM und die weitere Holdingfirma Spohn Cement knapp 80 Prozent halten, nach dem Kauf des britischen Konkurrenten Hanson mit mehr als zwölf Milliarden Euro in der Kreide steht.

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