Managerhaftung:Bilfinger-Forderung trifft Versicherer

Die Ansprüche des Baukonzerns gegen frühere Vorstandsmitglieder könnte einen millionenschweren Versicherungsfall auslösen.

Von Herbert Fromme, Köln

Die Ansprüche des Baukonzerns Bilfinger gegen frühere Vorstandsmitglieder könnten einen millionenschweren Versicherungsfall auslösen. Der Konzern verlangt mehr als 100 Millionen Euro von Ex-Managern, weil sie bei der Einrichtung interner Kontrollsysteme und bei Firmenübernahmen teure Fehler gemacht haben sollen. Unter ihnen ist der einstige CDU-Politiker Roland Koch.

Für Vorstände und Aufsichtsräte hat Bilfinger eine Managerhaftpflichtpolice abgeschlossen, die Directors' and Officers' Liability (D&O), die in solchen Fällen zahlt. Laut Gesetz müssen die Betroffenen immer einen Selbstbehalt von 10 Prozent des Schadens bis höchstens 150 Prozent eines Jahresgehalts tragen, jedoch können sie sich dagegen privat versichern.

Die D&O-Police bei Bilfinger wird von der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) geführt, dem Industrieversicherer des Konzerns. Das bestätigte die AGCS. Daneben sind zahlreiche andere Gesellschaften am Konsortium beteiligt. Insgesamt beträgt die Versicherungssumme zwischen 100 Millionen Euro und 200 Millionen Euro, heißt es in der Branche. Bilfinger und AGCS wollten dazu nichts sagen.

Die eigene Belastung für die AGCS dürfte 25 Millionen Euro kaum überschreiten. Insgesamt könnte der Fall trotzdem zu einem größeren Schaden für den deutschen D&O-Markt werden, der ohnehin tief defizitär ist. Allerdings enden solche Ansprüche - wenn sie nicht abgeschmettert werden - fast immer mit einem Vergleich. So hatte Siemens wegen der Korruptionsaffäre 250 Millionen Euro von Managern und damit den Versicherern gefordert. Beide Seiten einigten sich 2009 auf 100 Millionen Euro. Doch auch das ist viel im deutschen D&O-Markt, der 2016 auf rund 500 Millionen Euro Gesamtumsatz kam und mehr als 100 Millionen Euro Verlust machte.

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