Konjunktur:Maschinenbau erwartet weiteren Rückgang der Produktion

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Ein Arbeiter steht im Werk eines Getriebeherstellers. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

Am Montag halbierte der Branchenverband VDMA seine Prognose für das Jahr 2024 auf minus acht Prozent. Die Erholung ist ausgeblieben, die Verunsicherung groß.

Von Elisabeth Dostert, München

Das Jahr ist noch nicht vorbei, aber für den deutschen Maschinenbau ist es wohl schon gelaufen. Am Montag halbierte der Branchenverband VDMA seine Prognose für das Jahr 2024. Statt wie bisher erwartet um real vier Prozent werde die Produktion um acht Prozent fallen, erwarten die VDMA-Volkswirte. Eine Trendwende sehen sie erst im Laufe des Jahres 2025 mit einem Produktionsminus von dann geschätzt zwei Prozent. Die Sorge um die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands wachse, so der VDMA.

Auftragslage und Kapazitätsauslastung seien „hartnäckig“ unbefriedigend. In den ersten sieben Monaten 2024 lag das reale Minus schon bei 6,8 Prozent und habe damit die Erwartungen deutlich verfehlt. „Zwar hatten wir noch nicht mit einer moderaten Erholung gerechnet, wohl aber mit einer nachhaltigen Stabilisierung auf niedrigem Niveau“, kommentiert VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers die Zahlen. Diese sei ausgeblieben und noch schlimmer. Bei den Auftragseingängen und zahlreichen anderen Indikatoren für das Geschäftsklima wurden „signifikante Rückschläge“ verzeichnet.

Laut ifo-Institut lag die Auslastung der Maschinenkapazitäten in den Unternehmen im Juli bei 79,4 Prozent – ein Wert, der signifikant unter der mittleren Bandbreite von 84,4 bis 89,1 Prozent liege und damit deutlich unterhalb der sogenannten Komfortzone. Lediglich fünf Prozent der Firmen berichteten von Kapazitätsengpässen. Firmen mit aktuell zu großen Personalkapazitäten kompensieren dies laut VDMA zumeist durch den Abbau von Arbeitszeitkonten sowie verstärkt Kurzarbeit. Ende 2023 beschäftigte die Branche gut eine Million Menschen. Der Auftragseingang lag in den ersten sieben Monaten real elf Prozent unter dem Vorjahreswert. Während sich bis Ende April noch eine Talsohle abzeichnete, habe sich die Lage von Mai an wieder zum Schlechteren verändert.

Mit einer spürbaren Besserung der Lage sei aktuell nicht zu rechnen. Vielerorts fehle ein klarer wirtschaftspolitischer Kurs. Die Weltwirtschaft sei geprägt von Verunsicherung, Kriegen und Handelsdisputen. In Europa ist der künftige wirtschaftspolitische Kurs sowohl der EU als auch vieler Mitgliedsstaaten nach den jüngsten Wahlen unklar. Zudem halte sich die Inflation in einigen Ländern hartnäckiger als erwartet, mit der Folge, dass Zinssenkungen auf wichtigen Märkten wie den USA oder in der EU langsamer als erwartet erfolgen, so der VDMA. In den USA, dem wichtigsten Exportmarkt, deute sich eine Schwächeperiode an, in der China bereits seit Längerem stecke. Im ersten Halbjahr 2024 sanken die Maschinenexporte aus Deutschland um nominal 4,8 Prozent auf insgesamt 100,6 Milliarden Euro.

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