Der Topverdiener des Jahres 2019 in der deutschen Managerszene ist nicht der Boss der üblichen Verdächtigen aus dem Dax wie SAP, Siemens, Deutsche Bank oder Bayer. Nein, es wird voraussichtlich der Chef eines Unternehmens sein, das erst seit wenigen Monaten an der Börse notiert ist und zum MDax-Segment gehört, in dem mittelgroßen Unternehmen zu Hause sind. Oliver Steil vom Software-Hersteller Teamviewer erhält 41,3 Millionen Euro Jahresgehalt. Damit stellt er bisherige Großverdiener wie Volkswagens Ex-Boss Martin Winterkorn oder SAPs ehemaligen Big Boy Bill McDermott sehr in den Schatten.
Teamviewer? Das ist ein vergleichsweise winziges Unternehmen aus dem kleinen Göppingen bei Stuttgart mit weniger als 1000 Mitarbeitern. Es stellt Programme her, die die Fernwartung von PCs und Laptops ermöglichen. Das war schon vor Corona ein Geschäft. Durch die weltweite Verlagerung des Arbeitslebens ins Home-Office machte der Umsatz nun einen zusätzlichen Sprung.
Das ist allerdings nicht der Grund für das Mega-Gehalt des Vorstandsvorsitzenden. Vielmehr profitiert er vom erfolgreichen Börsengang, den das Unternehmen im September hingelegt hat. Dabei machte der bisherige Alleineigentümer Permira, ein Finanzinvestor aus London, großen Reibach: 2014 hatte Permira die neun Jahre junge Firma für 870 Millionen Euro gekauft. Ein Schnäppchen, denn beim Börsengang strichen die Londoner 2,2 Milliarden Euro ein - obwohl sie immer noch die Mehrheit halten. Inzwischen hat sich der Aktienkurs von 25 auf 44 Euro fast verdoppelt. Teamviewer ist damit 8,8 Milliarden Euro wert, mehr als das Doppelte des Dax-Konzerns Lufthansa.
Permira belohnt Steil für diese rasante Geldvermehrung mit einem 40-Millionen-Euro-Scheck, der das Grundgehalt von 810 000 Euro, nun ja, ergänzt. Auch Finanzvorstand Stefan Gaiser überflügelt - Permira sei dank - so manchen prominenten Dax-Chef und streicht 20,8 Millionen ein. Eine exorbitante Summe nicht nur für einen Vizechef eines M-Dax-Unternehmens.
Der ehemalige Unternehmensberater Oliver Steil begründet diese hohe Summe damit, dass er zuvor eine "substanzielle" Summe in das Unternehmen investiert habe und dafür nun im Rahmen einer "Management Equity Participation" (MEP) belohnt worden sei. "Es ist ein übliches Management-Beteiligungsprogramm im Private-Equity-Umfeld", betont Steil. Immerhin sei er zuvor auch "ins Risiko gegangen". Eine ähnliche Belohnung hatte Permira bereits 2014 bei anderer Gelegenheit ausgezahlt. Als sie zusammen mit Mitinvestor KKR 2014 beim Fernsehunternehmen Pro Sieben Sat 1 Kasse machten, erhielt damals Vorstandschef Thomas Ebeling ebenfalls eine Sondervergütung: Der Bonus lag aber bei "nur" bei 23,4 Millionen Euro.