1. Mai:Arbeitgeber halten Tag der Arbeit für überholt

Gesamtmetall-Präsident Kannegiesser wirft den Gewerkschaften Folklore vor. Ihre Forderung nach fairen Löhnen und sozialer Sicherheit sei längst erfüllt - und die Aktionen Tag der Arbeit damit überflüssig.

Zeit, den Feiertag zu streichen? Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, hält den Tag der Arbeit am 1. Mai weitgehend für überholt - und viele Positionen der Gewerkschaften für nicht mehr zeitgemäß. "Die Forderung der Maikundgebungen "Faire Löhne, gute Arbeit, soziale Sicherheit" hat die Metall-und Elektro-Industrie längst umgesetzt. Die Löhne sind Weltspitze, die Zahl der Stammarbeitsplätze wächst kräftig, in den meisten Betrieben herrscht Aufbruchsstimmung. Fazit: Die Gewerkschaften haben das Thema verfehlt!", schreibt Kannegiesser in einem Gastbeitrag für die Zeitung Bild am Sonntag.

Vor dem 1. Mai in Berlin

Zeitgemäß oder nicht? Arbeitgeber und Gewerkschaften streiten über den Tag der Arbeit.

(Foto: dpa)

Der Tag der Arbeit müsse deshalb nicht gleich in Frage gestellt werden, fährt Kannegiesser fort. Man solle sich aber "von der Folklore nicht blenden lassen": Nur um sich Profil zu geben, malten Teile der Gewerkschaften ein düsteres Bild. "Dabei haben sie durch unser erfolgreiches gemeinsames Krisenmanagement bewiesen, wie modern und zukunftsgewandt sie sind."

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Michael Sommer sieht das anders. Er verteidigte die Kundgebungen: "Der 1. Mai ist der Festtag für die arbeitenden Menschen. Gute Arbeit ist die Quelle von Reichtum - für Wirtschaft und Gesellschaft. Arbeit schafft Würde. Arbeitende Menschen brauchen Würde."

Sommer verwies darauf, dass immer mehr Menschen unsichere Jobs hätten. So arbeiteten mehr als sieben Millionen Minijobber ohne feste Arbeitszeiten für 400 Euro. Mehr als eine Million "Hartz-IV-Aufstocker" bräuchten staatliche Hilfe, da der Lohn nicht zum Leben reiche. Der 1. Mai bleibe "deshalb der Protesttag gegen unwürdige Arbeit".

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