Süddeutsche Zeitung

Mannesmann-Prozessende:Auswirkung auf zukünftige Firmenübernahmen

Deutsche Unternehmen werden durch kalkulierbare finanzielle Anreize für Vorstände künftig billiger zu haben sein.

Ein entsprechendes Resümee zog Hans-Peter Burghof, Professor für Bankwirtschaft und Finanzen an der Universität Hohenheim bei Stuttgart, am Mittwoch aus dem Ende des Mannesmann-Prozesses.

"Aufsichtsräte werden bei der Bewilligung von Prämien ängstlicher und risiko-aversiver(scheuer) handeln", sagte er der Deutschen Presse- Agentur.

Wenn Sonderprämien für Vorstände von vornherein genau spezifiziert werden, wie vom Bundesgerichtshof verlangt, verlieren sie ihre Anreizwirkung.

Burghof wandte sich dabei gegen "eine Verrechtlichung von Lebensbereichen, die man nicht verrechtlichen sollte" und verwies auf negative Auswirkungen. In einem Übernahmekampf werde das angegriffene Unternehmen beziehungsweise dessen Vorstand berechenbar.

Aufgabe: Maximierung des Börsewertes

Dabei sei es Aufgabe des Managements, den Börsenwert des Unternehmens konsequent in die Höhe zu treiben, den Gegner abzuwehren oder eine Akquisition so teuer wie möglich zu machen, betonte Burghof.

Es komme darauf an, "dass der Aufsichtsrat genau die finanziellen Anreize setzt, die der jeweiligen Situation angepasst sind". Im Falle von Mannesmann seien die Prämien erst im Nachhinein vereinbart worden, weil vorher niemand beurteilen konnte, wie gut sich der Vorstand schlagen würden, meinte Burghof. Esser hatte im Mannesmann- Prozess immer wieder auf den hohen Wertzuwachs für die Aktionäre während des Übernahmekampfes hingewiesen.

Der Ökonom begrüßte unterdessen die Einstellung des Mannesmann- Prozesses. Es seien zu viele Zufälligkeiten im Spiel gewesen, das hätte am Ende keinen Rechtsfrieden gebracht. "Der Abbruch war daher die beste Entscheidung". Burghof bedauerte allerdings, dass nicht die Frage der Rechtmäßigkeit der Zahlungen geklärt worden sei.

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dpa
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