Ceconomy:Ein unerwarteter Friedensschluss

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Schlangen vor Saturn in Berlin im vergangenen Dezember: Die Nachfrage ist da, ein Name für den Chefposten noch nicht.

(Foto: Liesa Johannssen-Koppitz/Bloomberg)

Nach langem Streit einigt sich die Familie Kellerhals mit dem Mutterkonzern von Mediamarkt und Saturn.

Von Michael Kläsgen, München

Was soll man schon sagen, wenn man etwas vollenden und verkünden kann, worauf so viele über Jahre gehofft, aber vergeblich hingearbeitet haben? Natürlich liegt da das Wort "historisch" nahe. Und so sagte Bernhard Düttmann, der Chef der Holding Ceconomy, zu der die Marken Mediamarkt und Saturn gehören: "Für das Unternehmen ist das ein historischer Moment." Nach Jahren der juristischen Scharmützel und des zermürbenden Hickhacks hat sich der Elektronikhändler Ceconomy mit der Investorenfamilie Kellerhals auf eine Lösung geeinigt.

Die Beteiligungsgesellschaft der Familie, Convergenta, will ihren Anteil von knapp 22 Prozent an Media-Saturn an den Mehrheitsgesellschafter Ceconomy verkaufen. Dafür steigen Jürgen und Helga Kellerhals im Gegenzug zu den größten Aktionären der Ceconomy-Holding auf: Sie sollen künftig bis zu 29,9 Prozent der Anteile halten. "Wir werden die Ceconomy als Ankeraktionär weiterhin eng begleiten sowie unterstützen und damit auch das Erbe der Familie bewahren", kündigte Jürgen Kellerhals, der Sohn des vor drei Jahren verstorbenen Media-Saturn-Mitbegründers Erich Kellerhals an.

Der verstorbene Selfmade-Milliardär hatte über Jahre hinweg selbstbewusst und streitlustig immer für Wirbel bei Ceconomy gesorgt und vor der Abspaltung auch bei Metro. Nach seinem Tod sah es zunächst so aus, als würden sich Ceconomy und Convergenta trennen. "Es wird keine gemeinsame Zukunft geben", sagte der damalige Ceconomy-Chef Pieter Haas noch auf der Hauptversammlung 2018. Danach, so hieß es, habe die Familie ein milliardenschweres Abfindungsangebot von Ceconomy abgelehnt. Noch 2019 blockierte Convergenta die Feststellung des Jahresabschlusses von Ceconomy. Die Familie wandte sich zudem gegen die Bestellung einzelner Aufsichtsratsmitglieder. Insofern ist die Einigung jetzt für viele doch überraschend gekommen.

Konkret erhält Convergenta für ihren 21,6-prozentigen Anteil an Media-Saturn eine Ceconomy-Beteiligung von 25,9 Prozent, plus Wandelanleihen in Höhe von 160 Millionen Euro sowie 130 Millionen Euro in bar. Der Gesamtwert der Transaktion beläuft sich auf der Basis des Ceconomy-Kurses vom Montag auf etwa 815 Millionen Euro. Am Dienstag nach Bekanntgabe der Übereinkunft schoss der Aktienkurs zeitweise um fast 30 Prozent in die Höhe. Die Anleger freuten sich, und auch Ceconomy-Chef Düttmann war die Erleichterung anzuhören.

Jetzt werde "viel Komplexität" herausgenommen, sagte er: Doppelstrukturen würden überflüssig, Kosten reduziert und viele Millionen Euro Steuern gespart. Alle Großaktionäre hätten die Vereinbarung gutgeheißen und zugesagt, auf der Hauptversammlung im Februar dafür zu stimmen. Jürgen Kellerhals werde voraussichtlich einen Sitz im Aufsichtsrat einnehmen. Der Anteil der Großaktionäre, darunter die Unternehmen Haniel und Freenet sowie die Stiftungen Beisheim und Meridian, verringert sich durch den Convergenta-Einstieg jeweils. Die Familie Kellerhals verliert hingegen ihre umfassenden Veto-Rechte bei Mediamarkt und Saturn. Convergenta werde ein ganz normaler Aktionär bei Ceconomy ohne Sonderrechte, erklärte Düttmann. Auch Normales kann manchmal historisch sein - oder Negatives positiv. Es kommt auf die Umstände an.

So verbuchte Ceconomy im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende September zwar einen Umsatzrückgang auf 20,8 Milliarden Euro, aber der fiel mit 1,8 Prozent so gering aus, dass er in Zeiten von Corona wie ein Erfolg wirkte. Der operative Gewinn brach sogar auf 236 Millionen Euro ein. Düttmann sprach dennoch von einer "klasse Entwicklung" und meinte damit vor allem, dass der rasante Anstieg des Online-Geschäfts Ceconomy vor Schlimmerem bewahrt habe. So viel Optimismus gab es bei Ceconomy zuletzt selten.

Statt des ewigen Streits mit der Familie Kellerhals soll nun "Freundschaft" geschlossen werden. Das Wort verwendete Düttmann tatsächlich. Wahrlich historisch.

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