Manager und Fusionen:Einer geht baden

Manager auf dem Abstellgleis - auch Conti-Chef Wennemer trennt sich von seinem bisherigen Arbeitgeber. Bei Zusammenschlüssen gilt: Zwei Chefs sind einer zu viel. Wer ging, wer blieb - und wer richtig abkassierte.

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Konzernlenker auf dem Abstellgleis - Conti-Chef Manfred Wennemer gibt seinen Job auf, nachdem Schaeffler bei Conti eingestiegen ist. Bei Zusammenschlüssen gilt: Zwei Chefs sind einer zu viel. Wer ging, wer blieb - und wer richtig abkassierte.

Seit 1994 war er bei Continental, seit September 2001 leitete er den Konzern: Nun nimmt Manfred Wennemer seinen Hut. Nach einer erbitterten Übernahmeschlacht mit der viel kleineren Schaeffler-Gruppe kam es zu einer friedlichen Einigung auf eine Minderheitsbeteiligung. Ex-Kanzler Gerhard Schröder wacht über die Garantien für den Reifenhersteller Conti. Doch Wennemer geht - er hatte in einer "Brandrede" Mitte Juli eine harte Gegenwehr gegen die drohende Übernahme angekündigt und gewettert, das Vorgehen der Franken sei "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos". Schaeffler habe sich über Finanzgeschäfte (Swap-Geschäfte) rechtswidrig an Conti "herangeschlichen" - zu harte Worte, um nun das unterlegene Unternehmen weiterzuführen.

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Schrempp, dpa

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Als "Fusion unter Gleichen" war im Jahr 1998 der Zusammenschluss von Daimler-Benz und Chrysler geplant und angepriesen - und so bekam die neue DaimlerChrysler AG erst einmal zwei Hauptsitze (Stuttgart und Auburn Hills) sowie mit Robert Eaton (rechts) und Jürgen Schrempp (links) zwei Vorstandschefs.

Zwei Jahre nach der Fusion waren die Gleichen dann doch nicht mehr so gleich. Eaton trat von seinem Amt zurück und Schrempp führte fortan die Geschäfte alleine. Nach und nach verschob sich auch das Stimmverhältnis im Vorstand immer mehr zugunsten der Deutschen. Inzwischen hat Daimler das Projekt "Welt AG" längst gestoppt und sich von Chrysler getrennt. Der US-Konzern ist somit eigenständig - und hat mit Robert Nardelli auch wieder einen eigenen Chef.

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Mannesmann, dpa

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Nach einer spektakulären Übernahmeschlacht ging der deutsche Mannesmann-Konzern im Jahr 2000 an den britischen Mobilfunkanbieter Vodafone. Mannesmann-Chef Klaus Esser (rechts) hatte zuvor die Strategie des Traditionskonzerns mit der Mobilfunkmarke D2 stärker auf die Telekommunikationsbranche ausgerichtet.

Nach der Übernahme trat Esser zurück und übergab das Ruder an Vodafone-Chef Chris Gent (links). Den Abgang ließ sich der Deutsche immerhin mit einer Rekordabfindung in Höhe von 60 Millionen Mark versüßen. Die umstrittene Zahlung beschäftigte anschließend noch das Landgericht Düsseldorf. Nach zwei Prozessen wurde der Fall eingestellt - gegen eine Zahlung von 1,5 Millionen Euro.

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AOL Time Warner, Reuters

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Eine Megafusion - ein Megaflop: Der Zusammenschluss von AOL und Time Warner fand auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase statt und war mit großen Erwartungen verbunden. Ein integrierter Medienkonzern sollte den Zeitalter des Internets neu fortschreiben. AOL-Gründer Steve Case (links) übernahm den Vorsitz des Verwaltungsrats in dem fusionierten Unternehmen, Time-Warner-Chef Gerald Levin (rechts) wurde Vorstandschef.

Lange hielten es die beiden Top Manager in ihrer schönen neuen Welt nicht aus. Denn die Internetblase platzte - und mit ihr all die schönen Träume der Konzernlenker. Die Aktien des Konzerns verloren dramatisch an Wert, AOL wurde aus dem Firmennamen gestrichen und etliche Unternehmensteile verkauft. Die Helden von einst haben sich längst verabschiedet.

Doch zumindest Case ist dem Internet treu geblieben. Mit seiner neuen Firma Revolution investiert er in Firmen, die sich mit elektronischen Gesundheitssystemen beschäftigen. Den Misserfolg seines Lieblingsprojektes hat aber auch der AOL-Gründer inzwischen eingestanden: "Ja, es tut mir leid, dass ich es getan habe", sagte Case dem US-Fernsehsender PBS.

