Mehr Mobilfunkmanager:Obermann baut Telekom-Vorstand um

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Der neue Telekom-Boss trifft erste Personalentscheidungen. Wirbel gibt es um die Neubesetzung des Personalvorstandes, denn die designierte Personalmanagerin gilt als "zu nett für den Job".

Hans-Jürgen Jakobs

Bei seiner schwierigen Aufgabe, den Telekom-Konzern zu lenken, vertraut der neue Vorstandschef René Obermann auf alte Bekannte. Das erfuhr die Süddeutsche Zeitung am Mittwoch aus Aufsichtsratskreisen.

Der neue Vorstands-vorsitzende der Deutschen Telekom, Rene Obermann (Foto: Foto: dpa)

So ist für den neu geschaffenen Posten eines Technikchefs (CTO) offenbar Hamid Akhavan vorgesehen, der die gleiche Funktion bei T-Mobile ausgeübt hat, dem früherem Wirkungsbereich Obermanns. Ebenfalls neu an der Spitze der Telekom ist das Vorstandsressort des Chief Operating Officer (COO), das Robert P. Dotson einnehmen soll, der USA-Chef von T-Mobile.

Abgelöst wird Walter Raizner, der ehemalige Deutschlandchef von IBM, der erst vor zwei Jahren zur Telekom gestoßen war. Die von ihm geleitete Festnetzsparte T-Com soll genauso wie T-Online und T-Mobile auf das neue Ressort Privatkunden aufgeteilt werden.

Massive Kundenverluste

Raizner wird der massive Kundenverlust angekreidet sowie das bisherige Scheitern der von ihm vollmundig angekündigten Medienrevolution durch das Internet-Fernsehen; hier gibt die Telekom jedes Jahr 50 Millionen Euro für Rechte an der Fußball-Bundesliga aus, ohne dass die eigenen Live-Übertragungen von vielen gesehen werden können.

Im Bereich Geschäftskunden, für den weiterhin Lothar Pauly verantwortlich ist, werden Teile von T-Systems verkauft, zum Beispiel die Beteiligung am Lkw-Mautsystem Toll Collect oder die Aktivitäten bei einer elektronischen Gesundheitskarte. Karl-Gerhard Eick, dem selbst Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt werden, bleibt Vorstand Finanzen.

Entscheidung am Dienstag

Über die anstehenden Personalfragen diskutierte am Mittwoch der Präsidialausschuss des Telekom-Aufsichtsrats. Die endgültige Entscheidung fällt in der Aufsichtsratssitzung am kommenden Dienstag.

Für Unmut sorgt in der Telekom, auch bei einzelnen Betriebsräten, die vorgesehene Neubesetzung des Personalvorstands. Heinz Klinkhammer soll neun Monate vor Ablauf seines Vertrages im August 2008 den Platz frei machen für die seit langem in Telekom-Diensten stehende Personalexpertin Regine Büttner. Sie hat enge Beziehungen zur Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Rolf Büttner, der Ehemann der Kandidatin, sitzt im Verdi-Bundesvorstand und ist stellvertretender Aufsichtsratschef der Deutschen Post AG, deren Vorstandschef Klaus Zumwinkel wiederum dem Telekom-Aufsichtsrat vorsteht. In Verdi-Bundesvorstand und Telekom-Aufsichtsrat Lothar Schröder soll Regine Büttner einen engagierten Fürsprecher gefunden haben. Telekom und Verdi lehnten es auf Anfrage ab, sich zu internen Personalangelegenheiten zu äußern.

Im Aufsichtsrat der Telekom könnte es in der Frage des Personalvorstands zu einem Patt kommen. Während die Arbeitnehmerseite für Büttner votieren würde, sind die Vertreter der Anteilseigner dem Vernehmen nach gegen diese Personalentscheidung.

Vertreter des Bundes, der mit mehr als 30 Prozent größter Aktionär ist, und der US-Finanzgesellschaft Blackstone fürchten eine zu starke Mitsprache von Verdi bei einem weiteren Stellenabbau in der Telekom.

Bekommt Büttner die entscheidende Stimme?

Andererseits will Obermann einen eskalierenden Konflikt mit der Gewerkschaft vermeiden. Unklar ist, ob Telekom-Aufsichtsratschef Zumwinkel im Falle eines Patts seine Stichstimme für Regine Büttner einsetzen wird. Ihm nahestehende Kreise gehen nicht davon aus.

Hinter den Kulissen gibt es Bemühungen, den jetzigen Personalvorstand Klinkhammer zum einstweiligen Weitermachen zu bewegen. Er müsste nur seinen Vertrag erfüllen, gleichzeitig könne in Ruhe ein geeigneter Nachfolger gesucht werden, sagt ein Telekom-Manager.

Im Bonner Telekommunikationskonzern wird darauf hingewiesen, dass Regine Büttner einst als Führungskraft in der Personalentwicklung von T-Systems nicht geglänzt habe. Tatsächlich finden sich in der zwei Jahre alten Conclusio einer Mitarbeiterbeurteilung wenig freundliche Bewertungen über die Managerin.

"Zu nett für den Job"

Danach galt sie als "wenig kreativ", sie sei "an alte Strukturen angelehnt und in ihnen verhaftet", könne sich nicht durchsetzen, ziehe sich oft auf ihren Apparat zurück, habe eine "Rückversicherungsmentalität", sei "zu nett für den Job", "total überfordert" und habe eine "Kommunikationsschwäche", heißt es beispielsweise in dem Papier.

Im Jahr 2004 hörte Regine Büttner bei T-Systems auf. Sie begann ein Studium in den USA, um ihren MBA zu machen. Diese Studien liegen jetzt hinter der Managerin - und der Telekom-Vorstandsposten vor ihr?

© SZ vom 30.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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