Studie:Supermärkte geben Mehrwertsteuersenkung fast vollständig weiter

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Der Lebensmittelhändler Rewe etwa gab die Mehrwertsteuersenkung durch wöchentlich wechselnde Rabattierungen weiter. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Forscher des Ifo-Instituts bezeichnen das Ergebnis ihrer Studie als "überraschend" - und Bundesfinanzminister Olaf Scholz sieht sich bestätigt.

Von Michael Kläsgen, München

Supermärkte haben die Senkung der Mehrwertsteuer zum 1. Juli fast vollständig an die Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben. Die Preise seien um durchschnittlich zwei Prozent gesunken, schreiben die Wissenschaftler des Münchner Ifo-Instituts Clemens Fuest, Florian Neumeier und Daniel Stöhlker in ihrer Studie. Sie werteten die Preise von etwa 60 000 Produkten im Onlineshop der Einzelhandelskette Rewe aus und stellten fest: Bei Produktgruppen, deren Preis besonders hart umkämpft ist, wie etwa bei Milch, Butter oder Käse, reduzierte der Händler die Preise stärker als bei Artikeln mit weniger Konkurrenz. Und: Die Preisnachlässe nahmen auf Dauer nicht ab. "Das ist überraschend", schreiben die Autoren. Studien aus anderen Ländern hätten gezeigt, dass die Nachlässe nur teilweise und im Zeitverlauf zunehmend weniger weitergegeben würden.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), der die Maßnahme im Sommer angekündigt hatte, zeigte sich bestätigt: "Die Senkung der Mehrwertsteuer kommt an bei den Bürgerinnen und Bürgern." Das helfe nicht nur der Konjunktur, sondern vor allem denen, die nicht so viel Geld auf dem Konto hätten.

Die Senkung der Steuersätze von 19 auf 16 und von sieben auf fünf Prozent soll wie geplant zum Jahresende auslaufen. Dafür hatten sich vergangene Woche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und laut Medienberichten am Wochenende auch Olaf Scholz ausgesprochen.

Lebensmittelhändler gaben die Senkung unterschiedlich weiter

Die Geschäftsführer großer Drogeriemarktketten wie Rossmann und dm kritisieren die Maßnahme. "Ich habe keinen Unternehmer gefunden, der das für eine gute Idee gehalten hat", so dm-Chef Christoph Werner. Auch nach Einschätzung der Marktforscher der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) von Anfang November brachte sie bisher kaum Konjunkturimpulse. Ein Teil des Konsums habe sich verschoben, etwa von Restaurants oder Kantinen hin zum Lebensmitteleinzelhandel. Aufgrund des Konkurrenzdrucks gaben zwar alle Lebensmittelhändler den Nachlass weiter, teils aber auf unterschiedliche Art: Rewe beispielsweise durch wöchentlich wechselnde Rabattierungen in Höhe von zehn Prozent auf jeweils ein bestimmtes Sortiment.

Laut Ifo bleibt abzuwarten, ob die Preise am 1. Januar 2021 stärker steigen werden, als sie vorher gesenkt worden waren. So sei es jedoch bei ähnlichen Maßnahmen in anderen Ländern gewesen.

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