Süddeutsche Zeitung

Merckle-Sohn über den toten Vater:"Er wurde immer unsteter"

Philipp Daniel Merckle, Sohn des verstorbenen Unternehmers und Milliardärs Adolf Merckle, sieht das Familienimperium kurz vor dem Zusammenbruch - und äußert sich zum Selbstmord seines Vaters.

Der Sohn des verstorbenen Unternehmers und Milliardärs Adolf Merckle sieht keine Zukunft mehr für das angeschlagene Familienimperium. "Mein Gefühl war schon seit längerem: Dieses verschachtelte Firmenkonstrukt kann nicht mehr funktionieren", sagte der 42-jährige Philipp Daniel Merckle in einem Interview mit dem Spiegel.

Zu dem Firmenimperium gehören Ratiopharm, HeidelbergCement, der Pharmagroßhändler Phoenix und der Spezialfahrzeughersteller Kässbohrer.

Unternehmensgründer Adolf Merckle hatte sich Anfang Januar in der Nähe seines Heimatortes Blaubeuren-Weiler bei Ulm vor einen Zug geworfen. Der Sohn sagte nun, sein Vater Merckle sei vor seinem Suizid schwer herzkrank gewesen: "Es wäre durchaus möglich gewesen, dass er das nächste halbe Jahr nicht mehr erlebt hätte." Die Wirtschaftskrise sei indes nicht schuld an dem Selbstmord, sie habe "den Zerfall des Imperiums nur beschleunigt".

Unüberschaubares Konzerngeflecht

Das Reich, das sein Vater aufgebaut habe, sei ein unüberschaubares Konzerngeflecht gewesen. Und die Verschachtelung sei durchaus Prinzip gewesen. Am Schluss habe selbst Adolf Merckle der Überblick gefehlt. Über vieles sei in der Familie nie offen gesprochen worden: "Es herrschte eine Kultur der Sprachlosigkeit", sagte der zweitälteste Merckle-Sohn.

Er sieht den Selbstmord auch als tragischen Schlusspunkt einer Veränderung seines Vaters: "Auch im Wesen wurde er immer unsteter." Er habe vor sich selbst keine Achtung mehr gehabt.

Philipp Daniel Merckle rief dazu auf, aus dieser Tragik Lehren zu ziehen: "Dass wir vor allem als Unternehmer zurückfinden müssen zu einer gelebten Identität; zu Werten wie Vertrauen, Glaubwürdigkeit, zu verantwortlichem Handeln und den Prinzipien ehrbarer Kaufleute."

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