Manager-Gehälter:Der Gehaltsdeckel von VW ist ein Witz

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Maximal zehn Millionen Euro soll VW-Vorstandschef Matthias Müller (Mitte) künftig noch pro Jahr verdienen dürfen, plant der krisengeschüttelte Konzern - und verkauft das als Lektion in Bescheidenheit. Dabei hat Müller noch nie so viel bekommen. (Foto: AFP)

Dass Volkswagen-Manager "nur noch" maximal zehn Millionen verdienen sollen, meinen sie in Wolfsburg völlig ernst. Und das sagt eigentlich alles.

Kommentar von Ulrich Schäfer

Bei Volkswagen hat man nichts, aber auch gar nichts verstanden. Der Konzern will - das ist die gute Nachricht - die Gehälter der Vorstände drücken. Nach der Diesel-Affäre, nach diesem großen Betrug am Kunden und der Öffentlichkeit, könnte man sagen: Endlich! Der Konzern will allerdings die Bezüge im Vorstand bloß auf maximal zehn Millionen Euro deckeln. Da stellt sich die Frage: Ist das ein Witz? Oder anders herum: Wo, bitte schön, ist da der Deckel?

Zehn Millionen Euro: Das wäre nur dann ein Verzicht, wenn man das maßlose Rekordgehalt von 17,5 Millionen Euro als angemessen zu Grunde legen würde, das einst Martin Winterkorn bezogen hat, der ehemalige Vorstandsvorsitzende; aus Sicht eines normalen Arbeitnehmers aber wäre solch ein "Deckel" von zehn Millionen Euro für den VW-Chef immer noch exorbitant hoch. Bei allen anderen Vorständen soll die Obergrenze ein wenig niedriger liegen, vermutlich bei vier, fünf oder sechs Millionen Euro (die genaue Summe ist noch nicht bekannt); aber auch das wäre immer noch eine extrem hohe Summe.

In Wolfsburg ist in den vergangenen Jahren vieles durcheinandergeraten: die Moral, das Gespür für Recht und Unrecht, aber auch der Blick auf die Wirklichkeit im Land. VW ist zu einem Selbstbedienungsladen verkommen, in dem sich jene, die an den Futtertrögen stehen, nehmen, was sie nur können. An den Futtertrögen stehen die Eigentümer-Familien Porsche und Piëch, zwei milliardenschwere Clans; an den Futtertrögen stehen das Land Niedersachsen, das Jahr für Jahr von den hohen Dividenden profitierte, die das Unternehmen gezahlt hat; es stehen dort auch die Gewerkschaften, die in Wolfsburg sehr viel Macht und Einfluss haben; an den Futtertrögen stehen aber nicht zuletzt auch die Führungskräfte - sie haben sich, mit dem Segen des Aufsichtsrats, Gehälter genehmigt, die nun, da die Diesel-Affäre die Zukunft des Unternehmens gefährdet, in keiner Weise gerechtfertigt sind. Zehn Millionen Euro: Für was bitte?

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Der Vorstandsvorsitzende soll nur noch zehn Millionen Euro erhalten. Eine Entschädigung europäischer Verbraucher in der Abgasaffäre lehnt der Konzern aber weiter ab.

Von Max Hägler

Bisher haben die VW-Manager nur zum Schein verzichtet

Schon der teilweise Verzicht auf die eigenen Boni ist dem VW-Vorstand im vorigen Jahr ungeheuer schwer gefallen. Man verständigte sich am Ende auf eine Regelung, die darauf hinausläuft, dass ein Teil der Boni zwar zunächst einbehalten werden kann, aber später - falls der Konzern wieder erfolgreich ist - doch größtenteils wieder ausgezahlt wird. Mit anderen Worten: Man hat sich auf einen Scheinverzicht geeinigt.

So ähnlich verhält es sich nun mit dem Deckel für die Vorstandsbezüge. Zehn Millionen Euro: Wenn das Gehalt des Vorstandsvorsitzenden auf diese Höhe gedeckelt wird, dann ist dies weit mehr, als VW-Chef Matthias Müller bislang erhalten hat. Und vier, fünf oder gar sechs Millionen Euro für normale Vorstände wäre in etwa so viel, wie in der Vergangenheit bezahlt wurde.

Im Grunde ist dies ein Witz - zumal weil nach allem, was bislang bekannt ist, bei VW auch noch erwogen wird, die Fixbezüge für die Vorstände zu erhöhen und die Boni abzusenken. So empfiehlt es ein internes Gutachten. Das bedeutet: Ein noch größerer Teil der Millionen fließt künftig in jedem Fall; der variable, vom Erfolg abhängige Teil der Vergütung sinkt hingegen. Das Gehalt der Vorstände würde also deutlich weniger vom derzeitigen Misserfolg des Autokonzerns abhängen.

Die öffentliche Debatte ist absehbar - zumal im Wahlkampf

Es wird, davon ist auszugehen, über diesen kruden, verfehlten Plan von VW eine große öffentliche Debatte geben - zumal in einem Bundestagswahlkampf, der sich sehr stark um das Thema Gerechtigkeit drehen wird, wie die ersten Auftritte des SPD-Kanzlerkandidaten Martin Schulz zeigen. Für Gerechtigkeit hat man in Wolfsburg offenkundig kein allzu großes Gespür. Bislang jedenfalls.

Die Vertreter von Niedersachsens SPD-Regierung und den Gewerkschaften haben im Aufsichtsrat, der für Gehaltsfragen zuständig ist, die Mehrheit. Sie könnten - wenn sie wollten - die Debatte in die richtige Richtung lenken. Und sie werden es tun müssen, wenn sie Schaden von VW abwenden wollen. Vom Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Hans Dieter Pötsch, ist dies nicht unbedingt zu erwarten; er gehörte ja bis zum Auffliegen des Dieselskandals noch selbst dem Vorstand an. Diese Funktion war zuletzt mit gut fünf Millionen Euro dotiert.

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