Marihuana-Kette von Ex-Microsoft-Manager:Geschäftsidee: Drogenhandel

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Jamen Shively hat eine Vision. Er will im großen Stil Marihuana vertreiben. Der ehemalige Microsoft-Manager denkt an ein Unternehmen wie Starbucks oder Pizza Hut - nur eben für Cannabis. In Teilen der USA wäre das legal. Trotzdem bleiben rechtliche Schwierigkeiten.

Von Sarah K. Schmidt

Die Kunden high, die Umsätze hoch - das ist der Traum von Jamen Shively. Konzerne wie Starbucks oder Pizza Hut hat der Firmengründer als Vorbilder für sein Unternehmen Diego Pellicer auserkoren. Er will eine Handelskette schaffen, die allerdings weder Heißgetränke noch Fast Food verkauft, sondern Gras. Erst in den USA, dann überall. Ambitionierte 40 Prozent des Weltmarkts hat der Firmengründer für sein Start-up anvisiert. Das klingt in der Tat hochgegriffen, aber immerhin war der 45-Jährige mal Strategie-Manager bei Microsoft.

Marihuana solle verantwortungsbewusst und in Maßen konsumiert werden, heißt es auf der Unternehmens-Homepage. "Einfach gesagt, es sollte genossen werden wie eine feine Zigarre, eine Edelschokolade oder ein Cognac." Zielgruppe: Alternde Baby Boomer, die in ihrer Studienzeit in den Siebzigern gekifft haben und heute gut verdienen. Shively sieht großes Potenzial für den Vertrieb von Cannabis als Premiumprodukt: "Es ist ein gigantischer Markt, der nur auf eine Marke wartet", zitiert ihn die Nachrichtenagentur Reuters. Allerdings ein Markt, der etwas pikanter ist als der Vertrieb von Babywindeln oder Apfelsaft. Der Verkauf von Marihuana ist - wie auch Besitz und Konsum - laut Bundesgesetz der USA verboten.

Doch Shively könnte mit seiner Geschäftsidee trotzdem durchkommen: Einzelne US-Bundesstaaten haben auf eigene Faust deutlich lockerere Gesetze zum Marihuana-Konsum erlassen. In Colorado und im Staat Washington ist seit Ende 2012 der Privatgebrauch legal. In 16 weiteren Staaten ist die medizinische Anwendung erlaubt. Die Staaten versprechen sich davon Millionen-Mehreinnahmen - denn wie Tabak und Alkohol werden auch Cannabis-Produkte hoch besteuert. Sowohl in Colorado als auch in Washington will Shively sich die Rechte an bestehenden Vertriebsorganisationen gesichert haben.

Über die Lieferkette hat der Ex-Microsoft-Chef sich schon Gedanken gemacht. Zur Pressekonferenz am Donnerstag erschien er gemeinsam mit Vincente Fox, dem ehemaligen Präsidenten Mexikos, wie die Seattle Times berichtet. Dieser habe sich überaus angetan vom Geschäftskonzept von Diego Pellicer gezeigt: Shively plant sein "Premiumprodukt" eines Tages direkt aus dem Nachbarland zu importieren. Fox führte zwar in seiner Regierungszeit auf Druck der USA Krieg gegen die Drogenproduktion im eigenen Land, fordert allerdings auch die Freigabe weicher Drogen.

Prominente Unterstützung: Zur Pressekonferenz kam Jamen Shively (rechts) mit Mexikos Ex-Präsident Vicente Fox (Foto: REUTERS)

Doch auch wenn die einzelnen US-Staaten Sonderregeln erlassen: Der Handel mit Haschisch bleibt gesetzlicher Graubereich - schließlich geht Bundesrecht vor. Diego Pellicer betont auf seiner Internetpräsenz, gänzlich innerhalb des legalen Bereichs zu agieren. Das Unternehmen gesteht aber ein, dass die Wachstumsprognosen auf der Annahme beruhen, dass Marihuana in den nächsten Jahren in den gesamten USA legalisiert werde. Dann - so ist sich Shively sicher - wäre Diego Pellicer ganz vorne mit dabei, beim Vertrieb von Joints und Haschplätzchen.

Punkten kann das junge Unternehmen zumindest mit einer guten PR-Geschichte. Diego Pellicer war der Vize-Präsident der philippinischen Insel Cebu Ende des 19. Jahrhunderts - und soll als größter Hanf-Anbauer der Welt die gesamte spanische Armada beliefert haben. So informiert jedenfalls die Homepage über ihren Namensgeber. Bei Jamen Shively soll es sich zufällig um den Ururenkel eben dieses Diego Pellicer handeln. Vielleicht hat der Autor der Website es sich aber auch einfach mit Pellicer-Produkten gemütlich gemacht und dann seine Fantasie spielen lassen.

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