Media-Saturn:Führungskrise

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Der Konzern hat nach Jahren wieder auf den Wachstumspfad gefunden. Trotzdem sollen drei Manager gehen.

Von Michael Kläsgen, München

Eigentlich läuft es nicht schlecht bei Media-Saturn. Es gab Zeiten, da bereitete die Elektronik-Kette aus Ingolstadt dem Mutterkonzern, der Metro Group in Düsseldorf, wenig Freude, und diese Zeiten sind noch nicht lange her. Damals ging es um Zahlen und um die Strategie, die Sorge machten. Zumindest in diesen Bereichen läuft es inzwischen wesentlich besser. Media-Saturn hat den Umsatz im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 um mehr als drei Prozent auf 21,7 Milliarden Euro gesteigert. Der Umsatz legte in allen Quartalen zu, und auch für das anstehende Weihnachtsgeschäft sieht es gut aus.

Auch das Online-Geschäft hat Fahrt aufgenommen. Nachdem die Metro-Tochter das Internet jahrelang weitgehend ignoriert hatte, konnte sie den Online-Umsatz jetzt um mehr als 20 Prozent steigern und erwirtschaftete damit 1,8 Milliarden Euro. Damit beträgt der Internetanteil am Gesamtumsatz nun mehr als acht Prozent.

Kurzum: Bei Media-Saturn tut sich was. In den Geschäften sind inzwischen elektronische Preisschilder zu sehen. Nicht alle Konflikte mit den Kunden sind ausgeräumt. Aber der Weg in Richtung Modernisierung ist eingeschlagen. Das könnte man der Geschäftsführung positiv anrechnen; und die Metro tut dies auch. Der Vorstandsvorsitzende Olaf Koch ist im Prinzip zufrieden. Dennoch steckt Media-Saturn mitten drin in einer Führungskrise.

Hey, nicht weglaufen! Eine Kundin in einem Media-Markt in Ingolstadt, dem Heimatstandort der Firma. (Foto: Michaela Rehle/Reuters)

Die Verträge von zwei Geschäftsführern laufen Ende des Jahres aus. Es geht um den Personalchef Ralph Spangenberg und Einkaufschef Sergio Klaus-Peter Voigt. Hinter ihrem Verbleib im Unternehmen steht derzeit ein großes Fragezeichen. Die Metro AG kämpft um sie. Aber Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals will sie weg haben. Der Mitbegründer der Media-Saturn-Holding (MSH) würde am liebsten auch Finanzvorstand Oliver Seidl loswerden. Drei von sechs Geschäftsführern stehen auf seiner Abschussliste.

Auf seiner Homepage hat Kellerhals ihre Köpfe wie auf Steckbriefen veröffentlicht. Darunter steht: "Ausscheidende Vorstände bei MSH. Verträge wurden nicht verlängert." Nach Kellerhals' Auffassung ist "ein Neubeginn mit mehreren neuen Media-Saturn-Vorständen aus der digitalen Welt unverzichtbar". Der 75-Jährige hält die drei für "ungeeignet", die Elektronik-Kette weiterzuentwickeln. Aber so einfach ist es nicht.

Seidl zumindest hat Glück. Sein Dienstvertrag läuft zwar tatsächlich drei Monate nach den Verträgen von Spangenberg und Voigt Ende März 2016 aus. Er kann aber dennoch nach dem Willen der Metro mit gleichen Bezügen im Amt bleiben. Im Gegensatz zu den beiden anderen ist Seidl unbefristet bei Media-Saturn als Organmitglied der Geschäftsführung bestellt worden. Damit ist er arbeitsrechtlich im Vorteil. Solange die Metro an ihm festhält, hat Kellerhals kaum eine Handhabe. Dennoch ist der Status quo für die Metro ein unhaltbarer Zustand.

Bei Spangenberg und Voigt ist die Sache komplizierter. Ihre Verträge laufen zwar aus und auf Drängen von Kellerhals werden sie auch nicht verlängert. Aber das heißt nicht, dass beide auch aus dem Unternehmen ausscheiden müssen. Da die Metro und Kellerhals so zerstritten sind, dass sie aller Voraussicht nach keine gemeinsame Lösung finden werden, sucht Metro mit dem Management von Media-Saturn in Ingolstadt nach einem arbeitsrechtlichen Ausweg, den Kellerhals nicht versperren kann. Die favorisierte Option ist derzeit, beide unterhalb der Geschäftsführerebene wieder in ähnlicher Funktion zu beschäftigen. Manager auf dieser Ebene kann Kellerhals nicht per Veto ausbremsen. Voraussetzung wäre allerdings, dass die beiden Betroffenen diese formelle Herabstufung akzeptieren.

© SZ vom 20.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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