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Bayer, AP

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Eigentlich wollte der Pharmakonzern Merck im Frühjahr 2006 mit dem Kauf des Berliner Konkurrenten Schering sein Geschäft stärken - notfalls auch gegen den Willen von Schering. Als sogenannter "weißer Ritter" kam dem Konzern dann der Konkurrent Bayer zur Hilfe.

Das Traditionsunternehmen aus Leverkusen legte seine Pharmasparte mit dem Berliner Konkurrenten zusammen. Für Schering-Chef Hubertus Erlen (rechts, neben ihm steht Bayer-Chef Werner Wenning) war plötzlich in der Unternehmensführung kein Platz mehr - und so wechselte Erlen in den Aufsichtsrat der neuen Bayer Schering AG. Seit Januar 2008 ist er zudem noch Vorstandschef der Robert-Koch-Stiftung.

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Eon, AP

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Es war eine der größten Fusionen in der deutschen Wirtschaftsgeschichte. Die beiden Traditionsunternehmen Viag und Veba schlossen sich im Jahr 2000 zusammen. Von da dann war alles neu: Etliche Geschäftsfelder (unter anderem die Chemiesparte) wurden abgestoßen, dazu ein neuer Konzernname (Eon) kommuniziert.

Nur die Chefs blieben: Drei Jahre lang führten der ehemalige Veba-Chef Ulrich Hartmann (links) und der Viag-Chef Wilhelm Simson (rechts) die neue Eon-AG. Dann traten beide ab - und der ehemalige Shell-Manager und Veba-Vorstand Wulf Bernotat übernahm als neuer Unternehmenschef die Geschäfte.

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Whitacre, AFP

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Es war die größte Fusion in der Geschichte der US-Telekommunikationsbranche: Im Jahr 2007 übernahm AT&T für 86 Milliarden Dollar den Konkurrenten Bellsouth. Die US-Aufsichtsbehörde genehmigte das Geschäft erst, nachdem AT&T etliche Zusagen gemacht hatte.

Durch die Übernahme brachte AT&T-Chef Edward E. Whitacre (Foto) seinen Konzern an die Weltspitze der hart umkämpften Branche. Seit der Berufung Whitacres zum Vorstandschef im Jahr 1990 hat die Firma 13 Konkurrenten geschluckt.

F. Duane Ackerman, der Vorstandschef von Bellsouth, verschwand nach dem Milliardendeal in der Versenkung: Der 65-Jährige zog sich nach neun Jahren an der Spitze von Bellsouth aus dem Arbeitsleben zurück.

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Gröger, dpa

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Im Januar 2006 übernahm der spanische Telefonica-Konzern für rund 26 Milliarden Euro die O2-Gruppe. Der deutsche O2-Chef Rudolf Gröger (Foto), der den kleinsten deutschen Mobilfunkanbieter recht erfolgreich geführt hatte, durfte bleiben. Erst einmal, zumindest.

Im Frühjahr 2007 waren die Zahlen nicht mehr so berauschend. Gröger musste den ersten Quartalsverlust an den spanischen Mutterkonzern melden - und wurde nur wenige Monate später, nach sechs Jahren an der Spitze von O2 Germany, durch Jaime Smith ersetzt. Gröger selbst blieb O2 erhalten. Er wechselte an die Spitze eines konzerneigenen Beratungsgremiums.

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Sanofi, Reuters

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2004 übernahm das kleine Pariser Pharmaunternehmen Sanofi-Synthélabo den viel größeren deutsch-französischen Konkurrenten Aventis. Für Aventis-Boss Igor Landau (rechts) lohnte sich die Übernahme - der unterlegene Unternehmenschef musste zwar seinen Posten räumen, handelte als Abschiedsgeschenk aber eine fürstliche Abfindung von zwölf Millionen Euro aus.

Auch nach seinem Ausscheiden konnte er weiterhin ein Büro, einen Assistenten sowie einen Dienstwagen mit Fahrer in Anspruch nehmen. Schon Landau-Vorgänger Jürgen Dormann hatte seinem Nachfolger mit auf den Weg gegeben: "Baut Zelte auf, nicht Paläste! Denn die lassen sich schnell einreißen — und andernorts wieder aufbauen."

Aventis war übrigens selbst das Kind einer Megafusion. 1999 war die vormalige deutsche Hoechst AG mit dem französischen Pharmakonzern Rhône-Poulenc verschmolzen.

