Media-Markt und Saturn:Es brennt

Woman walks in the European state-of-the-art store of German electronics retailer Media-Saturn in Ingolstadt

Hey, nicht weglaufen! Eine Kundin in einem Media-Markt in Ingolstadt, dem Heimatstandort der Firma.

(Foto: Michaela Rehle/Reuters)

Nach dem brutalen Führungswechsel bei Ceconomy fällt der Aktienkurs.

Von Michael Kläsgen

Dass es so schlimm kommen würde, hatte der Aufsichtsrat der Konzernmutter von Media-Markt und Saturn sicher nicht geahnt. Kaum war der von Chefaufseher Jürgen Fitschen, ehedem Co-Chef der Deutschen Bank, betriebene Führungswechsel an der Spitze des Elektronikhändlers Ceconomy vollzogen, rauschte die Aktie um zeitweise mehr als acht Prozent nach unten. Fitschen hatte maßgeblich dafür gesorgt, Jörn Werner, den er erst vor gut 200 Tagen zum Chef der Holding gemacht hatte, mit sofortiger Wirkung wieder hinauszubefördern. Ein Rausschmiss mit Ansage, aber ohne besonderes Fingerspitzengefühl - und zu welchem Zweck?

Nun ist Aufsichtsratsmitglied Bernhard Düttmann Chef der Media-Saturn-Mutter - allerdings nur für zwölf Monate. Alle Beteiligten im Aufsichtsrat wussten, so räumen Insider ein, dass weder die Person Düttmann noch die Interimslösung als solche die Kapitalmärkte entzücken würde. Trotzdem wurde er ernannt. Das Ergebnis: minus acht Prozent und große Verwirrung. Gewiss, Düttmann war Vorstand in diversen Unternehmen: von Beiersdorf über Lanxess bis Stada, aber er war auch Anfang des Jahres drei Monate ohne erkennbaren Erfolg schon Chef von Ceconomy. Ist er der richtige Mann? Die Börse sagt, nein.

Aktionärsvertreter wie die Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, Jella Benner-Heinacher, verhehlen ihre Enttäuschung nicht. "Man muss an die Strukturen ran", sagte sie nach dem Kursdebakel am Freitag. Im Moment ist es so, dass die Holding Ceconomy nur eine einzige Beteiligung hat, die selber eine Holding ist: die Media-Saturn-Holding (MSH). Diese hat natürlich einen eigenen Chef. Zu viele Chefs, zu viele Holdings. "Das ist das Problem", sagt Benner-Heinacher. Mit entworfen hat die Konstruktion übrigens maßgeblich Aufsichtsratschef Fitschen. Bei Ceconomy brennt es nun auch deshalb. Aber davon, die Struktur zu ändern, ist derzeit keine Rede.

Für weiteren Zündstoff sorgt dafür Convergenta, neben Ceconomy die zweite Gesellschafterin der Media-Saturn-Holding. "Wir sind irritiert, dass der Ceconomy-Aufsichtsrat unter der Leitung von Herr Fitschen offenbar meint, sich von dem Vorstandsvorsitzenden nach nur wenigen Monaten und auf diese Art und Weise trennen zu müssen", raunt Convergenta-Geschäftsführer Ralph Becker. Für die weitere Entwicklung der MSH sei dies "ein beunruhigendes Signal". Kurzfristiger Aktionismus schaffe keinen Mehrwert, weder für die Gesellschafter und die Aktionäre.

Als wäre das noch nicht genug, verlor am Freitag noch die größte Beteiligung von Ceconomy, der Pariser Händler Fnac Darty, massiv an Wert. Kurz vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft ist bei Media-Markt und Saturn also einiges geboten.

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