Massiver Stellenabbau:Beckstein: "Siemens macht mir großen Kummer"

Frust bei den Mitarbeitern und Sorgen beim Ministerpräsidenten: Siemens streicht Jobs im großen Stil und beunruhigt die Angestellten und den bayerischen Regierungschef gleichermaßen. Nun will Beckstein mit Konzernchef Löscher reden.

Günther Beckstein (CSU) hat sich besorgt über den angekündigten Arbeitsplatzabbau beim Elektrokonzern Siemens geäußert. "Siemens macht mir natürlich großen Kummer", sagte Beckstein am Dienstag in München. Er wolle sich in Kürze mit Konzernchef Peter Löscher treffen.

Massiver Stellenabbau: Siemens-Chef Peter Löscher will die Kosten im Konzern massiv senken.

Siemens-Chef Peter Löscher will die Kosten im Konzern massiv senken.

(Foto: Foto: Reuters)

Beckstein äußerte sich skeptisch, dass die betroffenen Arbeitnehmer leicht anderweitig unterzubringen seien, besonders wenn es um das mittlere Management gehe.

Landeswirtschaftsministerin Emilia Müller sagte im Bayerischen Rundfunk, sie sei ständig mit Siemens-Chef Löscher in Kontakt. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass Transfergesellschaften entstehen, Mitarbeiter in Altersteilzeit gehen oder umgeschult werden. "Uns geht es darum, dass wir Arbeitsplätze in Bayern halten und sichern können."

Kosten um 1,2 Milliarden Euro drücken

Siemens will weltweit fast 17.000 Arbeitsplätze streichen, 5250 sollen in Deutschland wegfallen. In Vertrieb und Verwaltung sollen die Kosten um 1,2 Milliarden Euro gesenkt werden, dort sollen bis 2010 rund 12.600 Stellen abgebaut werden. Die übrigen 4150 der insgesamt 16.750 betroffenen Stellen fielen im Zuge des Umbaus von Geschäftsbereichen weg, kündigte der Vorstand am Dienstag in München an. Massiv betroffen sind auch die großen Standorte Erlangen, München und Nürnberg.

Scharfe Kritik an den Stellenstreichungsplänen kam vor allem von der IG Metall. Der Konzern stehe wirtschaftlich gut da, die Auftragsbücher seien voll. "Der geplante Stellenabbau ist vor diesem Hintergrund weder nachvollziehbar noch akzeptabel und in diesem Umfang völlig überzogen", sagte der Bezirksleiter der IG Metall Bayern, Werner Neugebauer. Er schloss Protestaktionen nicht aus.

Die Aussage der Unternehmensführung, der geplante Personalabbau werde überwiegend das mittlere und obere Management treffen, sei falsch und irreführend. "Tatsächlich betreffen die Pläne zu rund 75 Prozent Beschäftigte, die unter den Tarifvertrag der IG Metall fallen, beispielsweise Service-Techniker und Verwaltungskräfte", kritisierte Neugebauer.

"Hier herrscht Frust"

Gesamtbetriebsrat, Betriebsräte und IG Metall würden nun gemeinsam ihr weiteres Vorgehen beraten. "Sollte es nötig werden, sind in der Folge unterschiedliche Formen des Protestes und des Widerstands möglich", unterstrich Neugebauer. "Pauschalkürzungen per Rasenmäher sind mit uns nicht zu machen", sagte der Gewerkschafter. Zudem erwarte die IG Metall, dass auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet werde. Vor allem werde die Gewerkschaft darauf dringen, jede einzelne Stelle, die abgebaut werden soll, genau zu prüfen.

Schlechte Stimmung auch in Nürnberg, wo ebenfalls etliche Stellen wegfallen sollen. So sagte der Nürnberger IG-Metall-Sekretär Rudi Lutz: "Es herrscht sehr viel Frust."

Der Siemens-Konzern beschäftigt weltweit etwa 420.000 Mitarbeiter, davon rund 130.000 in Deutschland.

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