Machtkampf: VW und Porsche:Uneins bis zuletzt

Im Machtkampf zwischen Porsche und VW droht ein Eklat: Der Porsche-Piëch-Clan verstößt womöglich gegen seine Regularien - und stimmt in der entscheidenden Sitzung gegeneinander.

K.-H. Büschemann und K. Ott

Die Auseinandersetzung zwischen Porsche und VW über das Zusammengehen der beiden Konzerne läuft am Donnerstag auf einen Eklat in den Aufsichtsräten beider Unternehmen zu.

Machtkampf: VW und Porsche: Die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden von Porsche und VW, Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch, sind derzeit ständig in Gesprächen - die Zukunft beider Unternehmen ist dennoch weiterhin offen.

Die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden von Porsche und VW, Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch, sind derzeit ständig in Gesprächen - die Zukunft beider Unternehmen ist dennoch weiterhin offen.

(Foto: Foto: Reuters)

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung sind die Aussichten gering, dass sich die Parteien vor den Sitzungen auf einen Kompromiss einigen. Bislang zeichnet sich nicht ab, dass der Porsche-Vorstandsvorsitzende Wendelin Wiedeking noch vor dem Treffen am Donnerstag seinen Rückzug erklärt und so den Weg freimacht für eine Übernahme von Porsche durch VW.

Am Donnerstag finden in Stuttgart die beiden Aufsichtsratssitzungen von Porsche und VW statt, auf denen zwei gegensätzliche Konzepte zur Abstimmung stehen.

VW plant die Übernahme von Porsche. Der Porsche-Vorstand will dagegen den katarischen Staatsfonds ins Boot holen und damit die Übernahme von Volkswagen finanzieren. "Es sieht nicht nach einer Einigung aus, beide Seiten nähern sich einander nicht an", heißt es dazu in VW-Kreisen.

"Es kommt auf den Kompromiss an"

Christian Wulff, der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, das an VW mit 20 Prozent beteiligt ist, hatte vor wenigen Tagen gesagt, es gelte, den Donnerstag abzuwarten: "Es kommt auf den Kompromiss an." Dieser ist aber nicht in Sicht, wie Beteiligte versichern. Auch Wulff drängt massiv auf die Übernahme von Porsche durch VW.

Bei Porsche heißt es, die beiden Aufsichtsratsvorsitzenden von Porsche und VW, Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch, seien ständig in Gesprächen. Eine Einigung sei bisher jedoch nicht zu erkennen.

Aus dem Aufsichtsrat des Sportwagenherstellers heißt es, Wolfgang Porsche wolle Wendelin Wiedeking nicht hinauswerfen, sondern warte darauf, dass der Porsche-Chef selbst seinen Rückzug erkläre.

Weiter heißt es aus Stuttgart, Vorstandschef Wiedeking werde auf keinen Fall vor der Aufsichtsratssitzung am Donnerstag ausscheiden, sondern wie geplant in dem Gremium sein Konzept vortragen.

Beide Sitzungen brisant

Damit werden die beiden Sitzungen in Stuttgart brisant. Auf der für zwölf Uhr angesetzten ersten Sitzung, der des Volkswagen-Aufsichtsrates, würden sich die Aufsichtsratsmitglieder Wolfgang Porsche, Wendelin Wiedeking und Holger Härter, der Finanzchef bei Porsche ist, gegen den Plan zur Übernahme von VW aussprechen.

Piëch kann seinen Plan nur durchsetzen, wenn er gemeinsam mit den Arbeitnehmern im VW-Aufsichtsrat die Vertreter von Porsche überstimmt. Gemeinsam mit den Belegschaftsvertretern und den beiden Vertretern des Landes Niedersachsen hat Piëch aber eine klare Mehrheit in dem Gremium für die Übernahme von Porsche.

Eine solche Kampfsituation ist in einem deutschen Aufsichtsrat äußerst ungewöhnlich. Die Situation wäre vor allem deshalb brisant, weil die Regularien der Porsche-Piëch-Familie vorschreiben, dass im Aufsichtsrat von Porsche alle Familienstämme einheitlich abstimmen müssen, also auch Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch. Porsche oder Piëch müssten in einer der beiden Sitzungen ihre Meinung ändern.

Kampfabstimmung möglich

Das Treffen des Porsche-Kontrollgremiums ist für 16 Uhr vorgesehen. Es soll über das Konzept des Unternehmenschefs entscheiden, den katarischen Staatsfonds an Porsche zu beteiligen, um dem Unternehmen die Schuldenlast zu nehmen, die durch den Einstieg bei Volkswagen entstanden war.

Das wiederum wird von den Aufsichtsratsmitgliedern Ferdinand Piëch und den beiden VW-Belegschaftsvertretern Bernd Osterloh und Peter Mosch vehement abgelehnt. Hier ist eine Kampfabstimmung möglich, in der diese drei Volkswagen-Vertreter überstimmt würden.

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