Das für Mercedes-Fahrer und Konsumkritiker Wichtigste gleich vorweg: An den Autos ändert sich nichts. Der Stern bleibt am Kühler, silbrig und voluminös. Auf der Motorhaube sitzt er ja seit Jahren bei immer weniger Modellen, zum Leidwesen aller Punks und derer, die sich dafür halten. Und auch im Auftritt der Mercedes-Benz AG verschwindet der Stern jetzt – und hinterlässt nur seinen zweidimensionalen Umriss.
Still und leise haben sie nämlich im Konzern das Logo überarbeitet, das Coporate Design, wie das so heißt. Erst auf Anfrage bestätigte eine Konzernsprecherin jüngst, dass der Stern gedruckt und digital nun nur noch in zwei Dimensionen erscheint, gefärbt entweder in Schwarz oder Weiß. Hauptziel der neuen Gestaltung, heißt es, sei „Vereinfachung“ gewesen.

Sicher, die Zeiten sind unübersichtlich, ein bisschen weniger Komplexität täte wahrscheinlich vielen gut. Aber damit sind sie in Stuttgart schon ziemlich spät dran: VW präsentiert sich bereits seit 2019 in 2D, BMW folgte ein Jahr später. Mit Mercedes ist nun also die Dreifaltigkeit der deutschen Autokonzerne wieder komplett, vereint in Flachheit.
Dass man die Veränderung bei Mercedes nicht offensiv verkündet hat, mag den Erfahrungen der Konkurrenz geschuldet sein. Zuletzt hatte beispielsweise der britische Rivale Jaguar seinen Auftritt generalüberholt: statt springender, brüllender Raubkatze gibt es nun nur noch einen Schriftzug und vor allem viel Pink. Das Echo: vernichtend, to say the least. Praktisch gleichzeitig stellte auch Audi in China ein neues E-Auto ganz ohne Logo vor, nur noch mit Schriftzug. Und wieder: alles dabei zwischen Verwirrung und Verwünschung. Offenbar wollte man da in Stuttgart lieber leiser sein, zumal ja kaum ein Logo so viele Emotionen weckt wie der Stern mit den drei Zacken: wahlweise als Symbol für Erfolg und Eleganz – oder eben für Kapitalismus und Klassismus.
Und das mit dem zweidimensionalen Stern ist in Stuttgart auch nicht ganz neu. Schon zwei Mal in der langen Firmenhistorie kam das Logo völlig platt daher – und nie folgten dann gute Zeiten. 1933 etwa stellte man auf Schwarz und flächig um, gut les- und erkennbar. Aber die Jahre danach wurden die wohl finstersten in der jüngeren europäischen Geschichte. 2007 dann, mit dem Ende der unseligen Verbindung zum US-Autobauer Chrysler, wurde der Stern dann zur weißen Kontur. Vorbei mit den Krisen war es damit allerdings nicht, im Gegenteil: Es folgten die Finanz- und die Euro-Schuldenkrise. Erst als Europa von 2010 an die Rettungsschirme aufspannte und der damalige Konzernchef Dieter Zetsche dem Stern seine dreidimensionale Anmutung zurückgab, beruhigte sich die Lage langsam wieder.
Und heute? Ein paar Stichworte reichen wohl, um die Lage zu umreißen: Klimakrise, Handelskrieg, Ukraine. Ob sie sich das mit dem neuen Logo in Stuttgart also wirklich gut überlegt haben? Man kann es wohl nur hoffen.