MAN in China:Schwere Lastwagen gegen Schweinegrippe

Der Blick aus der Ferne: Wie die chinesische Presse den Einstieg von MAN beim Marktführer für schwere Nutzfahrzeuge bewertet.

Michael Kuntz, Hongkong

Eigentlich beschäftigen sich die chinesischen Journalisten an diesem sonnigen Vormittag in Hongkong mit den 78 neuen Fällen von Schweinegrippe in der Stadt, die 1997 von den Briten an China zurückgegeben worden ist.

MAN, ddp

Aufgehübscht: Der Lastwagenproduzent MAN steigt beim chinesischen Pendant Sinotruk ein. Die neuen Lkws sollen nicht nur in China, sondern später auch in anderen Schwellenländern verkauft werden.

(Foto: Foto: ddp)

Die Tageszeitung South China Morning Post sorgt sich ausführlich über die nun fälligen Impfungen und was die wohl kosten werden. Trotz dieser angespannten Nachrichtenlage füllen mehrere Dutzend Reporter und Fotografen den Konferenzsaal mit den fünf Kronleuchtern unter der Decke.

Auf dem Podium im Hotel Shangri La erläutern MAN-Chef Håkan Samuelsson und Ma Chunji vom größten chinesischen Hersteller für schwere Nutzfahrzeuge, Sinotruk, wie sie gemeinsam die Schwellenländer in Asien und später wohl auch Afrika mit robusten Lkws über 14 Tonnen überrollen wollen. Als "Project Highway" hielt der Dax-Konzern MAN sein Vorhaben bis zuletzt geheim.

Die chinesischen Journalisten interessiert am Einstieg von MAN als Gesellschafter bei Sinotruk vor allem, wie lange die behördlichen Genehmigungen für den Deal dauern werden und ob sich auch Chancen für künftige Exporte ergeben.

Deutsches Fachwissen und chinesische Kosten

Genau das ist geplant, denn Samuelsson will die chinesische Firma in sein weltweites Vertriebsnetz einspannen. Die Strategie des Schweden, der seit Anfang 2005 MAN-Chef ist: Am Wachstum in den Schwellenländern teilnehmen mit Produkten, die mit deutschem Fachwissen zu den lokalen Kosten vor Ort produziert werden und neue Märkte auch für die Hightech-Fahrzeuge aus Deutschland erschließen.

So hält MAN es in Polen, Russland, Indien, Brasilien und nun auch in China. Außerdem will MAN auch Teile in China einkaufen, erläutert Samuelsson einem chinesischen Fernsehreporter.

Am Vorabend waren im rotgetäfelten Cocktail-Saal die Verträge unterschrieben worden, ein Anlass, bei dem der eigens angereiste bayerische Staatsminister Siegfried Schneider die Erwartungen der chinesischen Gastgeber an eine hochkarätig besetzte Delegation erfüllt.

Mit dieser ersten Beteiligung eines deutschen Konzerns an einem Unternehmen der Autoindustrie beginne ein neues Kapitel, sagt der Chef der Staatskanzlei, der am Rande versichert, dass ihn seine Wege häufiger nach Ingolstadt als ins ferne Hongkong führen.

Es werden in silbernes oder rotes Geschenkpapier verhüllte Päckchen ausgetauscht, über deren Inhalt nichts Genaueres zu erfahren ist. Eine vor dem Podium ausgestellte Vase und ein hässliches kleines Glaspferd lassen zwar einiges ahnen.

Dennoch war es wahrscheinlich besser, dass gerade keine Staatsanwälte aus München zugegen waren, die derzeit gegen MAN wegen Korruptionsverdacht ermitteln beim Verkauf von Lkw, Bussen und Schiffsmotoren.

Manager und KP-Funktionär

Später versichert Firmenchef Ma Chunji in der VIP-Lounge von Sinotruk, wie wichtig langjährig gewachsene Beziehungen zwischen zwei Unternehmen sind. Seit den achtziger Jahren reist der chinesische Manager und Funktionär der Kommunistischen Partei bereits regelmäßig nach Bayern zu MAN. Schon seit 1984 baut Sinotruk Lastwagen von MAN in Lizenz.

"Wir haben vor 25 Jahren unsere Kooperation und Freundschaft begonnen." Ma Chunji will etwa drei Viertel von den 560 Millionen Euro, die MAN in seine Firma einbringt, für die Einführung neuer Technologien nutzen und zwar sowohl in den Werken als auch für die neue Lkw-Familie, die dann die Umweltnormen Euro Drei und Euro Vier erfüllen soll.

Noch bleiben vier von fünf Sinotruk-Lkw in China. Das soll sich ändern, zunächst ist mehr Export in die Nachbarländer geplant, später nach Afrika. Die Chinesen kooperieren übrigens auch mit dem MAN-Konkurrenten Volvo - und das soll so bleiben. Die Schweden seien einverstanden.

MAN ist schon seit mehr als hundert Jahren in China präsent und durchaus nicht nur mit seinen Nutzfahrzeugen. So bauten die Bayern bereits 1903 an der Eisenbahn in der Provinz Shandong mit. Seit 2008 betreiben sie eine Fabrik für Turbomaschinen in Changzhou.

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