Machtkampf mit Metro:Media-Markt-Gründer scheitert vor Gericht

Erich Kellerhals Metro Media Saturn

Das Urteil von Ingolstadt ist eine Niederlage für Erich Kellerhals.

(Foto: Catherina Hess)

Es ist der Kampf des letzten verbliebenen Gründers: Im erbitterten Machtkampf bei Media Saturn hat Erich Kellerhals vor Gericht verloren. Sein Gegner darf an der Spitze von Europas größtem Elektrohändler bleiben. Jetzt deuten beide Seiten das Urteil in ihrem Sinne.

Von Uwe Ritzer

Im Machtkampf beim Handelskonzern Metro muss Mitgesellschafter Erich Kellerhals eine bittere Niederlage einstecken. Die Handelskammer des Landgerichts Ingolstadt hat seinen Antrag abgelehnt, seinen Gegner Pieter Haas als Geschäftsführer der Media Saturn Holding GmbH abzulösen. Das gibt das Landgericht Ingolstadt bekannt. Kellerhalts wollte Haas per einstweiliger Verfügung loswerden, jetzt sagt das Gericht: Haas' Bestellung zum Geschäftsführer ist wirksam, sie sei "weder treuwidrig noch unzumutbar". Außerdem erkenne die Kammer keine "erheblichen Nachteile, die einen nicht wiedergutzumachenden Schaden zur Folge haben."

Die Entscheidung des Gerichtes ist hart für den 74-jährigen Kellerhals. Er misstraut Haas zutiefst, wie auch seinen Geschäftspartnern bei der Metro AG, in deren Vorstand Haas parallel zu seinem Posten als Media-Saturn-Chef nach wie vor sitzt. Seit drei Jahren liefern sich der letzte verbliebene Firmengründer Kellerhals und der Düsseldorfer Handelskonzern und Mehrheitseigner Metro einen erbitterten Kampf um die Macht bei Europas größtem Elektrohändler.

Die Metro möchte in Ingolstadt endlich gemäß ihrer Dreiviertelmehrheit bei den Anteilen durchregieren, doch ein Vetorecht von Erich Kellerhals verhindert dies. Bislang fruchten die Versuche der Metro vor Gerichten, diese Machtposition des Salzburger Milliardärs auszuhebeln, nur bedingt. Stattdessen schaukelt sich der Streit der Gesellschafter immer mehr hoch. Er hat inzwischen ein bei vergleichbaren Unternehmen der deutschen Wirtschaft ziemlich beispielloses Niveau erreicht. Weswegen es ziemlich wahrscheinlich ist, dass der nun unterlegene Kellerhals nunmehr die nächste Instanz anrufen wird.

Ein Sprecher von Kellerhals findet gar nicht, dass beide Seiten weit auseinanderliegen: "Wir sind uns mit der Metro darin einig, dass gemeinsam ein neuer Vorsitzender der Geschäftsführung für die Media-Saturn Holding GmbH gesucht wird. Diese Suche haben wir bereits gemeinsam angeschoben." Daran ändert - nach seiner Lesart - auch die Ingolstädter Entscheidung nichts.

Der Sprecher verwies auch auf eine andere Gerichtsentscheidung die das OLG München gefällt hat. Es entschied parallel zum Ingolstädter Verfahren in einem anderen Rechtsstreit in zweiter Instanz: Die Gesellschafterversammlungen sind zuständig für die Frage, welche neuen Standorte Media Markt und Saturn eröffnen. Damit ist sichergestellt, dass keine Standortentscheidung gegen den Willen von Kellerhals fallen kann. "Auf diese Weise ist auch weiterhin gewährleistet, dass die Familie Kellerhals ihre jahrzehntelange Erfahrung im Elektroeinzelhandel einbringen kann", sagte der Sprecher. In erster Instanz hatte Kellerhals bei dieser Frage noch verloren. Die Entscheidung des OLG ist nun verbindlich, eine Revision gegen das Urteil ließ das Gericht nicht zu. Der Streit darüber, wer bei Media-Saturn was und wie viel zu sagen ist, dürfte damit aber längst noch nicht beendet sein.

Die Metro jedenfalls wertete den Richterspruch naturgemäß als Erfolg. "Wir begrüßen, dass Herr Haas gemeinsam mit seinen Geschäftsführungskollegen bei Media-Saturn unbeeinträchtigt von juristischen Störfeuern seine Arbeit konzentriert fortführen und die wichtige Neupositionierung von MSH vorantreiben kann", sagte ein Konzernsprecher. "Wir hoffen sehr - auch im Sinne der Mitarbeiter -, dass nun Ruhe einkehrt." Ähnlich äußerte sich eine Sprecherin von Media-Saturn: "Wir sind erleichtert, dass weitergemacht werden kann wie geplant."

Wie vergiftet die Atmosphäre mittlerweile ist, zeigt auch ein neuer Eintrag von Erich Kellerhals auf seiner persönlichen Internetseite zwei Tage vor der Gerichtsentscheidung an diesem Donnerstag. Metro und Haas würden seit Monaten ungebührlichen Druck auf die Media-Saturn-Geschäftsführer ausüben, heißt es dort.

Haas bevorzuge die Metro und halte ihm Informationen vor, behauptet Kellerhals. Und macht einmal mehr deutlich, wie wenig er vom Metro-Gesandten an der Media-Saturn-Spitze hält. Haas gebe zwar viele Interviews über seine angebliche Strategie, doch "bei genauem Hinsehen entpuppt sich vieles aber nur als heiße Luft." Die Mitarbeiter bei Media-Saturn seien "demotiviert und orientierungslos". Kellerhals hält Pieter Haas schlicht für unfähig. "Kein Risikomanager könnte es verantworten, einen Manager wie Herrn Haas zu entsenden, der schon mehrere hundert Millionen Euro Verlust bei Media-Saturn verursachte", schrieb Kellerhals, kurz bevor das Ingolstädter Landgericht seinen Spruch verkündete.

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