Gehälter:Britische Managerinnen verdienen weniger als Manager

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Etwas vom Bäcker und ein Heißgetränk im Wegwerfbecher, so kann ein Londoner Frühstück im Finanzviertel aussehen. (Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters)

Frauen erhalten deutlich weniger Gehalt als Männer in den Toppositionen der britischen Wirtschaft. In Deutschland ist das anders.

Von Kathrin Werner

Wer nach einem Beispiel für den Gender-Pay-Gap sucht, also den Unterschied in der Bezahlung von Männern und Frauen, sollte nach Großbritannien schauen: Weibliche Direktoren in den größten Unternehmen des Vereinigten Königreichs erhalten nur einen Bruchteil der Bezüge ihrer männlichen Kollegen. Laut einer Untersuchung der Beratungsfirma New Street Consulting beträgt das Durchschnittsgehalt der weiblichen Direktoren des Aktienindex FTSE 100 nur 237 000 Pfund (276 000 Euro). Das ist gerade einmal etwas mehr als ein Viertel der 875 900 Pfund, die ihre männlichen Kollegen erhalten.

Es zeigt sich also auch an den Gehältern, dass Frauen in der Wirtschaft weniger Einfluss haben als Männer - auch in Großbritannien.

Direktoren der großen britischen Unternehmen sind zum einen die Topmanager, die in Vollzeit die Entscheidungen treffen wie die Mitglieder des Vorstands im deutschen System. Zum anderen gibt es aber auch britische Direktoren, deren Rollen denen der deutschen Aufsichtsräte entsprechen, die also hauptberuflich andere Jobs und im Nebenjob eine Kontrollfunktion in den Konzernen haben. Der Grund für das starke Gehaltsgefälle zwischen weiblichen und männlichen Direktoren liegt vor allem daran, dass die Frauen mehrheitlich non-executive Positionen halten, die dem Aufsichtsrat entsprechen, und viel seltener die besser bezahlten und deutlich einflussreicheren Jobs im Vorstand bekommen oder sogar etwa Chief Executive Officer werden, also Vorstandschefin.

Unternehmen würden gerne den Old Boys Club an der Spitze abschaffen

Was die Zahl der Frauen angeht, hat sich in den britischen Unternehmen in den vergangenen Jahren viel verändert: Im Januar dieses Jahres waren rund 34 Prozent der Direktoren im breiter angelegten FTSE 350 Frauen, im Oktober 2015 waren es nur rund 22 Prozent. Wenn man wirklich Gleichstellung erreichen wolle, reiche es aber nicht, sich nur auf den prozentualen Frauenanteil zu konzentrieren, sagte Claire Carter von New Street Consulting der Zeitung The Guardian. "Der Schlüssel dazu ist, dafür zu sorgen, dass Frauen mehr Führungsverantwortung erhalten und entsprechend geschult und vorbereitet werden, um diese Verantwortung zu übernehmen." Die meisten Unternehmen würden gerne den Old Boys Club an der Spitze abschaffen. "Sie müssen prüfen, ob es Hindernisse gibt, die Frauen davon abhalten, in ihrem Unternehmen ganz nach oben zu kommen."

Vergleicht man nur die vorstandsähnlichen und die aufsichtsratsähnlichen Gehälter miteinander, gibt es noch immer einen großen Gender-Pay-Gap in Großbritannien: Weibliche Non-Executive Directors in FTSE 100-Unternehmen erhalten im Schnitt pro Jahr 104 800 Pfund, Männer dagegen 170 400 Pfund. Bei den Vorständen ist der Unterschied noch riesiger: Weibliche Executive Directors erhalten durchschnittlich 1,5 Millionen Pfund, ihre männlichen Kollegen 2,5 Millionen Pfund im Jahr.

In Deutschland ist die Lage etwas anders: Frauen in den Vorständen der 30 Dax-Unternehmen verdienen im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen - Vorstandsvorsitzende nicht eingerechnet. Dax-Vorständinnen kamen laut einer Studie der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz im vergangenen Geschäftsjahr auf durchschnittlich 3,4 Millionen Euro, die Männer auf 2,9 Millionen Euro. Den Unterschied erklären sich Expertinnen und Experten mit der Tatsache, dass Frauen mit noch nicht einmal 18 Prozent in der Minderheit sind, viele Unternehmen aber versuchen, mehr Frauen in die Top-Positionen zu bekommen. So steigt ihr Marktwert. Die Zahlen ändern sich allerdings deutlich, wenn man auch Vorstandschefs einbezieht, die deutlich mehr verdienen als einfache Vorstände. Im Jahr 2020 gab es überhaupt nur wenige Monate eine Vorstandschefin im Dax: Jennifer Morgan, die SAP im April 2020 verließ. Seit Mai 2021 ist Merck-Chefin Belén Garijo die einzige Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns. Bestverdiener im Dax waren 2020 daher durchgängig Männer. Linde-Chef Stephen Angel erhielt 14 Millionen Euro, Christian Klein von SAP 8,4 Millionen Euro und Volkswagen-Chef Herbert Diess 7,9 Millionen Euro.

Bei Aufsichtsratspositionen, die eher mit den britischen Non-Executive Directors vergleichbar sind, gibt es in Deutschland eine gesetzliche Frauenquote für große, börsennotierte Unternehmen. Laut der Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) aus dem März sind rund 33 Prozent aller Aufsichtsräte der 186 untersuchten deutschen Unternehmen Frauen. Aufsichtsrätinnen in Deutschland erhalten im Schnitt eine geringere Vergütung als Aufsichtsräte, weil auch sie seltener dem Gremium vorsitzen und seltener in wichtigen Ausschüssen wie dem Präsidialausschuss vertreten sind.

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