Sie verkaufen "Boxspringmatratzen" oder "7-Zonen"-Modelle und dazu Lattenroste, die "höhenverstellbar" sind und ein "justierbares Kopfteil" haben - Händler und Hersteller versuchen oft mit allen Mitteln, Kunden vom Kauf einer teuren Bettkonstruktion zu überzeugen. Denn ein gesunder Schlaf ist wichtig, und viele Menschen investieren gern in ihre Nachtruhe. Schließlich verbringt der Mensch ein Drittel seines Lebens im Bett.
Die Stiftung Warentest hat jetzt jedoch herausgefunden, dass guter Schlaf nicht immer teuer sein muss. 14 Kaltschaummatratzen hat sie für die Oktober-Ausgabe ihres Magazins Test geprüft und sich dabei gezielt auf das obere Preissegment konzentriert. 600 bis 1390 Euro kosten die Modelle - aber der erwartete Qualitätsunterschied zu der günstigeren Discounter-Ware blieb aus.
Nur eines der 14 Modelle, die "Swissflex Versa 20 Geltex Inside", erhielt im Test die Note "gut", alle anderen Matratzen zeigten deutliche Defizite. Sechs Modelle haben beispielsweise den Haltbarkeitstest nicht bestanden. Dabei wird anhand einer Walze eine intensive Benutzung von acht bis zehn Jahren simuliert - 30 000 Mal rollt die Walze über die weiche Oberfläche. Drei weitere Modelle bildeten unter Einfluss von Wärme und Feuchtigkeit nach kurzer Zeit Liegekuhlen im Material. Das erschwert nachts das Hin- und Herwälzen.
Da es einen Unterschied macht, ob ein großer oder kleiner, leichter oder schwerer Mensch auf der Matratze liegt, wird jedes Modell von der Stiftung Warentest für vier verschieden Körpertypen getestet. Ein Allrounder war in dieser Testrunde nicht dabei. Anders dagegen ein Modell, das die Stiftung Warentest im Mai untersuchte: Die "Bodyguard H3" von Bett1.de ist als eine der wenigen für jeden Körpertyp geeignet. Sie ist laut Stiftung Warentest mit Abstand die beste Matratze, die seit 2009 untersucht wurde - und liegt mit 199 Euro deutlich unter den jetzt getesteten Premium-Modellen. Allerdings beträgt ihre Lieferzeit derzeit mehr als zwei Monate.
Stiftung Warentest räumt in ihrer aktuellen Ausgabe außerdem mit einem weiteren Verbrauchermythos auf: Eine Matratze könne ihren wahren Komfort erst auf dem dazu passenden Lattenrost entfalten. Das Test-Magazin entlarvt dies als Verkaufstrick der Händler. Nur eine der Matratzen zeigte mit passendem Lattenrost minimal verbesserte Eigenschaften, bei den anderen ergab sich kein Unterschied - bei einer Matratze verschlechterte sich der Liegekomfort sogar.
Der Lattenrost Marke "Eigenbau" erwies sich als der Beste
Die Stiftung Warentest rät nach der Untersuchung von zehn weiteren Lattenrosten zu einem eher ungewöhnlichen Vorgehen: Sich den Lattenrost selbst zusammenzuzimmern. Von speziellen Leisten, Zonen und Gelenken, die bei den untersuchten Lattenrosten für optimale Schlafbedingungen sorgen sollen, ist nämlich oft gar nichts zu spüren. Dass am Ende ein elftes Modell der Marke Eigenbau ins Rennen geschickt wurde, war ursprünglich gar nicht geplant: Um die Test-Roste nicht wie sonst mit einer handelsüblichen Spanplatte zu vergleichen, zimmerten die Prüfer aus Latten ein eigenes Modell - und das hängte in den Tests überraschend alle anderen Lattenroste ab.
Kein einziger Rost, weder die Spar-Variante von Ikea für 12 Euro noch das Premium-Modell "Lattoflex 330" für 1060 Euro, konnte den Test mit einem zufriedenstellenden Ergebnis beenden. Teilweise verschlechterten sie die Liegeeigenschaften der Matratze sogar. Egal, ob mit "Flügelfederungen", "Zirbenholztellern" oder "Federholzleisten" - das Testergebnis war zehnmal nur "ausreichend". Der selbstgezimmerte Lattenrost hingegen überzeugte die Prüfer durch seine Durchlässigkeit für Feuchte. Gerade Rückenschläfer lagen auf ihm dank seiner starren Konstruktion um einiges bequemer als auf den anderen Rosten. Auch die Haltbarkeitstests überstand das 35-Euro-Modell Marke Eigenbau problemlos - und wurde mit der Note "befriedigend" überraschend Testsieger. Ohnedies ist ein Lattenrost in der Regel deutlich länger haltbar, als die Händler ankündigen: Eine Matratze sollte zwar aus hygienischen Gründen nur acht bis zehn Jahre verwendet werden, ein Rost hingegen hält meist doppelt so lange.
Die Tester betonen jedoch: Auch der selbstgezimmerte Lattenrost kann die Schlafqualität von dünnen Matratzen nicht verbessern. Auf dicke Matratzen wirke sich ein Rost zudem meist weniger aus. Wichtig sei es daher vor allem, bei Tests auf eine gute Matratze und einen stabilen Lattenrost zu achten. In Rückenlage muss sich die Matratze an die Doppel-S-Form der Wirbelsäule anpassen. Liegt die Person auf der Seite, müssen Schulter und Becken so tief einsinken, dass sich zwischen Halswirbelsäule und Steißbein eine gerade Linie bildet. Ein gründliches Probleliegen ist deshalb vor dem Matratzenkauf unumgänglich.