Maschinenbau:Schluss mit Drama

Für die deutschen Maschinenbauer läuft das Jahr besser als erwartet. Zwar sind die Unsicherheiten groß - von einer Insolvenzwelle soll jedoch keine Rede sein.

Von Elisabeth Dostert, München

Die Geschäfte der deutschen Hersteller von Maschinen und Anlagen liefen im dritten Quartal besser als erwartet. Deshalb hat ihr Verband, der VDMA, am Dienstag seine Anfang September aufgestellte Prognose für die Produktion für dieses und das kommende Jahr nach oben korrigiert. Für 2020 rechnet er nun mit einem Rückgang der Produktion um real 14 statt bisher 17 Prozent, für 2021 erhöht er die Prognose von zwei auf vier Prozent.

Das Produktionsvolumen fällt 2020 mit 194 Milliarden Euro auf das Niveau des Jahres 2012. Die große Mehrheit der Firmen, das hätten Umfragen gezeigt, rechne mit einer Rückkehr zum "Vor-Corona-Niveau" im Jahr 2022, sagte VDMA-Präsident Karl Haeusgen. 2019 lag das Produktionsvolumen bei 226 Milliarden Euro.

"2020 gehörte für uns zu den wirtschaftlich herausforderndsten Jahren, die wir erlebt haben", so Haeusgen. Es sei das schwierigste Jahr seit der Finanzkrise 2008/2009. Allerdings werde auch das kommende Jahr für die Firmen herausfordernd, "weil viele mit einer Unterauslastung in das Jahr hineingehen". Mit einer Insolvenzwelle im Maschinenbau rechnet der Lobbyist allerdings nicht. Das sei ein "Drama-Wort", das er ebenso wenig möge wie den Begriff "Zombie-Unternehmen", mit dem Firmen gemeint sind, die nur künstlich am Leben gehalten werden. "Im Maschinenbau sehe ich die gar nicht", so Haeusgen.

Die Unternehmen zögern Investitionen hinaus

Sonderlich entspannt wirkt der VDMA-Präsident in der Videoschalte nicht. Das mag unter anderem daran liegen, dass es seine erste Jahrespressekonferenz ist; der Unternehmer aus München ist erst seit zwei Monaten im Amt und, wie er sagt, nervös. Hinzu kommen viele Unsicherheiten. Auch die Prognose für 2021 sei "mehr als sonst unsicher", so Haeusgen, deswegen sei auch das Investitionsniveau niedrig.

Für die Maßnahmen der Bundesregierung in der Corona-Pandemie gibt es Lob. Die Kurzarbeit, zum Beispiel, helfe. Im Oktober waren in der Branche etwa 317 000 Beschäftigte in Kurzarbeit, Tendenz sinkend. In Anbetracht der "Schwere der Krise" sei der Beschäftigungsabbau "vergleichsweise moderat" ausgefallen: Im September beschäftigten die Hersteller von Maschinen und Anlagen in Deutschland knapp 1,03 Millionen Menschen, 34 000 weniger als Ende Dezember 2019. Zum Jahresende 2020 rechnet der VDMA nochmal mit einem Minus von etwa 4000 Stellen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: