Süddeutsche Zeitung

Männlich und erfolgreich:Einsam auf der Bühne

Wagniskapitalgeber bevorzugen noch immer Start-ups von Männern. Seit Jahren löst eine Initiative zur Frauenförderung die nächste ab.

Kathrin Werner, New York

Seit Jahren schon löst eine Initiative zur Frauenförderung die nächste ab im Silicon Valley. Kaum ein Unternehmen, das nicht als großes Ziel vorgegeben hat, mehr Frauen einzustellen und mehr dafür zu tun, dass sie die gleichen Karrierechancen haben wie Männer. Doch die Tech-Industrie bleibt von Männern dominiert, insbesondere gilt das für Start-ups.

Das Wagniskapital-Portal Crunchbase zählt in einer groß angelegten Studie den Anteil von weiblichen Unternehmensgründern weltweit. Von 43 000 jungen Unternehmen, die zwischen 2009 und 2017 Startkapital bekamen, hatten etwa 6800 mindestens eine Gründerin im Team. Crunchbase aktualisiert die Zahl jedes Quartal. Anfänglich gab es noch Fortschritte, doch seit 2012 stagniert die Zahl der weiblichen Gründer bei 17 Prozent. Auch im ersten Quartal 2017 hatten nur rund 17 Prozent der Start-ups, die Geld bekamen, eine Frau mit der Unternehmensidee. Wohlgemerkt zählt Crunchbase nicht nur Hightech-Start-ups aus dem Silicon Valley, sondern alle jungen Firmen aus der ganzen Welt. Im Silicon Valley ist der Frauenanteil also noch geringer. Gründerinnen tendieren vor allem zu Unternehmen, die sich mit Bildung, Onlinehandel, Gesundheit und Medien beschäftigen.

Im Jahr 2016 haben von Frauen gegründete oder zumindest mitgegründete Start-ups zehn Milliarden Dollar bei Investoren eingesammelt. Rein männliche Gründerteam bekamen im gleichen Zeitraum 94 Milliarden Dollar, berichtet Crunchbase. Es gibt allerdings mehr und mehr Wagniskapitalgeber, die sich auf Gründerinnen spezialisieren. Die bekanntesten sind BBG Ventures, Merge Lane, Female Founders Fund, Rivet Ventures, Halogen Ventures, Scale Investors, Fierce Capital und Perkins.

Für die geringe Zahl der Gründerinnen gibt es viele Gründe. Kein Grund: mangelnder Erfolg. Zahlreiche Studien belegen, dass von Frauen geführte Firmen erfolgreicher sind. Insbesondere Gründerteams, die aus Frauen und Männern bestehen, haben gute Chancen. Eine aktuelle Studie der Mitarbeiterbefragungs-Firma Tinypulse belegt, dass Start-ups mit Gründerinnen schneller wachsen. Von den untersuchten Firmen, deren Umsätze pro Jahr um mehr als 200 Prozent wuchsen, hatten fast doppelt so viele eine Gründerin.

Einer der Hauptgründe, warum weniger Frauen Geld von Wagniskapitalgebern bekommen als Männer, dürften auch die Wagniskapitalgeber selbst sein: Laut der auf die Branche spezialisierten Datensammelfirma Pitchbook sind nur 6,3 Prozent der Investmentprofis in den Vorständen der Venture-Capital-Firmen Frauen. Es sei immer ein wenig einschüchternd, wenn sie in einen Raum voller Wagniskapitalgeber trete, um ihr Start-up vorzustellen - und außer ihr würden da nur Männer sitzen, sagte Lynn Perkins, die Gründerin der Babysitter-Such-App Urbansitter dem Wall Street Journal. "Man sitzt da und alle schauen einen an. So fühlen sich wahrscheinlich Schauspieler im Theater."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3518495
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.05.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.