Machtkampf mit Porsche:Verhaltenskodex für VW-Manager

Zum Schweigen verdammt: Der VW-Vorstand hat seinen Managern einen Maulkorb verpasst. Sie sollen nur die nötigsten Informationen mit Porsche austauschen.

Im Machtkampf zwischen Porsche und Volkswagen werden in den Führungsetagen die harten Bandagen angezogen: Der VW-Vorstand hat einen Verhaltenskodex in Auftrag gegeben, der die Beziehungen zwischen VW-Managern und der ungeliebten Muttergesellschaft Porsche regeln soll.

Volkswagen-Chef Winterkorn, Porsche-Chef Wiedeking, Reuters

Der Ton wird ungemütlich zwischen Wolfsburg und Stuttgart: Volkswagen-Chef Winterkorn (links) und Porsche-Chef Wiedeking.

(Foto: Foto: Reuters)

Ein Maulkorb für Manager

Der VW-Vorstand halte seine Manager dazu an, mit Porsche nur die nötigsten Informationen auszutauschen, berichtet das Wirtschaftsmagazin Capital. Die Benimmbibel firmiere als interne Analyse mit dem Titel "Auswirkungen der Anteilserhöhung der Porsche SE an der Volkswagen AG auf den Informationstransfer."

Der von VW-Konzernjuristen erstellte Verhaltenskodex regele, dass es auch nach einer Mehrheitsübernahme durch Porsche "keine allgemeine Pflicht" zur Weitergabe vertraulicher Informationen gebe.

"Wie unter fremden Dritten"

Die einzige Ausnahme seien Fakten, die für den Konzernabschluss der Muttergesellschaft Porsche nötig seien. Hinter dem Verhaltenskodex stünden verschiedene Paragrafen des deutschen Aktiengesetzes, die den VW-Vorstand verpflichteten, jeden Porsche-Vorschlag, der nicht im Interesse von VW sei, kategorisch abzulehnen.

Dem Verhaltenskodex zufolge, aus dem Capital zitiert, dürften weiterhin keine Informationen an Porsche gehen, die für VW "nachteilig sein oder sich nachteilig auf die Gestaltung der Geschäftsbeziehungen auswirken" können, es sei denn, der Nachteil werde von Porsche finanziell ausgeglichen.

Jeder Vertrag mit Porsche sei "wie unter fremden Dritten" zu verhandeln. Der Verhaltenskodex gelte so lange, bis zwischen Porsche und VW ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abgeschlossen sei.

Hintergrund der vom Vorstand in Auftrag gegebenen Analyse ist offenbar auch der Vorwurf der Arbeitnehmervertreter, Porsche habe wiederholt eigenmächtig Informationen von einzelnen VW-Unternehmensteilen abgefordert.

Das sei erstaunlicherweise hinter dem Rücken des VW-Vorstands sowie von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piech geschehen, berichtete das Magazin. Von Porsche war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Keine freie Bahn für Wiedeking

Die interne Analyse zeige eindeutig, dass Porsche-Chef Wendelin Wiedeking auch bei einer Mehrheit der VW-Stammaktien bei weitem nicht machen könne, was er wolle, schreibt Capital. Von Volkswagen war zunächst keine Stellungnahme dazu zu erhalten.

Porsche hatte am Dienstag seinen Anteil an Volkswagen auf 35,14 Prozent erhöht und erlangte damit die faktische Mehrheit über Europas größten Autobauer. VW wird damit zu einer Tochtergesellschaft des sehr viel kleineren Sportwagenherstellers aus Stuttgart. Porsche will seinen Anteil an VW in den nächsten Wochen mehr als 50 Prozent erhöhen und damit auch mehrheitlich das Steuer übernehmen.

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