Medien:Bertelsmann greift durch

Bertelsmann - Thomas Rabe

Thomas Rabe ist derzeit Chef von Bertelsmann und von RTL in Personalunion. Jetzt prüft er ein Zusammengehen von RTL mit Gruner + Jahr.

(Foto: dpa)

Die beiden Konzerngesellschaften RTL und Gruner + Jahr sollen enger zusammenrücken und später offenbar fusionieren.

Von Caspar Busse, München

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe, 55, plant durchgreifende Veränderungen beim Gütersloher Medienkonzern. So sollen das Fernsehunternehmen RTL und das Verlagshaus Gruner + Jahr enger zusammenarbeiten. Offenbar ist später dann auch ein Zusammengehen der beiden Unternehmen geplant. "Alleine und auf sich gestellt werden unsere Geschäfte in diesem Wettbewerb langfristig kaum bestehen", sagte Rabe im Intranet des Konzerns. Es gehe darum, eine gemeinsame Wachstumsstrategie zu entwickeln, um den großen Tech-Plattformen Paroli zu bieten, so der Bertelsmann-Chef, dessen Vertrag gerade erst verlängert wurde. Einen Zusammenschluss von RTL und Gruner + Jahr schloss er ausdrücklich nicht aus: "Wir stehen am Beginn eines ergebnisoffenen Prozesses, in dem es keine Vorfestlegungen, aber auch keine Denkverbote gibt." Eine Fusion gilt Insidern zufolge als wahrscheinlich.

Es wäre jedenfalls ein großes Zusammengehen im deutschen Medienmarkt. Gruner + Jahr ist seit einigen Jahren zu hundert Prozent in Besitz von Bertelsmann, die Verlegerfamilie Jahr war rausgekauft worden. Das Hamburger Traditionsunternehmen verlegt etwa Stern, Brigitte, Capital, Geo und viele andere Zeitschriften. Der Umsatz war in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen und lag zuletzt noch bei rund 1,3 Milliarden Euro. RTL dagegen ist der wichtigste Umsatz- und Gewinnbringer für Bertelsmann und an der Börse notiert, die Gütersloher kontrollieren etwa drei Viertel der Anteile. Der Umsatz lag 2019 bei rund 6,6 Milliarden Euro, dazu gehört das Fernsehgeschäft in Deutschland mit vielen Sender, etwa RTL und N-TV sowie der Streamingplattform TV-Now, aber auch weitere Fernseh- und Radiosender in ganz Europa. Beide Unternehmen kooperieren bereits bei der Vermarktung und bei ausgewählten Inhalten. Bei einer Fusion könnten Synergien umgesetzt werden.

Bertelsmann setzte 2019 etwa 18 Milliarden Euro um und ist zuletzt vergleichsweise gut durch die Pandemie gekommen. Neben RTL und Gruner + Jahr gehören zum Konzern das Dienstleistungsgeschäft Arvato, die Musikfirma BMG und das New Yorker Unternehmen Random House - inzwischen zu 100 Prozent in Besitz von Bertelsmann. Der weltweit mit Abstand größte Buchverlag mit vielen Tochterfirmen gibt unter anderem die Memoiren des früheren US-Präsidenten Barack Obama heraus.

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