Manager in Prozessen:Aus dem Chefsessel vor Gericht

Der Siemens-Skandal hat eine Diskussion über Managerverantwortung angefacht. Die Debatte ist nötig - angesichts der kostspieligen Fehltritte von Managern. Eine Auswahl in Bildern

9 Bilder

-

Quelle: SZ

1 / 9

Der Siemens-Skandal hat eine Diskussion über Managerverantwortung angefacht. Die Debatte ist nötig - angesichts der Milliarden, die durch Korruption und Wirtschaftskriminalität in den letzten Jahren verbrannt wurden. Eine Auswahl in Bildern

In der deutschen Wirtschaft gibt es eine neue Zeitrechnung: vor und nach Siemens. Dass ein gesamter Vorstand für die Korruptionsfälle in Haftung genommen werden soll, um die Schäden auszugleichen, ist ein einmaliger Vorgang in Deutschland.

Siemens hat zwar wie fast alle anderen Dax-Konzerne, eine "Directors and Officers Liability Insurance" abgeschlossen, die für einen Schaden bis zu 250 Millionen Euro aufkommen soll - doch die wird kaum helfen. Wenn Vorsatz oder grobe Fahrlässigkeit in Frage kommen, lehnen Versicherungen meist ab, zu zahlen.

Der Fall Siemens markiert Neuland - und das nicht nur wegen der Dimensionen des Wirtschaftskrimis. Er hat eine bundesweite Diskussion über die Frage der Verantwortung von Managern angestoßen. Die Debatte ist nötig - angesichts der Milliarden, die in unzähligen Fällen von Korruption und Wirtschaftskriminalität in den letzten Jahren verbrannt wurden. Eine Auswahl in Bildern

Foto: AP

Alexander Falk, dpa

Quelle: SZ

2 / 9

Das Hamburger Landgericht verurteilte den Internetunternehmer und Stadtplan-Erben Alexander Falk zu vier Jahren Gefängnis - wegen Betrugs.

Seinen Sportsgeist hatte Falk sich jedoch auch nach dreieinhalb Jahren Strafprozess erhalten. Das Urteil nahm der braungebrannte Angeklagte so lässig entgegen, als habe er gerade mal ein Strafmandat für falsches Parken erhalten. Der Vorwurf sei absurd und das Urteil keine Überraschung, sagte er; erst im Berufungsverfahren vor dem Bundesgerichtshof sehe er gute Chancen, dass die Sache "endlich neutral und fair aufgeklärt wird". Bis dahin bleibt er auf freiem Fuß.

Während des Verfahrens hatte Falk 22 Monate in Untersuchungshaft gesessen, bis er dann im April 2005 unter strengen Auflagen von der Haft verschont wurde. Falk und vier ebenfalls verurteilte Ex-Manager seiner Firmen hatten laut Anklage den Wert der Firma Ision durch Scheingeschäfte geschönt und somit bei deren Verkauf Ende 2000 einen überhöhten Preis kassiert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Falk galt als einer der Stars des Neuen Marktes. Sein Vater hatte den gleichnamigen Stadtplan-Verlag gegründet, den der Sohn 1995 im Alter von 26 Jahren erbte. Er verkaufte das Unternehmen für rund 25 Millionen Euro. Falk investierte unter anderem in die Schweizer Holding Distefora und den Internet-Dienstleister Ision. Das ganze Firmenimperium brach mit dem Niedergang des Neuen Marktes zusammen.

Foto: dpa

Wilhelm Schelsky, Foto: oH

Quelle: SZ

3 / 9

Für Siemens und Aldi soll er zahme Betriebsräte organisiert haben, und obwohl er nun in U-Haft sitzt, hält man Wilhelm Schelsky im mecklenburg-vorpommerschen Greifswald weiterhin für einen Segen: "Manche vergöttern ihn."

