Manager: Abfindungen:Millionen zum Abschied

Teure Trennung: Verlässt Wendelin Wiedeking Porsche vor Ablauf seines Vertrags, muss der Konzern blechen. Wer wie viel abkassierte - ein Überblick.

Caspar Dohmen

Spätestens seit dem goldenen Handschlag von Mannesmann-Chef Klaus Esser debattiert man in Deutschland über die Höhe von Abfindungen: 30 Millionen Euro kassierte der Manager, nachdem Vodafone den Düsseldorfer Mobilfunker im Jahr 2000 übernommen hatte.

Manager, sueddeutsche.de

Vergoldete Handschläge: Hartmut Mehdorn (v.l.), Klaus Esser, Stefan Jentzsch, Klaus Kleinfeld, Thomas Middelhoff und Klaus Zumwinkel.

(Foto: Fotos: AP, dpa, Reuters, sueddeutsche.de)

Wer bietet mehr?

Seitdem haben sich weitere Vorstände ihren Abgang versüßen lassen, beispielsweise Thomas Middelhoff bei Bertelsmann. Im Juli 2002 verlängerte er seinen Vertrag um fünf Jahre, wenige Wochen später überwarf er sich mit einigen Aufsichtsräten und ging, wofür er schätzungsweise 25 Millionen Euro erhielt.

Werner Seifert überwies die Deutsche Börse bei seinem Rückzug 2005 mehr als neun Millionen Euro. Siemens zahlte Klaus Kleinfeld nach dessen Abgang zur Zeit der Korruptionsaffäre sieben Millionen Euro.

Jedes Mal flammte die Diskussion darüber auf, ob die Abfindungen gerechtfertigt seien. Dies dürfte erneut der Fall sein, sollte Wendelin Wiedeking bei Porsche vorzeitig aus seinem Vertrag aussteigen. Darüber wurde zuletzt mehrfach spekuliert.

Der Porsche-Chef gilt als einer der bestbezahlten Manager der Welt. Sein Jahreseinkommen belief sich zuletzt auf schätzungsweise 80 Millionen Euro, sein Vertrag läuft noch bis 2012.

Besonders häufig mussten zuletzt die Chefs von Banken gehen. So verabschiedete sich fast die komplette Riege der Landesbankenchefs.

Insgesamt mussten 2008 laut einer Studie der Strategieberatung Booz & Company 17 Prozent der Vorstandschefs in Deutschland gehen, also jeder Sechste; ein Jahr zuvor waren es noch 19,7 Prozent gewesen.

Für die Vorstände einer Aktiengesellschaft gelten andere Regeln als für sonstige Beschäftigte, wenn sie vorzeitig gehen: Sie gelten als Arbeitgeber und sind deswegen nicht wie gewöhnliche Arbeitnehmer gegen eine Kündigung geschützt, wenn der Aufsichtsrat sich von ihnen trennen will.

Lukrativ: Die Altersvorsorge der Ex-Manager

In der Regel haben Vorstände einen befristeten Vertrag unterschrieben, der über drei bis fünf Jahre läuft. Kommt es zur vorzeitigen Trennung, dann wird das Gehalt für den laufenden Vertrag ausgezahlt. Arbeitsrechtler vergleichen die Vorstände gerne mit einem Bundesligatrainer. Wenn der Trainer vorzeitig gehen müsse, bekäme er seinen Vertrag auch ausbezahlt.

Abfindung plus Altersvorsorge

Weil viele Vorstände findig sind, wenn sie ihre Verträge aushandeln, geht es bei ihrem vorzeitigen Abschied mittlerweile meist um weitere Ansprüche. Neben der Altersvorsorge können dies Bonuszahlungen oder Aktienoptionen sein.

So gibt es beispielsweise bei dem Autobauer Daimler, dem Handelskonzern Metro, der Deutschen Bahn oder der Deutschen Post großzügige Altersvorsorgeansprüche für die Topmanager.

Sie liegen bei bis zu 80 Prozent des zuletzt gezahlten Festgehalts. Solche Ansprüche dürften sich beim ehemaligen Bahn-Chef Hartmut Mehdorn auf 4,8 Millionen Euro summiert haben.

Und während sich ein einfacher Angestellter fast immer mit einer monatlichen Rentenauszahlung begnügen muss, dürfen sich viele Topmanager ihre betrieblichen Vorsorgeansprüche auch auf einmal auszahlen lassen.

Beim ehemaligen Post-Chef Klaus Zumwinkel summierten sich diese auf 20 Millionen Euro, beim langjährigen Postbank-Chef Wulf von Schimmelmann auf elf Millionen Euro. Kritiker sehen darin eine Vollkaskomentalität der Führungselite.

Manche Manager sind sich auch nicht zu schade, ihre Ansprüche einzuklagen, selbst wenn sie eklatant versagt und das Unternehmen an den Rand des Ruins geführt haben.

Hohe Abfindungen für schlechte Leistungen

Obwohl Stefan Ortseifen bei der Mittelstandsbank IKB und Georg Funke bei der Immobilienbank HRE vom Aufsichtsrat gefeuert wurden und ihre Institute nur durch Steuergelder in Milliardenhöhe gerettet werden konnten, klagten beide hohe Gehalts- und Pensionsansprüche vor Gericht ein.

Hohe Zahlungen beim vorzeitigen Ausscheiden sind ein Politikum und mitverantwortlich für den zunehmend schlechten Ruf, den Manager bei vielen Menschen haben. Hohe Abfindungen für schlechte Leistungen, lautet eine gängige Meinung.

Und immer wieder stimmt dies, wie jüngst eine Analyse des Manager Magazins mit der Berliner Humboldt-Universität und Gehaltsexperten zeigte. Beispielsweise schaffte es Vorstandschef Michael Frenzel beim Touristikunternehmen Tui nicht einmal, die Kapitalkosten zu verdienen, gleichzeitig verdoppelten sich allerdings die Bezüge des Managers seit 2006.

Noch schlechter fällt demnach die Bilanz von Thomas Middelhoff beim Kaufhauskonzern Arcandor aus. Angesichts solcher Fälle dürfte die Diskussion über Managergehälter und Abfindungen ein Dauerbrenner bleiben.

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