Medienwirtschaft:Hereinspaziert

Friede Springer und Mathias Döpfner

Verlagserbin Friede Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner behalten die Entscheidungshoheit.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Finanzinvestor KKR steigt beim Springer-Verlag ein. Die US-Firma bietet 63 Euro je Aktie. Dann soll Geld in weiteres Wachstum investiert werden. Verlagserbin Friede Springer behält ihren Anteil - und ein Vetorecht.

Von Sibylle Haas

Der Medienkonzern Axel Springer holt sich wie erwartet den US-Finanzinvestor KKR an Bord. Damit wolle Springer das Wachstum und die Investitionsvorhaben sichern, wie Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner in einer Telefonkonferenz sagte. Obwohl sich die Konjunktur eintrübe und der Brexit zusätzlich belaste, wolle der Konzern an seinen Investitionsplänen festhalten. Dazu brauche er Geld. Dies missfalle naturgemäß jenen Aktionären, die vor allem an einer guten Dividende interessiert seien. Dagegen sei KKR ein starker strategischer und finanzieller Partner, der die Strategie von Springer unterstütze. Mit seiner Hilfe werde der Konzern "in weitere Wachstumsprojekte" investieren.

KKR wird für sämtliche ausstehende Aktien von Axel Springer ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot von 63 Euro je Aktie in bar abgeben. Der Finanzinvestor ist zuversichtlich, dass er mindestens 20 Prozent der Anteile von freien Aktionäre bekommen wird. Diese Quote ist auch Voraussetzung für das Engagement.

Ob die beiden Enkel des Firmengründers ihre Anteile verkaufen, ist noch unklar

Die Verlagserbin Friede Springer werde ihren Anteil von 42,6 Prozent behalten, teilte Springer weiter mit. Auch Vorstandschef Döpfner wird seinen Anteil von 2,8 Prozent nicht abgeben. Ob die beiden Enkel des 1985 verstorbenen Unternehmensgründers Axel Cäsar Springer, Axel Sven und Ariane, ihren Anteil von rund zehn Prozent verkaufen werden, ist noch unklar. Diese Erben hätten sich noch nicht entschieden, sagte Döpfner. Knapp 45 Prozent der Springer-Aktien sind im Streubesitz. Springer gilt als einer der größten Digitalverlage Europas und gibt die Tageszeitungen Bild und Welt heraus.

Auch nach dem Einstieg durch KKR wird Friede Springer trotz ihres Minderheitsanteils ein Vetorecht haben. Jede Gesellschafterentscheidung müsse mit ihrer Zustimmung getroffen werden, sagte Döpfner. Dies solle die Kontinuität in der Unternehmensführung sichern. "Unsere journalistischen Prinzipien und unsere Unternehmenskultur bleiben die Grundlage, auf die wir bauen und in die wir vertrauen. KKR wäre ein guter Partner, der dies genauso sieht und mit dem Axel Springer die nächsten bedeutenden Schritte vollziehen könnte", erklärte Friede Springer.

Die Zusammenarbeit mit KKR ist auf mindestens fünf Jahre angelegt. Im Durchschnitt dauert das Engagement des Finanzinvestores bei Unternehmen bis zu acht Jahre. Das Verhältnis zwischen den beiden Firmen sei vertrauensvoll, so Döpfner. "Ich kenne KKR-Chef Henry Kravis seit zwanzig Jahren", betonte er.

Die Investorenvereinbarung sieht außerdem vor, dass Axel Springer weiterhin in der Rechtsform einer Europäischen Aktiengesellschaft SE geführt wird. Auch der derzeitige Springer-Vorstand soll unverändert bleiben. Ebenso wird der Aufsichtsrat unter der Führung des Vorsitzenden Ralph Büchi aus neun Mitgliedern bestehen. Allerdings werde KKR "eine angemessene Vertretung im Aufsichtsrat von Axel Springer anstreben", heißt es weiter.

Am Mittwoch stiegen die im MDax notierten Springer-Aktien zeitweise um mehr als zwölf Prozent auf knapp 63 Euro. Sie hatten bereits am 30. Mai mit einem kräftigen Kurssprung reagiert, nachdem Gespräche mit KKR über einen möglichen Einstieg bei Springer bestätigt worden waren. Der Angebotspreis von 63 Euro beinhalte eine Prämie von knapp 40 Prozent auf den unbeeinflussten Aktienkurs von 45,10 Euro vom 29. Mai, sagte Springer-Finanzchef Julian Deutz. Dem Angebot liegt eine Bewertung der Verlagsgruppe von 6,8 Milliarden Euro zugrunde.

"Vorstand und Aufsichtsrat von Axel Springer befürworten das Angebot und die strategische Partnerschaft. Vorbehaltlich der sorgfältigen Prüfung der Angebotsunterlage und der Wahrnehmung ihrer gesetzlichen Verpflichtungen gehen Vorstand und Aufsichtsrat von Axel Springer davon aus, in ihrer begründeten Stellungnahme den Aktionären des Unternehmens zu empfehlen, das Angebot anzunehmen", heißt es in der Mitteilung.

Der Springer-Vorstand erhofft sich aus dem KKR-Einstieg zusätzliche Mittel für die "Transformation zu einem digitalen Medienkonzern" und für weitere Übernahmen. Dazu könnte etwa Ebay Kleinanzeigen und mobile.de zählen. Mittlerweile erwirtschaftet Springer 74 Prozent des Umsatzes in digitalen Geschäften wie Business Insider und dem Jobportal Stepstone. Wegen der schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung und der Einführung einer Digitalsteuer in Frankreich senkte Springer am Mittwoch seine Prognosen. Beim Jahresumsatz geht der Konzern nun für 2019 von einem Rückgang im "niedrigen einstelligen Prozentbereich" aus, nachdem bislang ein Erlös auf Vorjahresniveau in Aussicht gestellt worden war. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) dürfte ebenfalls im "niedrigen einstelligen Prozentbereich" sinken, statt auf Vorjahresniveau zu bleiben. 2020 werde das Ergebnis "unter dem von 2019" liegen. Konkrete Zahlen nannte der Vorstand nicht.

Im Geschäftsjahr 2018 erwirtschaftete Axel Springer mit etwa 16 350 Mitarbeitern einen Konzernumsatz von 3,2 Milliarden Euro und ein Ebitda von 737,9 Millionen Euro. Der Verlag will Weltmarktführer im digitalen Journalismus und bei den digitalen Rubrikenangeboten werden.

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