Mehrwegbecher:Pfui, Bambus

Bambusbecher Bambus-Becher Mehrweg Stiftung Warentest

Bambusbecher sind keine reinen Naturprodukte und für den Nutzer sogar gesundheitsschädlich.

(Foto: dpa/Zacharie Scheurer)

Stiftung Warentest hat zwölf Bambusbecher getestet. Das Ergebnis fällt verheerend aus: Viele setzen hohe Mengen Schadstoffe frei. Es gibt eine ökologische Alternative.

Von Vivien Timmler

Es ist eine bittere Nachricht für alle, die sich in den vergangenen Monaten einen Bambusbecher gekauft haben, um ein bisschen etwas für die Umwelt zu tun: Die Becher sind aber gar nicht mal so öko. Im Gegenteil: Sie bestehen häufig zu einem beachtlichen Teil aus Kunststoffen - und setzen dazu noch hohe Mengen Schadstoffe frei. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Stiftung Warentest.

Die Forscher haben zwölf Bambusbecher Labortests unterzogen. Sie wollten herausfinden, wie es um die tatsächliche Ökobilanz der vermeintlich nachhaltigen Becher steht. Sie fanden dabei in jedem einzelnen Produkt Melaminharz: Das ist ein Kunststoff, der dazu dienen soll, die in feines Pulver zermahlenen Bambusfasern der Becher wie ein Klebstoff zusammenzuhalten. Reine Naturprodukte sind die Becher also keinesfalls.

Das Melaminharz an sich ist erst einmal kein gesundheitsgefährdender Stoff, solange er ordentlich verarbeitet wird - und nicht erhitzt wird oder mit heißen Getränken in Berührung kommt. Und genau das ist das Problem: Bei der Simulation eines heißen, leicht sauren Getränks wie Kaffee in den Bechern gaben vier von ihnen bereits nach der dritten, drei weitere nach der siebten Befüllung sehr hohe Gehalte von Melamin frei, das über die Flüssigkeit in den Körper gelangen kann. Melamin steht im Verdacht, Erkrankungen im Blasen- und Nierensystem zu verursachen.

Hinzu kommt, dass die Hersteller vieler Becher mit Versprechen werben, welche die Becher nicht im Entferntesten einhalten. Dazu gehört unter anderem die Werbebotschaft, die Gefäße seien "biologisch" abbaubar. Das ist schlicht falsch: Auch nach Jahren auf einem Kompost oder in einer Recyclinganlage werden die Becher sich nicht zersetzen.

Gleiches gilt für die Aussage, die Becher seien "zu 100 Prozent recyclingfähig". Da in der Produktion die zerkleinerten Bambusfasern mit dem Melaminharz zusammengeschweißt werden, lassen sich die beiden Komponenten auch in keiner Recyclinganlage der Welt mehr voneinander trennen. Was bei der Entsorgung der Bambusbecher bleibt, ist also die Verbrennung. Dabei entsteht zwar Energie, die Rohstoffe sind jedoch verloren.

Als ökologisch sinnvollste Variante gelten nach wie vor Mehrwegbecher aus Edelstahl

Wirklich überzeugen konnte die Mitarbeiter von Stiftung Warentest nur ein einziges Produkt: Der "Chicmic Cup". Er ist der einzige der getesteten Bambusbecher, der weder Schadstoffe freisetzt, noch falsche Hoffnungen im Hinblick auf die Ökobilanz weckt.

Zumindest nicht gesundheitsgefährdend, sehr wohl aber irreführend sind die Bambusbecher von Ebos, Pandoo, Morgenheld und ppd. Sie erwecken den Eindruck, ausschließlich aus Bambus zu bestehen (was falsch ist) und recyclebar zu sein (was ebenfalls falsch ist).

Zu hohe Schadstoffmengen setzen die Produkte von Aldi Nord, Ecoffee Cup, Grafik Werkstatt, Ikea, La Vida, Rex London und Zuperzozial frei. Vom Kauf dieser Bambusbecher rät Stiftung Warentest dringend ab. Das gilt demnach insbesondere, wenn auch Kinder daraus trinken. Sie nehmen im Verhältnis zum Gewicht über das Getränk mehr Melamin zu sich als Erwachsene.

Als ökologisch sinnvollste Variante gelten nach wie vor Mehrwegbecher aus Edelstahl. Sie sind nicht nur robust, sondern im Gegensatz zu den Bambus-Pendants auch gesundheitlich unbedenklich. Zwar ist der Materialeinsatz zunächst hoch, bei einer langfristigen Benutzung fällt die Ökobilanz aber nach etwa 50 Benutzungen positiv aus. Für Kaffee-Vieltrinker rentiert sich ein solcher Becher also schon nach gerade einmal zwei Monaten. Gesundheitlich unbedenklich sind auch Behälter aus Porzellan oder Glas: Die benötigen in der Herstellung jedoch genauso viel Wasser und Energie wie die Edelstahl-Variante, haben aber den Nachteil, dass sie leicht zerbrechen - und dann in der Regel einfach im Restmüll landen und verbrannt werden. Besser als Einwegbecher sind sie nach mehrmaliger Nutzung zwar allemal, aber eben nicht ideal.

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