Megaupload-Chef Kim Schmitz:Genusssüchtiger Playboy mit Hang zum Größenwahn

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Illegale Autorennen im Ferrari, Yacht-Ausflüge mit leicht bekleideten Frauen, Hubschrauberflüge zu Formel-Eins-Rennen: Der mehrfach wegen Betrugs verurteilte Unternehmer und Hacker Kim Schmitz ist eine der schillerndsten Figuren der Internet-Branche. Nun muss sich der gebürtige Kieler wieder einmal vor Gericht verantworten. Bei seiner Verhaftung wurden Luxusgüter im Wert von 3,7 Millionen Euro sichergestellt.

Mirjam Hauck

Im Dezember gelang Kim Schmitz sein bislang letzter großer Coup. In einem Youtube-Video huldigten US-Größen wie Alicia Keys, Kanye West und P. Diddy seiner umstrittenen Online-Plattform Megaupload, die den Austausch illegal kopierter Daten ermöglicht. Rapper Will.i.am reimte gar: "When I got to send files across the globe, I use Megaupload". Gerüchteweise soll Schmitz, der sich mittlerweile Kim Dotcom nennt, den nicht gerade klammen Musikern insgesamt drei Millionen US-Dollar für die kurzen Auftritte in seinem Werbevideo gezahlt haben.

Kim Schmitz 1999 in Hongkong. Die chinesische Sonderwirtschaftszone war der Unternehmenssitz von Megaupload, wegen dessen Betrieb Schmitz jetzt vor Gericht steht. Der gebürtige Kieler nennt sich mittlerweile "Kim Dotcom" - er ist eine der schillerndsten Figuren der Internet-Branche. (Foto: Reuters)

Leisten konnte Schmitz sich das ohne Probleme. Laut neuseeländischer Anklageschrift soll er mit seiner Plattform zum weltweiten Austausch von geschützten Filmen, Liedern und Software mehr als 175 Millionen Dollar eingenommen haben. Das Geld kam von Kunden mit kostenpflichtigen Premium-Accounts und Werbepartnern. Die Plattform wurde nun wegen der illegalen Raubkopien stillgelegt, die Betreiber festgenommen.

Schmitz betrieb nicht nur den Filehoster Megaupload, über den nach Unternehmensangaben mehr als 50 Millionen User täglich legale und illegale Dateien getauscht haben. Bei ihm war derzeit alles "Mega": Auch "Megavideo", "Megarotic" und "Megaporn" gehören zum "Kimpire" - wie der stark übergewichtige Deutsche mit dem Aliasnamen Kimble sein Reich auch gerne mal nennt. Doch wer ist dieser größenwahnsinnig anmutende Mann eigentlich?

"Ich bin klüger als Bill Gates. Ich werde einer der reichsten Männer der Welt"

Geboren wurde Schmitz 1974 in Kiel, mit 17 machte er Abitur. Bereits in jungen Jahren fiel der zwei Meter große Schmitz, der seine blonden Haare häufig mit gelber Sonnenbrille ergänzte, durch großspurige Äußerungen in der bundesdeutschen Hackerszene auf. So behauptete er, dass er mit 16 Jahren in die Rechner des Pentagon eingedrungen sei. In den frühen 1990er Jahren konstatierte er: "Ich bin der größte Hacker der Welt. Ich bin klüger als Bill Gates. Ich werde einer der reichsten Männer der Welt". Er gründete die IT-Sicherheitsfirma Data Protect und wurde einer der Stars der New Economy. Bevor das Unternehmen 2001 pleiteging, verkaufte er sie noch gewinnbringend an den TÜV Rheinland.

Mit dem vielen Geld lebte er das genusssüchtige Leben eine Playboys. Er ließ sich mit dem Hubschrauber nach Monaco zum Grand-Prix der Formel 1 einfliegen, feierte mit Bikinimädchen auf Yachten und nahm mit seinem Ferrari an illegalen Autorennen teil.

"Hackers Against Terrorism" sollten Bin Laden jagen

Nach dem 11. September 2001 gründete er "Young Intelligent Hackers Against Terrorism" (Yihat). Sie sollten in Terrornetze und Rechner eindringen - und so Osama bin Laden erledigen. Zudem setzte er zehn Millionen Dollar auf den Kopf des Top-Terroristen aus. Der Plan ging nicht auf.

Ebenso misslungen: Schmitz' geplantes Investment beim in Schieflage geratenen Internethändler Letsbuyit.com. Mit seiner Risikokapitalgesellschaft namens Kimvestor versprach er Investitionen in Höhe von 50 Millionen Euro. Das Geld kam nie bei Letsbuyit.com an. Und da der Aktienkurs der Dot.com-Firma bereits einen Tag vor der Bekanntgabe des Millioneninvestements in luftige Höhen geschnellt war, stand schnell ein Verdacht im Raum: Insiderhandel.

Eine Suizid-Ankündigung im Internet verriet den Aufenthaltsort

Kimble flüchtete, wie einst sein Namensvetter aus der Fernsehserie Dr. Kimble auf der Flucht - nach Thailand. 2002 wurde er dort verhaftet. Auf die Fährte war ihm die Polizei gekommen, weil er auf seiner Website seinen Suizid angekündigt hatte - live im Internet. Der ehemalige Hacker hatte wohl vergessen, dass seine unverschlüsselte IP-Adresse gut nachvollziehbare Rückschlüsse auf seinen Aufenthaltsort zuließ. Das Amtsgericht München verurteilte ihn wegen Insiderhandels zu einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung und 100.000 Euro Geldstrafe.

Das war nicht Schmitz' erster Kontakt mit der Justiz. Wegen gehackter Telefonkarten wurde er 1994 bereits zu einer Bewährungstrafe verdonnert. Mehr als zwei Millionen soll er mit dieser Betrugsmasche verdient haben. Doch trotz seiner kriminellen Vergangenheit gelang es Schmitz immer wieder, Geld für seine neuen Geschäftsideen zu finden - die ihm ein Leben in Luxus finanzierten. So soll die Polizei bei seiner Verhaftung in Neuseeland 14 Mercedes, einen Maserati, einen Rolls-Royce und einen Lamborghini beschlagnahmt haben. Sie trugen angeblich Nummernschilder mit Aufschriften wie "Police", "Mafia," "stoned," "Hacker", "good" oder "evil".

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