Medizintechnik:Diagnose: unbefriedigend

FILE PHOTO: A staffer works on a magnetic resonance imaging machine at a production line of Siemens Healthineers in Shenzhen

Einer der wenigen Bereiche, in denen das Siemens-Logo noch sichtbar ist: Ein Magnet-Resonanz-Tomograph aus deutscher Entwicklung und chinesischer Produktion.

(Foto: Bobby Yip/REUTERS)

Die Siemens-Tochter Healthineers hat Probleme mit einem Laborsystem.

Die Medizintechnik-Tochter von Siemens kommt mit der Einführung ihres neuen Labordiagnostik-Systems Atellica nicht voran und macht das Thema zur Chefsache. Von dem Produkt würden im Geschäftsjahr 2018/19 (30. 9.) voraussichtlich nur 1800 Stück ausgeliefert, teilte Siemens Healthineers in Erlangen mit. Bisher hatte man damit gerechnet, 2200 bis 2500 der Labor-Straßen bei den Kunden zu installieren. Bis Ende Juni schafften die Siemens-Techniker aber nur 1230.

Vorstandschef Bernd Montag kümmert sich ab Oktober selbst um die Diagnostik-Sparte. Der bisher dafür zuständige Vorstand Michael Reitermann muss gehen.

Die steigenden Anlaufkosten für Atellica belasteten zuletzt die operative Umsatzrendite des Erlanger Unternehmens, die im dritten Quartal auf 15,2 (Vorjahr: 16,0) Prozent sank. Das bereinigte operative Ergebnis verbesserte sich um drei Prozent auf 543 Millionen Euro und lag damit nur leicht unter den Erwartungen.

Weil es vor allem bei Computertomografen (CT) und anderen Systemen zur Bildgebung besser läuft als geplant, hält Healthineers an der Umsatz- und Gewinnprognose für das Gesamtjahr fest. Bis Ende September soll ein vergleichbarer Umsatzzuwachs von vier bis fünf Prozent zu Buche stehen, die operative Marge soll auf 17,5 bis 18,5 (17,2) Prozent steigen. Analysten erwarten im Durchschnitt 17,5 Prozent. Im dritten Quartal wuchs der Umsatz vergleichbar gerechnet um knapp sechs Prozent auf 3,57 Milliarden Euro, damit steht nach neun Monaten ein Plus von fünf Prozent zu Buche. Unter dem Strich stand zwischen April und Juni ein um 20 Prozent höherer Gewinn von 353 Millionen Euro - dank geringerer Steuerlasten und niedrigerer Zinsen.

Die Diagnostik-Sparte bleibt aber das Sorgenkind. Siemens Healthineers war davon überrascht worden, dass vor allem neue Kunden Atellica bestellten und die kleineren Labore mit der Inbetriebnahme zögern. Dass die Systeme laufen, ist wichtig, weil der Konzern weniger mit den Geräten selbst, sondern vor allem mit den Reagenzien und anderen Verbrauchsmaterialien Geld verdient.

Atellica war beim Börsengang im Frühjahr 2018 das wichtigste Argument zum Verkauf der Aktien. "Die erfolgreiche Weiterentwicklung des attraktiven Diagnostik-Geschäfts ist entscheidend, um zusätzliches Wachstum zu realisieren - dies ist wichtig für Kunden und Investoren gleichermaßen," begründete Aufsichtsratschef Michael Sen den Umbau im Vorstand. Der 56-jährige Reitermann scheidet per Ende September aus dem Vorstand aus, seine Aufgaben übernimmt dann Vorstandschef Montag. Er gibt dafür seine Zuständigkeit für die Sparten Bildgebung und Therapien an Christoph Zindel ab, der in den Vorstand aufrückt. Der 58-jährige Mediziner leitet die Imaging-Sparte seit dem vergangenen Jahr.

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