Mannesmann-Prozess:Josef Ackermann weist Kritik zurück

Lesezeit: 2 min

Im Mannesmann-Prozess pocht der Chef der Deutschen Bank weiter auf seine Unschuld, Ex-Chef Esser verteidigt seine Prämie.

Daniela Kuhr

Am zweiten Verhandlungstag im Mannesmann-Prozess hat Josef Ackermann die Millionenprämien verteidigt. Der 16-Millionen-Euro-Bonus für Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser sei "eine Sondervergütung für außerordentliche Leistungen" gewesen.

Weiterhin im Rampenlicht: Josef Ackermann (Foto: Foto: dpa)

Darüber hinaus habe er einen Anreiz bieten sollen, nach der verlorenen Übernahmeschlacht die Integration von Mannesmann in Vodafone erfolgreich mitzugestalten, sagte der Deutsche-Bank-Chef vor dem Düsseldorfer Landgericht. "Wie das Ausgangspunkt für ein Strafverfahren sein kann, ist mir bis heute schwer verständlich."

Ackermann steht in der Sache zum zweiten Mal vor Gericht, da der Bundesgerichtshof (BGH) die Freisprüche aus dem ersten Prozess aufgehoben hatte. Konkret geht es um 60 Millionen Euro, die das Aufsichtsratspräsidium von Mannesmann im Frühjahr 2000 an Esser und andere Führungskräfte des Konzerns verteilt hatte.

Vorwurf der schweren Untreue

Ackermann saß damals in diesem Gremium und hatte die Zahlungen mitbeschlossen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm deshalb schwere Untreue vor, genau wie den anderen drei Präsidiumsmitgliedern, darunter Ex-Aufsichtsratschef Joachim Funk. Esser dagegen ist nur wegen Beihilfe angeklagt.

Der BGH hatte kritisiert, dass die Prämie für Esser nicht in dessen Dienstvertrag vorgesehen war. Sie sei "ein Geschenk" gewesen, das keinerlei Anreiz für die Zukunft geboten habe und nicht im Interesse von Mannesmann gewesen sei.

Dem widersprach Ackermann. Vertraglich regeln ließen sich nur Dinge, die voraussehbar seien. "Für das Unvorhergesehene kann ich keine Regeln treffen", rechtfertigte sich Ackermann.

"Unvorhergesehen" - damit meinte der Deutsche-Bank-Chef die 178 Milliarden Euro teure Rekordübernahme durch Vodafone. Zunächst hatte der britische Konzern den Mannesmann-Aktionären einen Anteil von 42 Prozent am fusionierten Unternehmen geboten.

Durch seinen Abwehrkampf hatte Esser das Angebot auf zuletzt 49,5 Prozent gesteigert. Damit habe er für die Mannesmann-Aktionäre den Wert um 27 Milliarden Euro erhöht, betonte Ackermann.

"Wenn ich auch nur den kleinsten Anhaltspunkt gehabt hätte, dass etwas rechtlich nicht richtig sein könnte, dann hätte ich nicht so entschieden, zumal ich ja selbst keine eigenen Interessen hatte."

Ackermann erhielt kein Geld

Von den sechs Angeklagten hatten nur Esser und Funk eine Prämie bekommen. Ackermann und die anderen erhielten kein Geld.

Auch Esser selbst verteidigte am Donnerstag seinen Bonus. Natürlich sei es nach der verlorenen Übernahmeschlacht seine Pflicht gewesen, an einer reibungslosen Integration mitzuarbeiten, "aber würde ich auch die nötige Durchsetzungskraft haben", fragte er vor Gericht.

Die Prämie sei für ihn eine Motivation gewesen, die ihn für die weiteren Verhandlungen gestärkt habe. Schließlich habe er für die Mitarbeiter noch Einiges erreichen wollen, unter anderem, dass ein Teil der zentralen Konzernverwaltung in Düsseldorf verbleibt.

Esser betonte, dass er selbst damals auf die Veröffentlichung seiner Prämie gedrungen habe. Zwar hätten die Wirtschaftsprüfer von KPMG anfangs Bedenken wegen der Höhe geäußert, nach einer rechtlichen Diskussion hätten sie diese aber nicht wiederholt.

Zudem habe die Staatsanwaltschaft im März 2000 mitgeteilt, dass sie keinen Anlass für Ermittlungen sieht. "Ich kenne keinen anderen Fall, in dem eine Prämie so gründlich geprüft worden wäre - und das alles noch vor der Auszahlung", sagte Esser.

Nach fast drei Stunden bat er das Gericht, ihn "endlich endgültig" freizusprechen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: