Marode Infrastruktur:Dobrindts Geld reicht nur für 78 Brücken

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Neubau der Brücke über die A95 in Bayern zwischen Wolfratshausen und Münsing. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Verkehrsminister versprach ein milliardenschweres Sonderprogramm, um verfallene Brücken zu sanieren. Jetzt zeigt sich, wie viel die Investitionen bewirken.

  • Verkehrsminister Dobrindt hatte ein Sonderprogramm zur Brückensanierung angekündigt - die Mittel reichen aber gerade einmal für 78 Brücken.
  • Tausende Brücken in Deutschland sind marode.
  • Am meisten Geld fließt in die Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein.

Eine Milliarde Euro reicht für 78 Brücken

Im Mai versprach Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ein Sonderprogramm für marode Brücken. Gut eine Milliarde Euro gibt sein Haus bis 2017 in den kommenden Jahren zusätzlich für die Sanierung maroder Straßenbrücken aus. Nun gibt Dobrindt bekannt, wie er das Geld ausgegeben wird, wie die Welt berichtet. Demnach reicht das Programm nur für 78 Brücken. Besonders viele Projekte unterstützt der Bund in Hessen (15), Nordrhein-Westfalen (11) und Bayern (10). Häufig ist es gar nicht mehr möglich, die Bausubstanz noch zu retten: 49 Brücken sind so marode, dass sie komplett neu gebaut werden müssen.

Eigentlich müssten Tausende Brücken saniert werden

Die 78 Brücken sind nur ein kleiner Teil der Infrastruktur, in die dringend investiert werden müsste. Das Verkehrsministerium geht davon aus, dass etwa 15 Prozent der etwa 39 000 Straßenbrücken in einem nicht mehr ausreichenden oder sogar ungenügenden Zustand sind ( PDF). Der TÜV Rheinland kalkuliert, dass sogar bis zu 50 Prozent der Bauwerke sanierungsbedürftig sind.

Auch Verkehrsminister Dobrindt weiß, dass eine Milliarde Euro nicht reichen wird. "Die Modernisierung der Brücken ist eine Aufgabe, die weit über die Legislaturperiode hinausgeht", sagte Dobrindt der Welt.

Die meisten Bauwerke in Deutschland wurden in den 1960er oder 1970er Jahren gebaut. Belastet werden sie durch den rapide gewachsenen Straßengüterverkehr, der sich im Vergleich zu 1980 bis zum Jahr 2025 fast verzehnfachen wird. Immer mehr Brücken müssen inzwischen für den Schwerlastverkehr gesperrt werden. Auch Tausende Eisenbahnbrücken sind sanierungsbedürftig, zeigt eine Karte von Zeit-Online.

In diese Brücken investiert Dobrindt

Das teuerste unter den 78 ausgewählten Projekten ist der Neubau der 1,2 Kilometer langen Rheinbrücke Wiesbaden-Schierstein. Dafür wurden rund 225 Millionen Euro veranschlagt. Auf Platz zwei steht der knapp 115 Millionen teure Neubau der Lennetalbrücke auf der A45 nördlich des Autobahnkreuzes Hagen. Weitere Großprojekte sind zwei Brücken auf der Autobahn A7 in Bayern, die Werrebrücke der A30 in Nordrhein-Westfalen und ein Autobahnkreuz auf der A115 in Berlin.

Staat steckt wenig Geld in Infrastruktur

Deutschland investiert seit Jahren weniger in sein Verkehrsnetz als andere Industriestaaten. Dabei sind die Zinsen, die die Bundesrepublik im Moment zahlen muss, historisch niedrig. Auf dem aktuell laufenden G-20-Gipfel in Australien mehren sich die Stimmen, Deutschland müsse mehr investieren - denn das könnte auch helfen, die Weltwirtschaft anzukurbeln. Die Bundesregierung lehnt dies allerdings strikt ab und verweist auf den ausgeglichenen Haushalt, den der Bund anstrebt. Solide Staatsfinanzen und Strukturreformen seien besser für die Konjunktur als schuldenfinanzierte Investitionen.

© SZ.de/dpa/Reuters/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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