Der Mann, der jahrzehntelang Bundesvorsitzender der Betriebsräteorganisation AUB gewesen war, muss sich noch vor Gericht verantworten, sitzt jedoch seit Februar 2007 in Untersuchungshaft. Schelsky soll von Siemens etwa 50 Millionen Euro verdeckt kassiert haben, um die AUB als arbeitgeberfreundliches Gegengewicht zur IG Metall aufzupäppeln.

In diesem Zusammenhang muss er sich vermutlich von Herbst 2008 an vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten. Mit ihm auf der Anklagebank wird der ehemalige Siemens-Zentralvorstand Johannes Feldmayer sitzen, dem Untreue zu Lasten von Siemens vorgeworfen wird, weil er für die Zahlungen an Schelsky in den letzten Jahren verantwortlich sein soll.

Foto: oH

-

Quelle: SZ

4 / 9

Anderthalb Jahre nach Aufdeckung der VW-Affäre wird der ehemalige Personalvorstand Peter Hartz als erster Verantwortlicher für den Skandal verurteilt. Das Landgericht Braunschweig verhängt gegen Hartz zwei Jahre Haft auf Bewährung sowie eine Geldstrafe von 360 Tagessätzen à 1600 Euro, also 576.000 Euro. Das Gericht sprach den 65 Jahre alten Ex-Manager der Untreue in Tateinheit mit Begünstigung eines Betriebsrates schuldig.

Mit dem Urteil wird ein erster juristischer Schlussstrich unter die Affäre aus Sexpartys, Bestechung und Bereicherung gezogen: Nach Überzeugung der Richter hat Hartz Vermögen von VW verschleudert, indem er Sonderbonuszahlungen von rund zwei Millionen Euro an den früheren Betriebsratschef Klaus Volkert anweisen ließ. Hartz habe sich das "Wohlwollen des mächtigsten VW-Betriebsrats" sichern wollen, der heimliche Sonderboni von rund 1,9 Millionen Euro erhielt. Doch zurück bleibt eher der Eindruck eines Deals als eines Urteils.

Foto: AP

-

Quelle: SZ

5 / 9

Der ehemalige VW-Betriebsratsvorsitzende Klaus Volkert verlässt nach der Urteilsverkündung in Begleitung eines Justizmitarbeiters den Gerichtssaal des Landgerichts Braunschweig.

Das Landgericht verurteilte den einst mächtigsten deutschen Arbeitnehmervertreter wegen Anstiftung und Beihilfe zur Untreue und Verstoßes gegen das Betriebsverfassungsgesetz zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren und neun Monaten.

Volkert hatte zu Unrecht Sonderbonuszahlungen in Höhe von fast zwei Millionen Euro vom früheren VW-Arbeitsdirektor Peter Hartz erhalten.

Es handele sich um "einen krassen Fall von Zwei-Klassen-Justiz", sagte Johann Schwenn, der Verteidiger Volkerts. Schwenn kritisierte, dass Volkert höher bestraft worden sei als der frühere VW-Personalvorstand Peter Hartz, der zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden war.

Foto: dpa

-

Quelle: SZ

6 / 9

Der Heros-Gründer Karl-Heinz Weis wird nach dem Urteilsspruch zum Gefangenentransporter vor dem Landgericht in Hildesheim geführt. Für den Millionenbetrug bei dem ehemals größten deutschen Geldtransport-Unternehmen Heros musste die Firmenspitze mit langjährigen Gefängnisstrafen büßen. Das Landgericht verurteilte Weis zu zehn Jahren Haft wegen Untreue in einem besonders schweren Fall und Bankrott.

Foto: dpa

-

Quelle: SZ

7 / 9

Der Zusammenbruch des Energiekonzerns Enron war eine der größten Pleiten der US-Geschichte, die Strafe für den ehemaligen Chef des Unternehmens, Jeffrey Skilling, eine der höchsten, die gegen einen Wirtschaftsführer verhängt wurde.

Am Ende der großen Börsensause türmten sich die Enron-Schulden im Jahr 2001 auf 67 Milliarden Dollar. Der Kurs der Aktien stürzte von fast 90 Dollar bis auf wenige Cent ab.

