Luxusimmobilie:Landhaus für Liebhaber

Luxusimmobilie: Etwas ab vom Schuss, aber geschichtsträchtig: das 1801 umgebaute Anwesen Ponden Hall in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire.

Etwas ab vom Schuss, aber geschichtsträchtig: das 1801 umgebaute Anwesen Ponden Hall in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire.

(Foto: Fine&Country)

Das britische Anwesen Ponden Hall war Schauplatz von bekannten Romanen und ging so in die Literaturgeschichte ein. Jetzt wird es verkauft.

Von Veronika Wulf

Ihnen ist London zu teuer und Sie wollen Ihre 1,5 Millionen Euro lieber in mehr Quadratmeter investieren, als in eine winzige Wohnung in Chelsea? Dazu noch sind Sie ein hoffnungsloser Romantiker, der für englische Literatur des 19. Jahrhunderts schwärmt und Menschen um sich herum eher so naja findet? Für diese - freien Schätzungen zufolge enorm riesige - Zielgruppe hat die Londoner Luxusimmobilienagentur Fine & Country jetzt das perfekte Objekt auf den Immobilienmarkt geworfen: Ponden Hall, ein Traum von Anwesen britischer Landhäuslichkeit. Die ersten Teile wurden 1541 erbaut, heute hat es 460 Quadratmeter, neun Schlafzimmer, ein Esszimmer - Pardon: Speisesaal - einen lauschig umrankten Garten mit Blick auf den See. Okay, es liegt nicht gerade zentral, sondern etwas außerhalb von Stanbury, einem Dorf in einem Dorf in einer Kleinstadt in West Yorkshire. Aber es gibt Wlan. Und vier Hektar Grün drumherum.

Was das Anwesen aber eigentlich besonders macht, sind die Brontë-Schwestern, die im Pfarrhaus eines Nachbardorfes im 19. Jahrhundert aufwuchsen. Denn Ponden Hall soll das Vorbild für Herrenhäuser in den weltberühmten Romanen von Charlotte, Emily und Anne gewesen sein. Vermutlich waren auch Brontë-Fans unter den Gästen, die sich dort einmieteten, denn bis vor Kurzem war Ponden Hall ein Bed and Breakfast. Ab 110 Euro konnte man zu zweit dort nächtigen - in einem der neun Schlafzimmer, versteht sich. Für rund 190 Euro bekam man auch ein Gemach für vier Personen mit Himmelbett, antikem Kronleuchter und hölzernem Eichengebälk und für 210 Euro ein Zimmer mit Kamin und Natursteinwänden. Natürlich gibt es auch "Tea making facilities" in den Räumen - what else? Und eben Wlan.

Aber wer trinkt schon Tee und daddelt am Handy rum, wenn sich ihm ein Bett darbietet, das laut Beschreibung bestens geeignet ist für "ein einzigartiges Brontë-Erlebnis oder um einen besonderen Anlass zu feiern"? Es ist eine hölzerne Koje im Stile des 18. Jahrhunderts mit einem kleinen Fenster am Kopfende, durch das einst der Geist Cathy's aus dem Roman "Sturmhöhe" von Emily Brontë versuchte, zu ihrem Lover Heathcliff vorzudringen. Wem das nicht genug Hokuspokus vor dem Schlafengehen (oder vor dem Feiern des "besonderen Anlasses") war, der konnte die Vertäfelung vor dem Fenster zur Seite schieben und in einer (nachgebildeten) Familienbibel über Cathy's Signum sinnieren. Da kann der Londoner Verkehrslärm einfach nicht mithalten.

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