Medien:Unruhe bei Pro Sieben Sat 1

FILE PHOTO: Satellite dishes of the German television stations Kabel 1, SAT 1 and Pro Sieben.

Seit Mitte 2018 haben unter anderem bereits drei Vorstände das Medienunternehmen verlassen.

(Foto: Arnd Wiegmann/Reuters)

Der Vizechef geht nach Kritik am Management vorzeitig. Ein neuer Investor steigt ein.

Der Fernsehkonzern Pro Sieben Sat 1 kommt nicht zur Ruhe und muss erneut einen Personalwechsel an der Spitze verkraften. Der stellvertretende Vorstandschef Conrad Albert werde nach 15 Jahren im Konzern sein Vorstandsmandat im gegenseitigen Einvernehmen zum Ablauf des 30. April 2020 niederlegen und das Unternehmen dann verlassen, teilte die Sendergruppe am Freitag mit.

Albert hatte sich zuvor in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung kritisch über die Führungsquerelen bei Pro Sieben Sat 1 geäußert, mit zum Teil deftigen Worten. Albert würdigte Pro Sieben zwar als "einzigartiges Unternehmen", das etwa mit innovativen Programmen und Initiativen die Branche geprägt und für medienpolitisch relevante Vorstöße gesorgt habe. Doch darauf müsse man sich nun wieder besinnen. "Sonst bleibt der Eindruck einer Vorstands-Soap-Opera auch am Unternehmen haften", sagte Albert.

Das langjährige Vorstandsmitglied hatte im Interview bereits angekündigt, seinen Ende April 2021 auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen, nun geht er allerdings vorzeitig. Wie es heißt, soll er sein Mandat im gegenseitigen Einvernehmen niederlegen. Albert war seit 2005 für Pro Sieben tätig und seit Oktober 2011 im Vorstand. Im Frühjahr 2018 war er für rund drei Monate vorübergehend Konzernchef.

Albert ist der nächste in einer Reihe von Top-Managern, die bei Pro Sieben gehen. Seit Mitte 2018 haben drei Mitglieder des Vorstands und mehrere wichtige Manager das Unternehmen verlassen. Pro Sieben Sat 1 kämpft seit langem mit sinkenden Erlösen und Gewinnen im Kerngeschäft, dem Werbefernsehen. Die Werbeerlöse haben die Anleger wiederholt enttäuscht. 2015 notierte die Aktie des Medienkonzerns noch bei rund 50 Euro, inzwischen ist sie auf etwa acht Euro gefallen, wenngleich sie am Freitag zeitweise mit knapp sieben Prozent im Plus lag.

Unternehmenschef Conze versucht, mit verändertem Programm, digitalen Abspielkanälen, einer Streamingplattform sowie mit Online-Shops neue Standbeine aufzubauen, um gegen Konkurrenten wie Netflix oder Amazon mitzuhalten.

Der Aktienkurs stieg am Freitag zunächst, sank später dann. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass ein Großinvestor seine Anteile am Medienkonzern aufstockt. Die Metro-Investoren um den tschechischen Milliardär Daniel Kretinsky haben den Kursverfall genutzt und ihren Anteil an dem Fernsehkonzern auf mehr als zehn Prozent erhöht, wie aus Stimmrechtsmitteilungen hervorging. Die Czech Media Invest, hinter der neben Kretinsky Patrik Tkac und der Slowake Roman Korbacka stecken, hält nun gut zehn Prozent an Pro Sieben Sat 1. Sie waren erst im Herbst bei dem Unternehmen aus Unterföhring bei München eingestiegen und hatten zuletzt 5,51 Prozent der Aktien gehalten.

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