Kleinanleger verloren ihre Ersparnisse. Mehr als 4000 Arbeitsplätze gingen verloren. Skilling wurde zum Symbol der hässlichen Seite des amerikanischen Kapitalismus, der Gier und Bereicherung einer kleinen Wirtschaftselite, die Firmen auf Kosten der Anleger schamlos ausplünderte.

Nachdem ihn ein Geschworenen-Gericht wegen Bilanzbetrugs, Insiderhandels und anderer Vergehen schuldig sprach, musste Skilling eine Gefängnisstrafe von 24 Jahren antreten.

Foto: dpa

-

Quelle: SZ

8 / 9

Der größte Bilanzfälschungsskandal in der US-Geschichte endet mit einem deutlichen Signal für die Chefetagen: Die Verurteilung von Ex-Worldcom-Chef Bernie Ebbers zu 25 Jahren Haft ist die höchste Gefängnisstrafe, die bislang gegen einen US-Wirtschaftsführer verhängt wurde.

Drei Jahre nach der Milliardenpleite des US-Telekommunikationskonzerns Worldcom wurde Ebbers wegen schweren Betrugs verurteilt.

Nachdem eine Geschworenenjury den 63-Jährigen in allen neun Anklagepunkten für schuldig befunden hatte, schöpfte Richterin Barbara Jones den Rahmen für das Strafmaß nicht aus. Die Staatsanwaltschaft hatte zuvor 85 Jahre Haft gefordert. Mit ihrem Urteil ignorierte die Richterin Barbara Jones aber dennoch die Bitten von Ebbers Anwälten um besondere Milde.

Die Verteidigung hatte unter anderem angeführt, dass der gebürtige Kanadier 96 Millionen Dollar für wohltätige Zwecke gespendet hatte. Ebbers waren Verschwörung zu einer Straftat, Betrug bei Sicherheiten sowie falsche Angaben zur Unternehmensbilanz in sieben Fällen zur Last gelegt worden.

Der Umfang der Bilanzfälschungen war seinerzeit mit elf Milliarden Dollar (mehr als acht Milliarden Euro) angegeben worden. Ebbers hat während des Prozesses stets angegeben, er habe die Details von Bilanzierungen nicht verstanden und von dem Betrug seiner Untergebenen nichts gewusst.

Ebbers war im April 2002 von seinem Chefposten bei Worldcom zurückgetreten, im Juli 2002 stellte das Unternehmen dann einen Insolvenzantrag.

Rund 20.000 Mitarbeiter wurden entlassen, die meisten verloren ihre gesamten Pensionsansprüche, die in Worldcom-Papieren angelegt waren. Investoren büßten rund 180 Milliarden Dollar ein.

Foto: AP

-

Quelle: SZ

9 / 9

Der Düsseldorfer Mannesmann-Prozess wurde gegen millionenschwere Geldauflagen eingestellt. Der Vorsitzende Richter widersprach Vermutungen, die Angeklagten hätten sich freigekauft.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann (re.; hier mit dem ebenfalls angeklagten, ehemaligen Vorstandsvorsitzenden von Mannesmann, Klaus Esser, li.) und die anderen fünf Angeklagten im Mannesmann-Verfahren mussten insgesamt 5,8 Millionen Euro zahlen. Damit folgte das Düsseldorfer Landgericht einem Antrag der Verteidiger Ackermanns, der 3,2 Millionen Euro berappen musste. Die wegen schwerer Untreue angeklagten Manager und Gewerkschafter gelten als unschuldig. In dem Prozess ging es um die Bewilligung von Prämien in Höhe von 57 Millionen Euro im Zusammenhang der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Mobilfunkkonzern Vodafone im Jahr 2000.

Der Vorsitzende Richter begründete den Beschluss damit, dass die Taten mehr als sechs Jahre zurücklagen und das öffentliche Interesse an einer Fortführung des Prozesses nicht gegeben sei.

Foto: ddp/jkr/cmat

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: