Machtkampf beim Handelskonzern Metro:Das Raubein fliegt raus

Die Zeichen stehen auf Trennung: Vertreter eines Großaktionärs haben Metro-Chef Eckhard Cordes offenbar klar gemacht, dass es für ihn keine Zukunft in dem Handelskonzern gibt. Noch im September soll Cordes abdanken. Sein Vertrag geht allerdings noch bis 2012.

Stefan Weber

Wegrennen, so erzählt Metro-Chef Eckhard Cordes, 60, gerne, komme für ihn nicht in Frage. Als gut bezahlter Boss eines Dax-Konzerns müsse er Gegenwind aushalten. Doch inzwischen hat der Widerstand Orkanstärke erreicht und es gilt als sicher, dass Cordes gehen muss. Vertreter des Großaktionärs Haniel hätten ihm in den vergangenen Tagen klar gemacht, dass es für ihn keine Zukunft bei Metro gebe und dass er möglichst noch im September freiwillig seinen Rückzug bekannt geben solle, hieß es am Montag im Umfeld des Unternehmens.

Metro-Vorstandsvorsitzender Cordes verliert angeblich Rueckhalt im Aufsichtsrat

Als Boss eines Dax-Konzerns müsse er Gegenwind aushalten, sagte Metro-Chef Eckhard Cordes einst. Jetzt hat der Widerstand Orkanstärke erreicht.

(Foto: dapd)

"Das wäre ein sauberer Schnitt und alle Beteiligten würden ihr Gesicht wahren", sagte ein Insider. Cordes' Vertrag als Metro-Chef endet im Oktober 2012. Lange Zeit hatte er gehofft, über dieses Datum hinaus weitermachen zu können beim größten deutschen Handelsunternehmen. Noch vor wenigen Tagen hieß es aus seinem Lager: "Herr Cordes kämpft für eine Vertragsverlängerung." Es gebe Signale, dass Haniel mit ihm weiter zusammenarbeiten wolle.

Doch nun steht fest: Die Zeichen stehen auf Trennung. Zu viel war in den vergangenen Wochen und Monaten zusammengekommen, was Großaktionär Haniel massiv zweifeln ließ, dass Cordes noch der richtige Mann ist, um Metro umzugestalten. Gemeinsam mit der Familie Schmidt-Ruthenbeck halten die Haniels 50,01 Prozent der Anteile an Metro. Haniel-Lenker Jürgen Kluge ist Aufsichtsratsvorsitzender des Handelskonzerns. Das Verhältnis zwischen beiden Managern gilt seit längerem als zerrüttet. Unter den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat hat Cordes ohnehin keinen Rückhalt. Sie verübeln ihm, dass er allzu forsch und wenig diplomatisch ein Sparprogramm durchgedrückt hat, dem Tausende Jobs zum Opfer fielen.

Cordes hatte für Metro große Pläne

Der frühere Mercedes-Chef Cordes war 2006 als Chef zu Haniel gekommen. Sein Auftrag lautete, das Metro-Engagement zu optimieren, das schon damals die wichtigste Beteiligung des Duisburger Familienunternehmens war. Ab Herbst 2007 konzentrierte sich Cordes auf die Führung von Metro, nachdem der langjährige Chef Hans-Joachim Körber das Unternehmen im Streit verlassen hatte.

Für Metro hatte Cordes große Pläne: Die Tochter Kaufhof wollte er ebenso verkaufen wie den SB-Warenhaus-Ableger Real. Die Elektronikkette Media Saturn, an der Metro mehrheitlich beteiligt ist, sollte fit gemacht werden für einen Gang an die Börse. Übrig bleiben sollte im Kern nur das, was Metro einst groß gemacht hat: das Großhandelsgeschäft für Kunden wie Hoteliers oder Restaurantbesitzer. Diese "Cash&Carry"-Aktivitäten steuern mit 31 Milliarden Euro knapp die Hälfte zum Konzernumsatz bei.

Namen der möglichen Nachfolger kursieren bereits

Dieses Szenario erschien den Vertretern der Familie Haniel so verlockend, dass sie ihre Beteiligung bei Metro massiv aufstockten. Sie kauften für drei Milliarden Euro Aktien, um mit den Schmidt-Ruthenbecks das Sagen zu haben bei Metro. Stand heute haben die Eigentümer viel Geld verloren. Die Metro-Aktie notiert bei deutlich weniger als 30 Euro - das ist etwa die Hälfte des Preises, zu dem Haniel vor vier Jahren seine Beteiligung aufgestockt hatte.

Aber es ist nicht allein die Entwicklung des Aktienkurses, die den Großaktionär verstimmt. Die Eigentümer erkennen nicht, dass Cordes strategisch viel bewegt hat. Kaufhof und Real gehören weiter zum Konzern. Das hat allerdings auch Gründe, die Cordes nicht zu vertreten hat. In einem anderen Börsenumfeld hätte er möglicherweise zumindest einen Abnehmer für Kaufhof gefunden. Was auch nicht gut ankommt beim Haupteigentümer von Metro ist die Art und Weise, wie Cordes in dem seit Wochen tobenden Streit mit Erich Kellerhals, dem Altgesellschafter von Media Saturn, agiert.

Der Metro-Chef versucht, die vertraglich vereinbarte Sperrminorität der Gründer Kellerhals und Leopold Stiefel, auszuhebeln. Ein solches, auch öffentlich ausgetragenes Gerangel mag man nicht in Duisburg. Und gänzlich verärgert ist ein verschwiegener, Diskretion gewöhnte Clan wie Haniel, wenn er plötzlich im Mittelpunkt von Schlammschlachten steht.

Im Umfeld von Metro und Haniel werden bereits viele Namen von Managern genannt, die Cordes als Chef des Handelskonzerns folgen könnten. Besonders oft ist dabei von Olaf Koch, 41, die Rede. Der Finanzchef hat sich in den knapp zwei Jahren, in denen er bei Metro an Bord ist, viel Vertrauen und Sympathie erarbeitet. Die Eigentümerfamilien schätzen ihn. Koch ist fachlich sehr versiert und uneitel. Allerdings gilt er als Cordes-Vertrauter; beide kennen sich aus Daimler-Zeiten. Auch genannt als möglicher neuer Metro-Lenker wird Thomas Hübner, derzeit Europa-Chef des französischen Handelskonzerns Carrefour. Er hatte bis 2008 bei Metro gearbeitet.

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