Matthias Hoffmann:Ein Impresario wird Vorstandsvorsitzender

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Matthias Hoffmann hatte mit den drei Tenören Erfolg, nun organisiert er Shows statt Stars: "Afrika! Afrika!" und ein Buddhismus-Musical.

Steffen Uhlmann

Kartenverkäufer und Konzertveranstalter, Kaufmann und Kulturzirkusdirektor - der Impresario und Produzent Matthias Hoffmann hat bislang noch jedes Etikett bedient im schillernden Unterhaltungs- und Showgeschäft. Seit kurzem aber nennt er sich ganz schlicht Vorstandsvorsitzender und findet das auch passend.

Eilt von Erfolg zu Erfolg und hat daher Grund zum Lachen: Matthias Hoffmann. (Foto: Foto: privat)

Schließlich hat Hoffmann, 57, gerade die Prime Time Entertainment AG in Mörfelden bei Frankfurt gegründet, deren alleiniger Aktionär er ist. Für den umtriebigen Geschäftsmann ist das nur die logische Folge seines rastlosen Tuns. "Es musste jetzt etwas ganz Spannendes kommen", sagt der gebürtige Pfälzer mit dem ungebremsten Redefluss.

Es braucht einige Phantasie, um in dem schnöden Plattenbau des tristen Gewerbegebiets am Rande der Mainmetropole den Nukleus eines künftig weltumspannenden Unterhaltungskonzerns auszumachen. Das aber hat sich der schon immer von wenig Selbstzweifel geplagte Veranstalter nun vorgenommen.

Schon mehr als 1,5 Millionen Besucher

"Prime Time agiert auf einem schnellwachsenden Markt", sagt ihr Vorstandschef. "Allein in Europa liegt sein Volumen schon jetzt bei geschätzten 20 Milliarden Euro."

100 Millionen davon steuert Hoffmann in diesem Jahr mit seiner Show "Afrika! Afrika!" bei, die im Dezember 2005 in Frankfurt Premiere hatte und seitdem mit fliegenden Artisten, exotischen Gauklern und einer folkloristischen Safari Zirkusanhänger massenweise in Hoffmanns Zelte zieht.

Die Show, von dem Wiener Allroundkünstler André Heller erdacht und vom Veranstalter Hoffmann finanziert und organisiert, haben mittlerweile mehr als 1,5 Millionen Besucher gesehen, und ein Ende ist nicht absehbar. "Wir haben mit 'Afrika! Afrika!' einen Hype erzeugt", freut sich Hoffmann. "In München, wo wir gerade spielen, ist das Zelt jeden Abend voll. Spätestens im Frühjahr 2008 sind wir bei zwei Millionen."

Hoffmann hat längst auf den Erfolg reagiert. Eine zweite Ausgabe der Show tourt bereits durch Europa. Nach Stationen in Graz, Wien und Zürich startet die Welttournee. "Am 17. Januar ist in London Premiere", sagt Hoffmann.

"Dann geht es nach Paris, Spanien, Amerika und Asien. Die festen Buchungen reichen bis ins Jahr 2011." Für eine Tour durch Amerika lässt er gerade eine dritte Zeltstadt bauen und ein weiteres Ensemble ausbilden.

Schlosser, Parkplatzwächter, PR-Prouzenten

Schon jetzt beträgt die Zahl der bei ihm fest angestellten Künstler und Mitarbeiter 560, in den nächsten Monaten wird sie auf über 600 steigen. Nicht mal die Hälfte davon agiere direkt in der Manege, rechnet Hoffmann vor. "Wir haben fast alle Berufsgruppen bei uns - vom Schlosser und Schreiner bis zum Parkplatzwächter und PR-Produzenten."

Was wie ein überkommenes Kombinatsmodell planwirtschaftlicher Prägung anmutet, sei sein Geschäftsgeheimnis, sagt Hoffmann. "Wir decken damit die gesamte Wertschöpfungskette ab: von der Ideenfindung über die Konzeption und künstlerische Umsetzung bis hin zum Veranstaltungsmanagement, einschließlich Gastronomie, Werbung und Vermarktung."

Das sei in der Branche nicht üblich, garantiere aber, dass der Mehrwert wirklich im Unternehmen anfalle. Allein das Catering werfe pro Jahr über 12 Millionen Euro Umsatz ab.

Alle Vermarktungs- und Nutzungsrechte bündelt Hoffmann in Prime Time Entertainment. Zugleich sollen unter diesem Holding-Dach sämtliche von ihm geplanten oder schon in Angriff genommenen Projekte als selbständige Tochterunternehmen agieren.

Hoffmann war mit den drei Tenören schon mal als Konzertveranstalter ganz oben und stürzte dann mit dubiosen Steuersparmodellen tief ab. Von den großen Stars will er heute nichts mehr wissen, sondern stattdessen künftig mit neuen Shows und Geschäftsideen das ganz große Rad drehen.

Jetzt ein Musical über den Buddhismus

Das Buch für ein Musical, das den Buddhismus zum Thema hat, lässt er gerade schreiben. Die Premiere, wieder in einem Zelt, soll 2008 in London sein. Ende des nächsten Jahres wird auch eine neue Weihnachtsshow starten, die er in Oberndorf bei Salzburg produzieren lässt, dem Entstehungsort von "Stille Nacht, heilige Nacht".

An einen Freizeitpark denkt Hoffmann und an eine Veranstaltung rund um die Wiener Hofreitschule. Sogar ein Fußball-Museum will er im nächsten Jahr eröffnen. Näheres dazu dürfe er noch nicht verraten, sagt Hoffmann.

Nur der Ort des Museums stehe fest: der Münchner Olympiapark, in dem bis vor wenigen Jahren Bundesliga-Fußball gespielt wurde und den die Stadt nach dem Bau einer neuen Fußball-Arena außerhalb der Stadt zum Sport-Freizeitpark entwickelt.

16 Millionen Euro Gewinn vor Steuern

All das muss er vorfinanzieren, und dafür braucht Hoffmann Geld. Für "Afrika! Afrika!" hat er sechs Millionen Euro aus eigener Tasche vorgestreckt und wäre daran beinahe gescheitert. Zwar wird er in diesem Jahr mit der Show voraussichtlich einen satten Gewinn von 16 Millionen Euro vor Steuern erwirtschaften, doch dürfte das nicht reichen für seine ehrgeizigen Projekte.

Also schaut er sich nun nach einem Finanzpartner um, der bei Prime Time einsteigen soll. Aber das dürfte nur eine Zwischenstation sein. In Frankfurt startete Hoffmann nicht nur seine bislang erfolgreichste Show, dort hat auch die Börse ihren Sitz.

© SZ vom 29.11.2007/sekr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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