Medienmanager Richter:"Das Management muss Risiken eingehen"

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Reinhard Mohn

Der einstige Bertelsmann-Konzernpatron Reinhard Mohn starb im vergangenen Oktober.

(Foto: Foto: Bertelsmann AG)

SZ: Viele bei Bertelsmann gehen davon aus, dass er sich bei Lycos Europe als Unternehmer nicht bewährt hat.

Richter: Er muss aus diesem Rückschlag lernen und es anders machen. Das Management muss Risiken eingehen - doch die dürfen nicht existentiell sein, hat Reinhard Mohn immer postuliert.

SZ: Der hochangesehene Konzernpatron ist im Oktober gestorben. Christoph übernahm den Sitz in der Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG), die alle Stimmrechte hält - für das Handelsblatt eine "zweite Chance" des Juniors.

Richter: Das würde bedeuten, dass er operativ ähnlich tätig wird wie bei Lycos. Das wird wohl nicht der Fall sein. Er kennt seine Stärken und Schwächen. Wenn seine Arbeit in der BVG und im Aufsichtsrat von Bertelsmann gemeint ist, dann geht es allenfalls um eine ganz neue - aber andere - Chance.

SZ: Angeblich gibt es nun einen Wettstreit mit seiner Schwester Brigitte. Die Mutter Liz Mohn bleibt bis 2017, wenn sie 75 Jahre alt wird, mächtige BVG-Chefin und Familiensprecherin.

Richter: Bertelsmann hat sich oft dadurch ausgezeichnet, Rivalitäten als Wettbewerb im Management ausleben zu lassen. Vielleicht ist das der Hintergrund. Irgendwann wird die Sache im engsten Familienkreis zwischen Liz, Brigitte und Christoph Mohn entschieden. Ich denke, es wird eine einsame Entscheidung werden und die "sogenannten Berater" werden möglicherweise sehr erstaunt sein.

SZ: Reinhard Mohn erklärte noch 2001, er sei davon überzeugt, das Prinzip des über Generationen stabilen Familienunternehmens sei gescheitert. Nun aber ist Bertelsmann, für alle erkennbar, in der Hand von Liz Mohn und ihrer Kinder.

Richter: Als Student war ich begeistert über Reinhard Mohns Aufsätze, in denen er seine Managementphilosophie ausbreitete. Er hat aus einer kleinen Firma ein Erfolgsunternehmen gemacht. Doch in Sachen Unternehmensverfassung ist er gescheitert. Das, was er immer gepredigt hat, ist durch seine Entscheidungen über die Nachfolge aufgelöst. Bertelsmann ist mehr denn je ein Familienunternehmen, das nur zufällig die Rechtsform einer AG hat. Vom hehren Anspruch ist nicht viel übrig geblieben.

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