Es tut sich was im Vorstand von Mercedes, der Autobauer baut sein Führungsgremium um. Markus Schäfer, Chief Technology Officer und Vorstand für Entwicklung und Einkauf, wird gehen. Anfang Dezember übernimmt Jörg Burzer seinen Vorstandsposten. Burzer sitzt schon seit 2019 im Mercedes-Vorstand und verantwortet aktuell das Ressort Produktion, Qualität und Supply-Chain-Management. Seinen Job wird Michael Schiebe übernehmen, der bisherige Chef der Luxusmarke AMG.
Über den Dreiertausch hat der Aufsichtsrat des Autobauers in dieser Woche entschieden. Damit treibt er den Generationenwechsel im Führungsgremium voran. Der scheidende Entwicklungsvorstand Schäfer hat mit seinen 60 Jahren die Altersgrenze überschritten, anschließend werden die Vorstände bei Mercedes nur noch jeweils für ein Jahr berufen.
Zuletzt hatte Mercedes seinen Vorstand auf mehreren Positionen neu besetzt und verjüngt. Im Februar hatte Hubertus Troska den Job als China-Vorstand an Oliver Thöne übergeben. Britta Seeger, vorher Vertriebsvorständin, war im Mai auf die Personalvorständin Sabine Kohleisen gefolgt, Mathias Geisen hatte den Vertriebsvorstand übernommen. Im Oktober ersetzt Olaf Schick die langjährige Rechtsvorständin Renata Jungo Brüngger. Der Vorstand ist durch die Rochaden nicht nur jünger, sondern auch männlicher geworden.
Mit Schäfer verlässt nun eine der prägenden Figuren den Konzern. Er begann seine Karriere bei Mercedes im Jahr 1990 und hat später in mehreren Führungsrollen gearbeitet, war Werksleiter in Ägypten und Tuscaloosa, USA, Chef der Produktionsplanung und Chief Operating Officer. Als Architekt der Technologiestrategie habe er den Wandel bei Mercedes-Benz von einem klassischen Automobilhersteller hin zur Elektrifizierung des Portfolios und der Integration digitaler Systeme maßgeblich vorangetrieben, ließ sich Aufsichtsratschef Martin Brudermüller in der Mitteilung des Konzerns zitieren.
Schäfer hatte die Factory 56 in Sindelfingen als digitale Produktionsstätte für S-Klasse und EQS konzipiert und das neue Betriebssystem MB.OS eingeführt. Er galt neben Ola Källenius als der starke Mann im Unternehmen, sein Verhältnis zum Vorstandschef soll aber nicht immer spannungsfrei gewesen sein, auch weil Schäfer zeitweise selbst Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt wurden.
Der Vorstand steht unter großem Erfolgsdruck
Mercedes hat mit dem neuen CLA und dem vollelektrischen GLC, den der Autobauer erst kürzlich auf der IAA in München präsentierte, eine Produktoffensive gestartet, die größte der Konzerngeschichte, wie Vorstandschef Ola Källenius immer wieder betont. Mehr als 40 neue Modelle sollen bis 2027 auf den Markt kommen.
Der Zeitpunkt für den Vorstandswechsel kommt insofern zu einem günstigen Zeitpunkt. Denn der allergrößte Teil der Entwicklungsarbeit für die neuen Modelle ist getan. Die Plattformen stehen, die Architekturen auch, jetzt geht es vor allem um die Erprobung der neuen Autos.
Der neue Chief Technology Officer Jörg Burzer wird sich also vor allem um die Entwicklung der Modelle kümmern, die nach der großen Produktoffensive auf den Markt kommen sollen. Burzer steuert in seinem aktuellen Job als Produktionsvorstand das globale Produktionsnetzwerk mit mehr als 30 Standorten und die weltweiten Logistikprozesse. 1999 hatte er seine Karriere bei Mercedes begonnen und mehrere Führungspositionen innegehabt, unter anderem als Leiter des Qualitätsmanagements. Aufsichtsratschef Brudermüller attestiert ihm „beeindruckende Umsetzungsstärke“.
Burzers Nachfolger als Produktionschef, Michael Schiebe, leitet seit März 2023 die Luxusmarke AMG. Schiebe hat 2004 bei Mercedes angefangen und unter anderem als Luxemburg-Chef und Vertriebschef in Deutschland gearbeitet. Bei Mercedes-AMG habe er zuletzt unter Beweis gestellt, wie er strategisches Denken und konsequentes Handeln mit operativer Exzellenz kombiniert, sagt Aufsichtsratschef Brudermüller.
Tatsächlich steht der Vorstand des Stuttgarter Autobauers unter großem Erfolgsdruck. Seit Jahren verkauft Mercedes weniger Autos, vor allem auf dem umkämpften chinesischen Markt, der für den Autobauer sehr wichtig ist – denn dort verkauft er rund ein Drittel seiner Autos. Im ersten Halbjahr 2025 sank der Umsatz auf 66,4 Milliarden Euro, der Gewinn schrumpfte um gut 56 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Es gibt also viel zu tun für den neu formierten Mercedes-Vorstand. Die neuen Modelle müssen nun wirklich sitzen, vor allem die elektrischen. Denn gerade dort ist die Konkurrenz den Stuttgartern zuletzt enteilt.
