Meghan und Harry:Zum Knutschen

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(Foto: Ben Stansall/AFP)

Wenigstens das Königshaus wächst und gedeiht: Der Zauber des Royal Couple überstrahlt in Großbritannien alle Sorgen um den Brexit.

Von Cathrin Kahlweit

Am Ende eines langen Jahres, in dem aus Meghan Markle, einem vorwiegend in den USA berühmten Serienstar, eine der bekanntesten und beliebtesten Frauen der Welt wurde, wühlt eine neue, diesmal wirklich wichtige, alles entscheidende Frage die Briten auf: Werden es Zwillinge?

Die Duchess of Sussex habe schon einen auffällig dicken Bauch, schreiben die britischen Boulevardmedien - dafür, dass sie offiziell erst im fünften Monat sei und das Baby "irgendwann im Frühjahr" kommen soll. Nichts ist der Öffentlichkeit bislang bekanntgegeben worden vom Palast - weder das Geschlecht noch der Geburtstermin noch, offenbar, die Zahl der zu erwartenden Nachkommen von Prinz Harry und seiner zauberhaften Gattin.

Das Land, das zu Beginn dieser ungewöhnlichen Liebesaffäre noch sehr skeptisch war gegenüber einer geschiedenen US-amerikanischen Schauspielerin, ist mittlerweile kollektiv verliebt in die junge Frau, ach was, in das junge Paar. Wo immer Harry und Meghan auftauchen, geraten die Massen in Ekstase. Der Gedanke, dass es nun statt eines süßen, royalen Babys, auf das sich die Briten in Zeiten von Brexit-Wahnsinn, Parlamentschaos und nationalem Niedergang besonders freuen, vielleicht einen doppelten Grund zur Freude geben wird, ist ein Hoffnungsschimmer mit Blick auf 2019. Womöglich beginnt, politisch und ökonomisch gesehen, die schwierigste Phase in der britischen Geschichte seit dem Zweiten Weltkrieg. Aber immerhin: Das Königshaus wächst und gedeiht.

Die Hochzeit im Mai des ausklingenden Jahres war das gesellschaftliche Ereignis - nicht nur in adeligen Kreisen und für die angereisten Stars der Serie Suits, in der Meghan Markle in ihrer Rolle als treue, reizende und findige Juristin hatte ersetzt werden müssen. Nein, das Land, die Welt fieberten mit. Millionen klebten an den Bildschirmen, als Meghan in einem Kleid von Givenchy (Patrioten vermerkten dankbar, dass immerhin die Chef-Designerin des französischen Modehauses Britin ist) vom künftigen Schwiegervater, Prinz Charles, in die St. Georgs-Kapelle geleitet wurde.

Sogar die kritische Queen soll zufrieden sein mit der Neuen in der Familie

Manche Fans, welche die royale Sause in Windsor nicht verpassen wollten, waren schon vorher angereist, um die besten Plätze auszukundschaften und den besten Blick zu haben, wenn das Paar mit der Kutsche durch den Ort rollt. Die Hotels waren schon im Herbst des Vorjahres bald ausgebucht in Windsor und Umgebung, nachdem die Verlobung von Harry und Meghan bekanntgegeben worden war. Völlig aus dem Häuschen war die Markle-Gemeide dann am Abend der Hochzeit, als das frisch verheiratete Paar zur Party fuhr - sie in einem aufregenden Neckholder-Kleid der britischen Designerin Stella McCartney, er den Blick beglückt auf einen hellblauen Jaguar E-Type mit Elektroantrieb gerichtet. So schön, so mondän. Und so glücklich!

Und so ist es geblieben. Die Duchess von Sussex und ihr Gatte, der Duke of Sussex, sind seither unentwegt in der Öffentlichkeit zu sehen - auf Charity-Veranstaltungen, bei der Geburtstagsparty der Queen, bei Konzerten und in Kinderheimen, bei den Invictus Games, einem paralympischen Sportwettbewerb für kriegsversehrte Soldaten, auf einer ausgedehnten Pazifikreise. Immer heiter, immer händchenhaltend, immer sehr aufmerksam umeinander bemüht. Keine Skandale, keine Intrigen.

Und weil das so erbaulich ist, schauen die Briten auch beglückt auf die "fabulous four", das Brüderpaar William und Harry mit ihren Frauen Kate und Meghan. Es gibt ganze Fotoromane der vier jungen Menschen, in denen sie sich als neue Generation der Royals präsentieren: hemdsärmelig, naturnah, gute Eltern, unkomplizierte Partner. Weil das nicht alles sein kann, sieht man die Brüder auch, sehr staatstragend, bei passender Gelegenheit in hervorragend gebügelten Uniformen paradieren. Denn das britische Königshaus und seine Jungstars sollen immer beides sein, das ist der Trick, das ist das Marketing: volksnah - und abgehoben. Die Neue aus Amerika, da ist man sich landesweit einig, hat sich gut eingefügt, ein Naturtalent quasi. Allerdings sei sie ja auch als TV-Star einiges an Aufmerksamkeit gewöhnt, heißt es. Selbst die sonst oft sehr kritische Queen sei zufrieden.

Die britische, aber auch die internationale Yellow Press bemüht sich derweil fast schon panisch, Honig zu saugen aus dem skandalfrei-schönen Paar. Aber mehr als die - unbestätigten - Pläne, dass die beiden nach der Geburt des ersten Kindes in die USA reisen wollen und dass Vater Markle traurig darüber sein soll, dass sich das Töchterchen nie bei ihm meldet, ist bislang nicht herausgekommen. Die Herzogin bekommt lobende Schlagzeilen für ihre treffsicheren und geschmackvollen Entscheidungen in Sachen Mode. Er äußert sich zu gesellschaftspolitischen Fragen, will das Stigma von Aids beenden oder setzt sich für die bessere Behandlung von psychisch kranken Patienten ein. Harry lobt, in einem rührenden Interview zum 70. Geburtstag von Charles, das Verhältnis zum Papa. Und bittet diesen, doch weniger zu arbeiten und mehr für "die Enkel" da zu sein.

Meint Harry damit die Kinder von Kate und William, denen nach George und Charlotte im Frühjahr noch Prinz Louis geboren wurde? Oder ist das ein Hinweis, dass es bei Meghan und ihm zwei werden könnten? Wer weiß. Im Palast können sie Geheimnisse ganz gut für sich behalten.

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