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Unicredit, dpa

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Das Ende einer traditionsreichen deutschen Großbank kündigte sich bereits im Jahr 2005 an. Damals wurde die HypoVereinsbank (HVB) von der italienischen Unicredit übernommen. Inzwischen haben die ehemaligen Vorstände und Deutschland-Chefin Christine Licci längst das Weite gesucht - der ehemalige HVB-Vorstandssprecher Dieter Rampl (rechts) wechselte an die Spitze des Verwaltungsrats der Unicredit.

Übrig blieb Wolfgang Sprißler, ehemals Finanzvorstand der HVB, der das Institut inzwischen leitet. Doch Sprißler ist ein König ohne Land. Die wichtigen Entscheidungen, etwa die stärkere Fokussierung der Bankengruppe auf Osteuropa, werden ohnehin von der Unicredit-Führung um Alessandro Profumo (links) in Mailand getroffen.

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Thyssen, Reuters

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Gütliches Einvernehmen herrschte nach der Fusion von Thyssen und Krupp im Jahr 1999: Zumindest zwei Jahre führten Ex-Thyssen-Chef Ekkehard Schulz (links) und Ex-Krupp-Hoesch-Chef Gerhard Cromme (rechts) den neu entstandenen Stahl- und Industriekonzern gemeinsam als Vorstandsvorsitzende.

Zuvor hatte Hoesch-Krupp im März 1997 versucht, den wesentlich größeren Thyssen-Konzern im Zuge einer feindlichen Übernahme an sich zu binden. Der Versuch scheiterte durch eine Indiskretion in Düsseldorfer Bankenkreisen. Nach massiven Protesten der Thyssen-Belegschaft wurden Gespräche zwischen beiden Unternehmen aufgenommen, schließlich die Stahlbereiche und anschließend die gesamten Industriekonzerne zusammengelegt.

Der Chef des kleineren Angreifers, Cromme, wurde zum Aufsichtsratsvorsitzenden gekürt. Der "eiserne Ekki" Schulz führte den Konzern allein weiter und wird bei seinem Ausscheiden im Jahr 2011 mit Abstand der älteste Spitzenmanager eines Dax-Konzerns sein.

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Wella, dpa

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Die Sorgen waren groß: Ausgerechnet der amerikanische Konsumgüterkonzern Procter & Gamble übernahm im Jahr 2003 das deutsche Traditionsunternehmen Wella. Während Wella inzwischen eine Marke unter vielen bei Procter & Gamble (Ariel, Pringles, Pampers) ist, bedeutete der Zusammenschluss für den damaligen Wella-Chef Heiner Gürtler (Foto) einen Karrieresprung.

Gürtler übernahm ab Juli 2004 die Führung des weltweiten Duft- und Friseurgeschäfts bei Procter & Gamble - zumindest für eine kurze Zeit. Am 1. Oktober 2005 ging der Manager in den Ruhestand.

Im selben Jahr wagte Procter & Gamble bereits den nächsten Coup: Für rund 57 Milliarden Dollar verleibte sich der Konsumgüterkonzern den Konkurrenten Gillette ein. Für Gillette-Chef James Kilts lohnte sich der Deal. Ein Jahr saß er noch im Aufsichtsrat von Procter & Gamble, aus der operativen Führung zog sich der Manager jedoch sofort zurück - und kassierte für seinen Abtritt die stolze Summe von rund 153 Millionen Dollar. Beobachter sagten, dies sei selbst für amerikanische Verhältnisse eine äußerst großzügige Abfindung.

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Wrigley, AFP

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Der Schokoriegelhersteller Mars übernahm 2008 den Kaugummiproduzenten Wrigley für 14,75 Milliarden Euro - und krempelte damit den Süßigkeitenmarkt um.

Die Mehrheit der Wrigley-Aktien wurde von der Familie Wrigley kontrolliert, der 1911 gegründete Mars-Konzern war im Besitz der Familie Mars. Die Familien kannten sich seit langem und sollen regelmäßig über einen möglichen Zusammenschluss gesprochen haben.

Wrigley wurde von der Börse genommen und als Mars-Tochter weitergeführt, die Familie gab sämtliche Anteile ab. Der Miteigner Bill Wrigley (Foto) blieb jedoch Aufsichtsratschef und berichtet an den operativen Chef des Mars-Konzerns, Paul Michaels.

Bereits im Jahr 2006 hatte sich der damals 42-jährige Bill Wrigley vom operativen Chefposten zurückgezogen und ihn an den ehemaligen Nike-Chef William Perez übergeben - der damit der erste CEO war, der nicht aus den Reihen der Familie stammte. Seitdem nahm Wrigley nur noch seine Funktion im Aufsichtsrat wahr. Perez, ebenso wie der Rest des Topmanagements, blieb nach der Übernahme im Amt.

Foto: AFP (sueddeutsche.de/tob/jkr/jja/mel)

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