Süddeutsche Zeitung

Meer vor Brasilien verschmutzt:Ölleck bringt Chevron in Erklärungsnot

"Völlig unvorbereitet auf einen solchen Notfall": Nicht nur Umweltschützer, auch brasilianische Behörden greifen den US-Konzern Chevron wegen eines Öllecks im Meer vor Rio de Janeiro an. Wie viel Öl ausgetreten ist, weiß niemand - jeder behauptet etwas anderes.

Vor der Küste brasilianischen Bundesstaates Rio de Janeiro treibt ein Ölteppich auf dem Wasser, und noch niemand weiß genau, wie groß er ist. Wegen des undichten Bohrlochs gerät Betreiber Chevron jetzt unter Druck.

Nach Einschätzung der brasilianischen Polizei war der US-Konzern schlecht auf das Leck an einem seiner Bohrlöcher eingestellt. Das Unternehmen sei "völlig unvorbereitet auf einen Notfall wie diesen" gewesen, sagte der Leiter der Abteilung für Umweltvergehen der Bundespolizei, Fabio Scliar.

Chevron war am 7. November erst von dem brasilianischen Ölkonzern Petrobras auf das undichte Bohrloch aufmerksam gemacht worden. Der Chef des brasilianischen Ablegers des US-Ölkonzerns, George Buck, gestand Medien: "Der Druck der Ölquelle ist unterschätzt worden." Allerdings sei der Austritt von Öl bereits vor einer Woche gestoppt worden. Andere Quellen berichten jedoch, Chevron versuche noch immer, das Leck zu schließen und habe 18 Schiffe für die Säuberungsarbeiten im Einsatz.

Die Zeitung Folha de São Paulo schrieb, dass zur Abdichtung des Bohrlochs ein Material verwendet wurde, dass nicht ausreichend schwer war.

Das betroffene Bohrloch von Chevron befindet sich nahe des Ölfelds Campo Frade 370 Kilometer vor der brasilianischen Küste in einer Tiefe von 1200 Metern. Die Lage ist nach wie vor unübersichtlich - vor allem ist unklar, wie viel Öl tatsächlich ausgetreten ist.

Regierung will Satellitenfotos zeigen

Chevron zufolge bestand der Ölteppich zum schlimmsten Zeitpunkt aus etwa 880 Barrel Öl, bis Freitag seien es nur noch 18 Barrel (159 Liter) gewesen. Das brasilianische Energieministerium rechnet mit 220 bis 230 ausgelaufenen Barrel täglich. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace erklärte dagegen, dass die Ausbreitung des Ölteppichs auf Satellitenbildern nahelegten, dass täglich rund 3700 Barrel ausgetreten seien. Nach Angaben der Umweltschutzbehörde Ibama sind schon mehr als 400.000 Liter Öl ins Meer gelaufen

Carlos Minc, Umweltminister des Bundesstaats Rio de Janeiro, sagte, die Regierung wolle bald Satellitenfotos veröffentlichen, um das Ausmaß der Ölverschmutzung zu zeigen.

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AFP/dpa/jab
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