Medien:"House of Cards": Wenn Realität und TV verschwimmen

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Eiskalt, amoralisch und machthungrig: Kevin Spacey, spielt den US-Präsidenten Frank Underwood. Foto: J.l.cereijido (Foto: dpa)

Washington (dpa) - Viele Beschreibungen der Gegenwart unter Donald Trump kommen nicht ohne Zitate von "House of Cards" aus. Als eine der erfolgreichsten und am meisten gelobten TV-Politserien geht das Drama um eine - eigentlich fiktive - US-Präsidentschaft nun in die fünfte Auflage.

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Washington (dpa) - Viele Beschreibungen der Gegenwart unter Donald Trump kommen nicht ohne Zitate von "House of Cards" aus. Als eine der erfolgreichsten und am meisten gelobten TV-Politserien geht das Drama um eine - eigentlich fiktive - US-Präsidentschaft nun in die fünfte Auflage.

Kevin Spacey, der sinistre US-Präsident Frank Underwood, sagte zuletzt in einem Interview: "Vor allem dieses Mal gibt es jede Menge Zweifel, ob wir es überhaupt noch mit der Wirklichkeit aufnehmen können, und ob die Show nicht unmöglich so verrückt sein kann wie die Wirklichkeit. Meine Antwort: Wartet es doch einfach ab."

Robin Wright spielt Underwoods so schöne wie eiskalte Frau Claire. Sie beklagte zuletzt ironisch, Trump habe der Serie einfach alle guten Ideen gestohlen, und das mache es nicht ganz leicht.

Erpressung und andere Verbrechen hier, angebliche Vetternwirtschaft und düstere Umtriebe im Weißen Haus dort: Verschwimmen Fernsehen und Wirklichkeit? Das Video mit der Ankündigung des Starttermins lief just am 20. Januar zum ersten Mal. Zur Amtseinführung und Vereidigung Donald Trumps.

Nun startet die Serie auf Sky Atlantic und im amerikanischen Netflix. In Deutschland ist sie zunächst nur bei Sky zu sehen (jeweils dienstags), später, mit mehreren Monaten Abstand, dann auch im deutschen Netflix. Das liegt daran, dass "House of Cards" zwar eine Netflix-Eigenproduktion ist, beim Serienstart es den Anbieter Netflix in Deutschland aber noch nicht gegeben hat. Um "House of Cards" auch in Deutschland zu zeigen, verkaufte Netflix damals die Rechte an Sky.

Zum Ende von Staffel vier waren die Underwoods es leid, die Herzen der Menschen zu gewinnen. Stattdessen wollten sie mit Angst und Schrecken regieren: "Wir erzeugen den Terror." Frank hat sich vom machthungrigen Kongressabgeordneten South Carolinas skrupellos bis zur Nummer eins hoch gebissen, nun soll der letzte Schritt folgen: Claire den Weg an die Spitze zu bahnen. Immerhin hat Frank nun einen Mordvorwurf am Hals. Er wird Claire doch nicht final im Weg stehen?

Der Trailer zu Staffel fünf macht düster klar, was die Underwoods von Demokratie halten. Gar nichts.

Rasant geschnittene Ausschnitte des Kommenden untermalt Frank Underwoods ölige Stimme mit kalter Bedrohlichkeit: "Die Amerikaner wissen nicht, was gut für sie ist. Ich weiß genau, was sie brauchen. Wir sagen ihnen, was sie denken und fühlen sollen. Sie sind wie kleine Kinder. Wir müssen ihre klebrigen Händchen halten und ihre schmutzigen Mündchen abwischen. Ihnen beibringen, was richtig und was falsch ist. Zu ihrem Glück haben sie mich." Und an Claires Adresse: "Sie haben Dich."

Netflix hielt sich mit Informationen zu Staffel fünf bedeckt. Der Trailer zeigt nun immerhin die Figuren Doug Stamper, Will Conway, Tom Yates, Tom Hammerschmidt und Catherine Durant. Nichts zu sehen war dagegen von Oscar-Preisträger Mahershala Ali ("Moonlight"), er spielt Remy Danton.

Um die Neuauflage ranken sich im Netz reichlich Gerüchte. So könnte Frank Underwood einen weiteren Anschlag womöglich nicht überleben. Sollte Claire dabei eine Rolle spielen, wäre dies das logische Ende einer entfremdeten Zweckehe, die von kühler Effizienz in nackten Hass changiert. Auch von einem neuen Gegenspieler wird geraunt, gespielt von Anthony Hopkins oder Sigourney Weaver. Bestätigt wird das freilich nicht.

Underwoods Rücksichtslosigkeit, sein Biegen der Realität, die Eiseskälte der Macht und die amoralische Verkommenheit des Washingtoner Politzirkus' galten seit dem Start der Serie 2013 zwar als hervorragendes Fernsehen, aber doch als Übertreibung. Das war vor der Ära Trump.

Nun ist Serienschöpfer Beau Willimon in Nummer fünf nicht mehr dabei. Das nährte nicht nur Gerüchte um ein komplettes Ende von "House of Cards", es näherte Serie und Wirklichkeit auch nochmals an. Underwood-Gründer Willimon hatte Pläne zur Gründung einer Gruppe für aktiven Widerstand - gegen Donald Trump.

Der "Hollywood Reporter" meint: Wer via CNN, Fox oder MSNBC von Wählerbetrug, einem fragmentierten Land, russischen Einflüsterungen und medialen Verzerrungen noch nicht genug habe, der komme bei "House oft Cards" sicher auf seine Kosten. Vorhang auf: Nach 13 Folgen folgt das Ende. Zumindest für Staffel fünf.

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