Märkte:Dax fällt unter  12000 Punkte

Die Nervosität an den europäischen Finanzmärkten ist hoch, Anleger ziehen sich mehr und mehr zurück. Hohe Verluste gibt es insbesondere bei Bank-Aktien. Am Devisenmarkt fällt der Euro auf ein frisches 20-Jahres-Tief.

Inflations-, Zins-, und Konjunktursorgen haben den Aktienmärkten zur Wochenmitte zugesetzt. Der Dax fiel erstmals seit November 2020 unter die Marke von 12 000 Punkten und notierte zeitweise mehr als zwei Prozent tiefer bei 11 863 Punkten. Seit dem Zwischenhoch vor gut zwei Wochen büßte das Börsenbarometer damit etwa zehn Prozent ein. Im späten Handel machte der deutsche Leitindex allerdings seine Verluste wieder wett und schloss 0,4 Prozent im Plus. Die in Deutschland erneut gesunkene Verbraucherstimmung zeichnet angesichts von Energiekrise und Inflation ein düsteres Bild für die Zukunft. Das Barometer der Nürnberger GfK-Marktforscher signalisiert für Oktober einen überraschend starken Rückgang.

Heftige Kursverluste gab es bei den Bankwerten, wie das zeitweilige Minus von mehr als sieben Prozent für die Papiere der Deutschen Bank am Dax-Ende zeigte. Das Geldhaus und seine Fondstochter DWS werden von US-Behörden wegen der Nutzung unerlaubter Kommunikationskanäle zur Kasse gebeten und müssen 125 Millionen Dollar Strafe zahlen. Insgesamt sind 16 Wall-Street-Institute betroffen. Zudem setzte den Banken die immer stärker werdende Wirtschaftsabschwächung in Europa zu. Mit einem Abschlag von fast sechs Prozent ging auch die Aktie der Commerzbank auf Talfahrt. Die polnische Tochter M-Bank wird das Geldinstitut auch im dritten Quartal wegen einer zusätzlichen Vorsorge in Höhe von umgerechnet rund 490 Millionen Euro belasten.

Düster sah es auch in der Stahlbranche aus wegen einer Branchenstudie der US-Bank JP Morgan, die pessimistisch auf die Profitabilität im Kohlenstoffstahlbereich blickt. Für die Titel von Thyssenkrupp ging es im M-Dax um mehr als elf Prozent bergab, das Papier des stärker auf Stahl fokussierten Salzgitter-Konzerns rutschte im S-Dax um rund neun Prozent nach unten.

Die Flucht aus Staatsanleihen hielt derweil an, was wiederum die Finanzierungskosten der Staaten verteuert. Die Rendite zehnjähriger deutscher Bundesanleihen markierte mit 2,352 Prozent den höchsten Stand seit knapp elf Jahren. Zehnjährige US-Treasuries rentierten mit 4,019 Prozent und damit so hoch wie seit der Finanzkrise 2008 nicht mehr. Treiber der Renditen sind die steigenden Zinssätze der Zentralbanken weltweit, die im Kampf gegen die Inflation die geldpolitischen Zügel spürbar straffen.

Am Devisenmarkt ging der Euro-Kurs auf eine Berg- und Talfahrt. Die Notierung war zeitweise bis auf 0,9536 Dollar gefallen und damit auf den niedrigsten Stand seit 20 Jahren. Bis zum späten Abend erholte sich der Euro und stieg auf 0,9727 Dollar. Händler sprachen von einer Stabilisierung nach den jüngsten Verlusten. Experten gehen jedoch von einem anhaltenden Druck auf den Euro aus. Die Gemeinschaftswährung wird derzeit durch die Energiekrise in Europa und die schwachen Konjunkturaussichten belastet.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungGaspreise
:Bei derlei Regierungskunst bleibt zu hoffen, dass der Winter schnell vorübergeht

Irgendwann wird es wieder wärmer werden, aber ob es Deutschland dann noch gut geht? Das wird täglich ungewisser. Denn die Regierung taumelt zusehends durch die Krise.

Jetzt entdecken

Gutscheine: