Shitstorm für Mercedes-Benz:Mit dem Klimawandel scherzt man nicht

Der neue Mercedes GLC.

Ein Mercedes-SUV ähnlich dem Modell, mit dem der Konzern nun einen Shitstorm auslöste.

(Foto: dpa-tmn)
  • Mercedes-Benz hat mit einem Tweet Wut und Unverständnis vieler Nutzer auf sich gezogen.
  • "Wenn dieser Sommer noch nicht warm genug war, dann heizt der Mercedes-AMG GLA 45 4MATIC noch mehr ein", schrieb der Konzern auf Twitter.
  • Der Shitstorm folgte prompt - genau wie die zerknirschte Entschuldigung.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Am Donnerstagnachmittag war es in Stuttgart drückend heiß und schwül. Ein Wetter, bei dem man jede Abkühlung dankbar annimmt und unnötigen Stress vermeidet. Nicht so die Social-Media-Redaktion von Mercedes-Benz: Sie setzte einen Tweet ab, der in dem Netzwerk eine hitzige Diskussion auslöste und dem Daimler-Konzern eher keine Freunde einbrachte.

Was als Werbung für ein SUV gedacht war, entfachte vielmehr einen klassischen Shitstorm. "Wenn dieser Sommer noch nicht warm genug war", fabulierte jemand über das Twitter-Konto von Mercedes-Benz, "dann heizt der Mercedes-AMG GLA 45 4MATIC noch mehr ein mit dieser heißen, roten Lackierung." Auf drei Fotos glänzt ein SUV: mit bulliger Schnauze, fetten Reifen und dem Schriftzug Turbo4Matic. An den Schluss seines Textes setzte der Autor noch ein kleines Feuer-Symbol. Ganz so, als wolle er die Diskussion über die Erderwärmung und die hierzu beitragende Autoindustrie noch zusätzlich anfachen.

Das ist ihm gelungen. Es hagelte hundertfach Kommentare, fast alle davon negativ. "Ihr widert mich an", schreibt eine Nutzer. "Wie zynisch ist das denn?", fragt ein anderer. "Schämt euch!", fordert eine Dritte. Viele der Kommentatoren zeigen sich ungläubig und fragen, ob dieser Tweet wirklich von einem offiziellen Konto des Unternehmens abgesondert worden sei. "Satire Account?", fragt etwa jemand. "Klingt wie ein gedankenloser Scherz - wir erleben die Auswirkungen der Klimaerwärmung - und ihr nehmt genau das als Wortspiel für noch mehr CO₂? Mein Gott."

Alexander Bonde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, macht sich - in übertriebenem "Marketing-Denglisch" - lustig über die Botschaft des Konzerns: "Das muss diese deeply gefühlte Umwelt-Responsibility und das clear Commitment zum Klimaschutz sein, von denen man in der Firmen-PR immer liest."

Jens Hilgenberg vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) stellt fest: "Mercedes-Benz kapiert das mit dem Klimaschutz einfach nicht." Zudem formuliert er einen direkten Appell an den neuen Daimler-Chef Ola Källenius: "Ola, wenn Sie wirklich zu den Pariser Klimazielen stehen, verhindern Sie zukünftig solche Werbung und am besten auch solche Autos."

"Leute, das war richtig daneben. Wir bitten in aller Form um Entschuldigung."

16 Stunden nach Veröffentlichung des umstrittenen Tweets steigt am Freitagvormittag schließlich auch das Unternehmen in die Diskussion ein: "Leute, das war richtig daneben. Wir bitten in aller Form um Entschuldigung." Dann folgt ein Link auf die neue Daimler-"Strategie" für nachhaltige Mobilität, die Konzernchef Källenius erst kürzlich ausgerufen hatte. "Wir arbeiten hart an der Transformation unserer Fahrzeugflotte", beteuert Mercedes in seinem Entschuldigungs-Tweet.

Erst vor zwei Tagen hat Ola Källenius positive Rückmeldungen in den sozialen Medien erhalten, nachdem er gegen rassistische Umtriebe in seinem Konzern klare Kante gezeigt hatte. "Für Toleranz und Respekt - gegen Rassismus und Diskriminierung", hatte der Schwede auf dem Berufs-Netzwerk Linkedin geschrieben. Zu dem etwas überhitzten Tweet vom Donnerstag hat er sich hingegen bislang noch nicht geäußert.

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